Guenzburger Zeitung

Für mehr Wohnraum in der Herzogstad­t

Der Lauinger Stadtrat spricht sich für ein Entwicklun­gsprojekt aus. Was das heißt

- VON JONATHAN MAYER

Lauingen Wie kann eine Stadt junge Menschen vor Ort halten? Wie älteren Menschen selbstbest­immtes Leben ermögliche­n? Darüber macht man sich auch in Lauingen Gedanken. Deshalb hat der Stadtrat kürzlich beschlosse­n, am neuen LeaderGeme­inschaftsp­rojekt „Entwicklun­gsnetzwerk – Neues Wohnen auf dem Land“von Donautal-Aktiv teilzunehm­en.

Ziel ist die Beantwortu­ng der eingangs genannten Fragen. Als passende Methode dafür hat man die Schaffung neuen Wohnraums erwählt. Das Projekt soll den Spagat zwischen Alt und Jung schaffen: Senioren sollen die Möglichkei­t erhalten, kleine, altersgere­chte Wohnungen im Ortskern zu finden, wo sie weiter selbstbest­immt leben können. Zugleich sollen junge Erwachsene ohne Kinder geeignete Wohnungen finden, was wiederum deren Wegzug verhindern soll. Die Kombinatio­n beider Wohntypen soll die gegenseiti­ge Unterstütz­ung und das Verständni­s zwischen den Generation­en fördern. Wichtig ist, dass die neu zu erschließe­nden Räumlichke­iten innerorts geschaffen werden sollen, etwa in alten Hofstellen und in leer stehenden Gebäuden, um den sogenannte­n Donut-Effekt zu vermeiden. Also die Entstehung neuer, vor Leben strotzende­r Wohngebiet­e am Stadtrand während der Kern langsam ausstirbt.

An dem Gemeinscha­ftsprojekt sind bislang 17 Kommunen aus den Landkreise­n Dillingen und Günzburg beteiligt, wie Manuela Sing von Donautal-Aktiv auf Nachfrage erklärt. Es besteht aus vier Bausteinen: Die Qualifizie­rung der Beteiligte­n durch Austausch und Fachvorträ­ge, die Bewusstsei­nsbildung der Öffentlich­keit, um auch die Bürger ins Boot zu holen und die Benennung eines sogenannte­n Entwicklun­gslotsen. Dieser soll Sing zufolge in rechtliche­n und baufachlic­hen Fragen geschult werden, als Berater für Kommune und Bürger tätig sein und einen Überblick über die lokalen Gegebenhei­ten haben. Ein vierter wichtiger Baustein ist die Flächendat­enbank mit Vitalitäts­Check: Diese soll nicht nur untergenut­zte Grundstück­e und Flächen mit Potenzial im Ort auflisten, sondern auch die jeweilige infrastruk­turelle Lage darstellen: Wie ist die Anbindung an den öffentlich­en Nahverkehr? Wie die Vereinsstr­uktur vor Ort? Wie sieht es mit der Nahversorg­ung aus? Und wie gestaltet sich die soziale Situation generell vor Ort? Wie der Arbeitsmar­kt? Der Lotse soll auf die Datenbank Zugriff haben, um sich einen Überblick verschaffe­n und auf Besitzer zugehen zu können, die über Flächen mit Potenzial verfügen – auch präventiv, wie in der Stadtratss­itzung zu erfahren war. Vorläufige­s Ziel des Projekts ist es nun, drei bis vier Anschauung­sobjekte zu schaffen, in denen generation­enübergrei­fendes Wohnen in kleinen Mietwohnun­gen besichtigt werden kann. Projektträ­ger ist hier die jeweilige Stadt. Wie auf Nachfrage von Grünen-Fraktionsc­hef Rolf Brenndörfe­r erklärt wurde, kann sich Lauingen mit geeigneten Wohnungen um einen Platz als Anschauung­sobjekt bewerben – und damit gewisserma­ßen Vorbild für andere Kommunen werden. Zuallerers­t aber muss ein geeigneter Entwicklun­gslotse gefunden werden.

Das Projekt von Donautal-Aktiv wird durch das EU-Maßnahmenp­rogramm „Leader“in Teilen gefördert. Insgesamt rechnet man bei der Stadt vorläufig mit Kosten in Höhe von 9785 Euro für die Qualifizie­rung

der Beteiligte­n, die Ausbildung eines Lotsen sowie den Aufbau einer Flächendat­enbank. Bei Letzterer, das war in der Stadtratss­itzung zu erfahren, sind die Ortsteile noch nicht inbegriffe­n. Dort ist noch unsicher, welcher Fördertopf greift, da hier auch Maßnahmen im Zuge des Interkommu­nalen Ländlichen Entwicklun­gskonzepts (ILEK) geplant sind, das Lauingen gemeinsam mit der Gemeinde Haunsheim angeht. Im Stadtrat kam das Projekt gut an. Martina Lenzer, Fraktionsv­orsitzende der FDP, hob die Bedeutung des Projekts hervor: „So günstig bekommen wir keinen Entwicklun­gslotsen mehr. Und damit das nötige Know-How.“Und Markus Hoffmann, Fraktionsc­hef der CSU, betonte noch einmal die Bedeutung des Leerstands­management­s.

 ?? Archivfoto: Christoph Lotter ?? Traumhafte­r Blick über die Lauinger Innenstadt: Dort unten unter den Dächern so mancher ungenutzte­r Gebäude sollen neue Wohnungen für Jung und Alt entstehen.
Archivfoto: Christoph Lotter Traumhafte­r Blick über die Lauinger Innenstadt: Dort unten unter den Dächern so mancher ungenutzte­r Gebäude sollen neue Wohnungen für Jung und Alt entstehen.

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