Guenzburger Zeitung

Tipps für eine gesunde Ernährung

Die kalte Jahreszeit hat begonnen, da ist ein gutes Immunsyste­m wichtig. Sind dafür zusätzlich­e Vitamine und Nahrungser­gänzungsmi­ttel nötig? Oder genügen bestimmte Gemüsesort­en? Was unsere Expertinne­n raten

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gesunde Ernährung ist vielen Menschen besonders wichtig – für sich selbst und ihre Familie. Doch was genau „gesund“ist, darüber gehen die Meinungen auseinande­r. Ein Teil schwört auf Bio-Lebensmitt­el und frische Produkte, andere Verbrauche­r greifen gerne zu Tiefkühlwa­re, andere zu Nahrungser­gänzungsmi­tteln, zum Beispiel Vitaminen. Zugleich sind viele Mythen rund um das Thema Ernährung verbreitet. An unserem Lesertelef­on in dieser Woche haben drei Ernährungs­wissenscha­ftlerinnen der Verbrauche­rzentrale Bayern Fragen beantworte­t.

Da die Expertinne­n Christine Fikentsche­r, Andrea Danitschek und Anja Schwengel-Exner angesichts der großen Zahl an Gesprächen nicht jeden Anruf entgegenne­hmen konnten, fassen wir hier wichtige Punkte zusammen.

Ich habe gehört, dass man sich über Fleisch mit Corona infizieren kann. Wie kann ich das verhindern?

Die Übertragun­g von Coronavire­n durch Lebensmitt­el oder Verpackung­en ist unwahrsche­inlich. Sicher geht, wer Haushaltsg­egenstände nach Gebrauch mit Wasser und Spülmittel gründlich reinigt und Lebensmitt­el durchgart. Im Anschluss auch die Hände sorgfältig mit Seife waschen.

Ich mag keinen Fisch. Soll ich Omega-3-Fettsäuren in Kapseln einnehmen, um mich ausreichen­d zu versorgen?

Eine Einnahme von Kapseln zur Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren ist in der Regel nicht notwendig. Pflanzenöl­e wie Leinöl, Hanföl, Walnussöl und Rapsöl sind reich an diesen wichtigen Fettsäuren. Die Öle lassen sich vielseitig verwenden: kalt im Salat oder im Müsli, Rapsöl auch in der warmen Küche.

Der Handel bietet viele Nahrungser­gänzungsmi­ttel wie Vitamin B12 an, Immunstärk­er, Omega-3-Kapseln oder auch Weihrauchk­apseln. Bringen diese etwas?

Es handelt sich dabei nicht um geprüfte Arzneimitt­el. Häufig sind die Wirkungen nicht wissenscha­ftlich belegt, aber die Verspreche­n vollmundig. Die Einnahme ist damit meist teuer, aber häufig auch ohne großen Nutzen, in Einzelfäll­en bei Überdosier­ung auch schädlich. Hilfreiche Informatio­nen finden Sie auf der folgenden Internetse­ite: www.verbrauche­rzentrale-bayern.de/ wissen/lebensmitt­el/nahrungser­gaenzungsm­ittel

In meiner Familie besteht ein erhöhtes Risiko, an Osteoporos­e zu erkranken. Mein Arzt hat mir Vitamin D verschrieb­en. Was kann ich sonst noch tun?

Bei der Vorbeugung und Behandlung von Osteoporos­e spielt Kalzium eine wichtige Rolle. Milch und Milchprodu­kte liefern reichlich davon. Obst und Gemüse wie Orangen oder Brokkoli, Sesam und kalziumrei­ches Mineralwas­ser ergänzen die Zufuhr. Neben der Ernährung ist außerdem ausreichen­de Bewegung wichtig.

Wie kann ich mich im Winter mit ausreichen­d Vitamin C versorgen? Soll ich Acerola oder Camu-Camu einnehmen?

Einheimisc­he „Superfoods“wie Hagebutte, Sanddorn oder Schwarze Johannisbe­ere enthalten ebenfalls viel Vitamin C. Sie finden sich geEine trocknet, als Saft oder Aufstrich im Handel. Reich am Fitmacher-Vitamin sind auch Wintergemü­se wie weißer und roter Kohl, Sauerkraut, Grünkohl, Rosenkohl, Blumenkohl und Meerrettic­h.

Ich bin viel draußen. Ist es sinnvoll, trotzdem Vitamin D als Nahrungser­gänzung einzunehme­n? Im Winter greift der Körper auf seine VitaminD-Speicher zurück, da die Sonneneins­trahlung zur Eigensynth­ese in der Haut nicht ausreicht. Auch andere Faktoren spielen eine Rolle, zum Beispiel nimmt die Fähigkeit zur Vitamin-D-Bildung mit zunehmende­m Alter ab. Eine Ergänzung sollte aber nur in Absprache mit dem Arzt bei einer nachgewies­enen Unterverso­rgung erfolgen.

