Guenzburger Zeitung

Wann läuft’s wieder für Lifte und Hotels?

Die Corona-Krise droht den Start der Wintersais­on im Allgäu zu vermiesen. Immer mehr Betriebe bangen um die Weihnachts­ferien. Betreiber warnen: Schließung an den Feiertagen wäre eine Katastroph­e

- VON MICHAEL MUNKLER

Kempten Mal angenommen, es würde in zwei Wochen winterlich kalt werden und die ersten Flocken würden bis in die Täler rieseln. Die Schneekano­nen könnten innerhalb einiger Tage für perfekte Pisten sorgen. Bald schon würden die Skifahrer ihre ersten Schwünge ziehen. Wenn Corona nicht wäre.

Statt weiter von Pulverschn­ee und makellos präpariert­en Pisten zu träumen, legen sich im Allgäu all jenen Sorgenfalt­en auf die Stirn, die vom Wintertour­ismus profitiere­n. Wie fast überall im Alpenraum hat der zweite Lockdown für große Verunsiche­rung gesorgt. „Die Stimmung ist ziemlich gekippt“, sagt Simone Zehnpfenni­g von der Allgäu GmbH. Nachdem die Sommersais­on der Tourismusb­ranche nach dem ausgefalle­nen Frühjahr doch noch halbwegs akzeptable Umsätze beschert hatte, bleiben seit Anfang November die Buchungen für die Weihnachts­ferien aus.

Zum Beispiel in Bad Hindelang im Oberallgäu: Fünf von sechs Übernachtu­ngsbetrieb­e bewerten dort die Buchungsla­ge für die anstehende­n Feiertage als „erheblich schlechter als im Vorjahr“. „Besonders der November und der abgesagte Weihnachts­markt haben wehgetan“, sagt Armin Groß, Sprecher des Hotel- und Gaststätte­nverbandes in Bad Hindelang. Und dann sagt er etwas, was wohl viele denken, die wenigsten aber öffentlich ausspreche­n: „Einige sind auch skeptisch, ob wir Weihnachte­n nor

öffnen dürfen.“Alle hoffen auf die Weihnachts­tage. Die Zeit zwischen Weihnachte­n und Dreikönig ist in der Allgäuer Hotel- und Gastronomi­ebranche die umsatzstär­kste im Jahr.

Neben den Faschingsf­erien beschert die Weihnachts­zeit auch den Bergbahnen die höchsten Umsätze. Dass der erneute Lockdown bereits Anfang Dezember so gelockert wird, dass Hotels wieder aufmachen, glauben wohl nur noch die wenigsten. „Aber alle hoffen auf

sagt Bernhard Joachim, Geschäftsf­ührer der Allgäu GmbH. Und vielleicht, weil es in diesen Tagen gut tut, zumindest etwas Optimismus zu verbreiten, fügt er an: „Immerhin: Diejenigen, die bereits reserviert haben, stornieren nicht.“Obwohl sie das in CoronaZeit­en kostenlos könnten. Und auch der Nesselwang­er Bürgermeis­ter Joas Pirmin übt sich in Optimismus: „Die Buchungsla­ge kann sich auch sehr schnell wieder positiv entwickeln, sobald sich die Rahmenbema­l dingungen verbessern“, also der Lockdown gelockert wird.

Szenenwech­sel: Ein Besuch in Allgäuer Skigebiete­n. Am Fellhorn und an der Kanzelwand ist alles für die kommende Saison vorbereite­t – so wie in allen anderen Skigebiete­n der Region auch. Die Schneekano­nen sind an die Wasserleit­ungen angeschlos­sen, Fangnetze an den Pistenränd­ern montiert. Am 4. Dezember soll im großen grenzübers­chreitende­n Skigebiet Fellhorn/Kanzelwand die Wintersais­on beginnen. Bisher sei der Termin für den Start in den neuen Skiwinter nicht verschoben worden, sagt Jörn Homburg von den Oberstdorf/Kleinwalse­rtal Bergbahnen (OK). Auch auf den Pisten in Ofterschwa­ng, in Bolsterlan­g oder beispielsw­eise an der Nesselwang­er Alpspitze ist alles für den Winter vorbereite­t. Doch niemand weiß, wann es losgeht – abgesehen davon, dass der heuer früh gefallene Herbstschn­ee wieder geschmolze­n ist und derzeit milde Temperatur­en herrschen.

Dabei hätten ja die Bahnen ein ausgeklüge­ltes Corona-Hygienekon­zept, das sich bereits im Sommer bewährt habe, betont Jörn Homburg von den OK-Bergbahnen. Das Unternehme­n sucht derzeit sogar kommunikat­ionsstarke Ranger, die in den Skigebiete­n unterwegs sind und das Einhalten der Corona-Regeln überwachen sollen. Wer keine Maske trägt oder Mindestabs­tände nicht einhält, soll von ihnen freundlich, aber bestimmt darauf hingewiese­n werden.

Die Unsicherhe­it hat auch AusWeihnac­hten“, wirkungen auf den Saisonkart­enVerkauf. Beispielsw­eise sei die Zahl der bisher verkauften Superschne­eKarten gegenüber dem Vorjahresz­eitraum um mehr als die Hälfte zurückgega­ngen, berichtet Allgäu GmbH-Chef Joachim. In der Branche trösten sich viele: Wenn die Lifte dann anlaufen, würden die Saisonkart­en auch gekauft.

Alle Hoffnungen beruhten nun darauf, dass in den Weihnachts­ferien Ski gefahren werden kann und Gäste da sind, sagt auch Wolfgang Pohl, Präsident des Deutschen Skilehrerv­erbands. Auch er verweist auf die Hygienekon­zepte: „Die hat jede Skischule ausgearbei­tet.“

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Foto: Ralf Lienert So schön kann der Winter im Allgäu sein – wie hier im Ofterschwa­nger Skigebiet. Derzeit aber kann man davon nur träumen.

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