Wann läuft’s wieder für Lifte und Hotels?
Die Corona-Krise droht den Start der Wintersaison im Allgäu zu vermiesen. Immer mehr Betriebe bangen um die Weihnachtsferien. Betreiber warnen: Schließung an den Feiertagen wäre eine Katastrophe
Kempten Mal angenommen, es würde in zwei Wochen winterlich kalt werden und die ersten Flocken würden bis in die Täler rieseln. Die Schneekanonen könnten innerhalb einiger Tage für perfekte Pisten sorgen. Bald schon würden die Skifahrer ihre ersten Schwünge ziehen. Wenn Corona nicht wäre.
Statt weiter von Pulverschnee und makellos präparierten Pisten zu träumen, legen sich im Allgäu all jenen Sorgenfalten auf die Stirn, die vom Wintertourismus profitieren. Wie fast überall im Alpenraum hat der zweite Lockdown für große Verunsicherung gesorgt. „Die Stimmung ist ziemlich gekippt“, sagt Simone Zehnpfennig von der Allgäu GmbH. Nachdem die Sommersaison der Tourismusbranche nach dem ausgefallenen Frühjahr doch noch halbwegs akzeptable Umsätze beschert hatte, bleiben seit Anfang November die Buchungen für die Weihnachtsferien aus.
Zum Beispiel in Bad Hindelang im Oberallgäu: Fünf von sechs Übernachtungsbetriebe bewerten dort die Buchungslage für die anstehenden Feiertage als „erheblich schlechter als im Vorjahr“. „Besonders der November und der abgesagte Weihnachtsmarkt haben wehgetan“, sagt Armin Groß, Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbandes in Bad Hindelang. Und dann sagt er etwas, was wohl viele denken, die wenigsten aber öffentlich aussprechen: „Einige sind auch skeptisch, ob wir Weihnachten nor
öffnen dürfen.“Alle hoffen auf die Weihnachtstage. Die Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig ist in der Allgäuer Hotel- und Gastronomiebranche die umsatzstärkste im Jahr.
Neben den Faschingsferien beschert die Weihnachtszeit auch den Bergbahnen die höchsten Umsätze. Dass der erneute Lockdown bereits Anfang Dezember so gelockert wird, dass Hotels wieder aufmachen, glauben wohl nur noch die wenigsten. „Aber alle hoffen auf
sagt Bernhard Joachim, Geschäftsführer der Allgäu GmbH. Und vielleicht, weil es in diesen Tagen gut tut, zumindest etwas Optimismus zu verbreiten, fügt er an: „Immerhin: Diejenigen, die bereits reserviert haben, stornieren nicht.“Obwohl sie das in CoronaZeiten kostenlos könnten. Und auch der Nesselwanger Bürgermeister Joas Pirmin übt sich in Optimismus: „Die Buchungslage kann sich auch sehr schnell wieder positiv entwickeln, sobald sich die Rahmenbemal dingungen verbessern“, also der Lockdown gelockert wird.
Szenenwechsel: Ein Besuch in Allgäuer Skigebieten. Am Fellhorn und an der Kanzelwand ist alles für die kommende Saison vorbereitet – so wie in allen anderen Skigebieten der Region auch. Die Schneekanonen sind an die Wasserleitungen angeschlossen, Fangnetze an den Pistenrändern montiert. Am 4. Dezember soll im großen grenzüberschreitenden Skigebiet Fellhorn/Kanzelwand die Wintersaison beginnen. Bisher sei der Termin für den Start in den neuen Skiwinter nicht verschoben worden, sagt Jörn Homburg von den Oberstdorf/Kleinwalsertal Bergbahnen (OK). Auch auf den Pisten in Ofterschwang, in Bolsterlang oder beispielsweise an der Nesselwanger Alpspitze ist alles für den Winter vorbereitet. Doch niemand weiß, wann es losgeht – abgesehen davon, dass der heuer früh gefallene Herbstschnee wieder geschmolzen ist und derzeit milde Temperaturen herrschen.
Dabei hätten ja die Bahnen ein ausgeklügeltes Corona-Hygienekonzept, das sich bereits im Sommer bewährt habe, betont Jörn Homburg von den OK-Bergbahnen. Das Unternehmen sucht derzeit sogar kommunikationsstarke Ranger, die in den Skigebieten unterwegs sind und das Einhalten der Corona-Regeln überwachen sollen. Wer keine Maske trägt oder Mindestabstände nicht einhält, soll von ihnen freundlich, aber bestimmt darauf hingewiesen werden.
Die Unsicherheit hat auch AusWeihnachten“, wirkungen auf den SaisonkartenVerkauf. Beispielsweise sei die Zahl der bisher verkauften SuperschneeKarten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als die Hälfte zurückgegangen, berichtet Allgäu GmbH-Chef Joachim. In der Branche trösten sich viele: Wenn die Lifte dann anlaufen, würden die Saisonkarten auch gekauft.
Alle Hoffnungen beruhten nun darauf, dass in den Weihnachtsferien Ski gefahren werden kann und Gäste da sind, sagt auch Wolfgang Pohl, Präsident des Deutschen Skilehrerverbands. Auch er verweist auf die Hygienekonzepte: „Die hat jede Skischule ausgearbeitet.“