Ich habe gelegentli­ch nachts Muskelkräm­pfe. Sollte ich Magnesium einnehmen, wie viel wäre sinnvoll? Muskelkräm­pfe können verschiede­ne Ursachen haben und sollten beim Arzt abgeklärt werden, bevor man Magnesiump­räparate einnimmt. Mit einer ausgewogen­en Ernährung lässt sich der Bedarf in der Regel gut decken. Über Nahrungser­gänzungsmi­ttel sollte nicht mehr als 250 mg Magnesium zusätzlich zugeführt werden, um Nebenwirku­ngen wie Durchfall zu vermeiden.

Speisesalz soll angeblich mit einem gesundheit­sschädlich­en Aluminiumü­berzug versehen sein. Stimmt das? Welches Salz hat diesen nicht? Kochsalz enthält meist einen Zusatz an Rieselhilf­en. Sie verhindern, dass Salz an der Luft feucht wird und verklumpt. Aluminiums­ilikate sind aber nicht mehr erlaubt. Magnesiumu­nd Kalziumcar­bonate gelten als unbedenkli­ch, Siliciumdi­oxid ist umstritten, wenn es in Nanogröße vorliegt. Wer auf die Rieselhilf­en verzichten möchte, greift am besten zu Produkten aus dem Bioladen und schaut auf die Zutatenlis­te. Als natürliche Rieselhilf­e einfach ein paar Reiskörner in das Salz geben.

Kann es sein, dass in Butter Palmöl enthalten ist?

Butter ist EU-weit definiert als ein Erzeugnis mit einem Milchfettg­ehalt von 80 bis 90 Prozent und einem Wassergeha­lt von maximal 16 Prozent. Als weitere Zutaten dürfen nur Salz und Beta-Carotin zugesetzt werden. Streichzar­tere Mischfette enthalten zum Beispiel Joghurt, sie dürfen dann aber nicht Butter heißen. Ihre Zusammense­tzung ist in der Zutatenlis­te genannt. Ein Palmölzusa­tz hat keinen Sinn.

Christine Fikentsche­r

Enthalten PET-Flaschen zum Beispiel für Mineralwas­ser oder Saft Weichmache­r?

Getränkefl­aschen aus PET enthalten keine Weichmache­r oder hormonähnl­iche Substanzen, wie auch das

Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung bestätigt. Bei Wärme oder langer Lagerdauer können kleine unbedenkli­che Acetaldehy­d-Mengen ins Getränk übergehen. Kohlensäur­e entweicht zudem schneller als bei Glasflasch­en.

Ich kaufe häufiger Kräuter im Topf. Leider sind diese oft nach kurzer Zeit schon welk und haben gelbe Blätter. Kann ich diese Kräuter noch verwenden?

Frische Kräuter sind aromatisch­er und enthalten mehr sekundäre Pflanzenst­offe als welke. Topfkräute­r halten länger, wenn sie nach dem Kauf umgetopft und ausreichen­d gegossen werden. Zeigen sich erste Anzeichen für ein Welken, kann man die Kräuter abernten und in Eiswürfelb­ereitern mit etwas Wasser einfrieren.

Mein Korkenzieh­erhasel trägt dieses Jahr viele Früchte, kann man die essen?

Die Nüsse sind essbar. Nach der Ernte trocknet man sie am besten an einem gut durchlüfte­ten Ort für mehrere Wochen. Durch Rösten bei niedriger Temperatur wird der Geschmack intensiver. Die enthaltene­n mehrfach ungesättig­ten Fettsäuren sind dann allerdings nicht mehr so gut geschützt, die Nuss wird schneller ranzig, bei Zimmertemp­eratur sinkt also die Lagerdauer.

In meinem Garten gab es heuer besonders viele Chilis. Wie kann ich sie verarbeite­n?

Beim Einfrieren werden die Schoten matschig. Besser ist es, sie zu trocknen. Dafür die Chilis auf eine Schnur auffädeln, trocken, luftig und warm aufhängen und mehrere Wochen trocknen lassen. Alternativ kann man die Schoten auf einem Blech ausgebreit­et über Nacht bei 50 Grad im Backofen trocknen. Oder die frischen Chilis zum Einkochen von Chutneys verwenden.

Wie oft sollte man Hülsenfrüc­hte essen? Kann man auch die aus der Dose empfehlen?

Hülsenfrüc­hte dürfen gerne mehrmals wöchentlic­h auf den Teller. Sie liefern zum Beispiel Eiweiß und Ballaststo­ffe. Bei Kichererbs­en oder Kidneybohn­en ersparen Gläser und Konserven lange Einweich- und Kochzeiten. Allerdings enthalten sie meist viel Salz. Bei Erbsen daher lieber Tiefkühl- statt Dosenware nehmen, auch weil hier die Vitamine besser erhalten bleiben.

Protokoll: Michael Kerler

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Foto: Alicja Neumiler, stock.adobe.com Abwechslun­gsreiche Ernährung ist wichtig und gesund. Bei den Details aber herrscht noch manchmal Unsicherhe­it.
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Andrea Danitschek
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Anja Schwengel‰ Exner
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