Nichts für zarte Gemüter
Tatort: Parasomnia
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr Auf dem Boden liegt ein schwarzer Leichensack im Blut. „Meine Farbdosen, die rote hat ein Loch, und ein Fotoalbum“, lautet der bizarre Kommentar der jungen Talia (Hannah Schiller) dazu. Mit der 16-Jährigen haben die Dresdner „Tatort“-Oberkommissarinnen Karin Gorniak (Karin Hanzcewski) und Leo Winkler (Cornelia Gröschel) in ihrem neuen Fall eine schwierige Zeugin. Das Erste zeigt „Parasomnia“an diesem Sonntag um 20.15 Uhr. Ein Psychodrama mit Gruselfaktor – statt klassischer Krimi.
Talia hat seit dem Unfalltod der Mutter acht Jahre zuvor einen psychologischen Selbstschutz entwickelt. Das neue traumatische Erlebnis – sie hat den Mörder überrascht – verstärkt ihre Parasomnie, eine Art Schlafstörung mit Nachtangst und Schlafwandeln. Sie wird von Untoten verfolgt. Die 19 Jahre alte Hannah Schiller spielt das Mysteriöse, als wäre es real: Talias Angst vor der halb verwesten Frau, die sich ihr allabendlich nähert, ist dabei fast körperlich spürbar.
Für Winkler ist klar: Talia bildet sich den ganzen Spuk – zwei weitere
Zombie-Frauen sitzen eines Nachts auf dem Kachelofen in der Zimmerecke – nur ein. Das Mädchen fühlt sich aber zu der Kriminalistin, die ihrer Mutter ähnlich ist, hingezogen und „adoptiert“sie kurzerhand – gegen deren Willen. So ist Winkler dabei, als Talia nachts mit ihrer Taschenlampe in den Park geht, scheinbar getrieben von etwas, das Winkler nicht sieht. Unterdessen wird das Mädchen von drei weiblichen „Geistern“auf den Boden gestoßen und gezwungen, in der Erde zu graben. Winkler filmt, wie ihre Finger das Gesicht freilegen, das sie in jeder Nacht aggressiv anstarrt. Es ist eine der Szenen, die erschauern lassen. Die Erkenntnis, dass die „Geister“Mordopfer sind, löst bei Talia die Sperre zur Erinnerung.
Auch der nunmehr 10. Fall des Dresdner Teams ist nichts für schwache Nerven. Regisseur Sebastian Marka („Ein Tag wie jeder andere“) hat die Geschichte gefühlvoll, aufregend und subtil in Szene gesetzt. Bis zum Schluss bleibt offen, wer das Morden vor Jahrzehnten begann. Simona Block, dpa