Weltpremiere in Wallenhausen
Bei Weißenhorn entsteht das erste Mehrfamilienhaus aus dem 3D-Betondrucker auf dem Globus. Peri will damit eine Branche revolutionieren – und druckt demnächst in Texas
Weißenhorn Neben dem Waldseilgarten, der Pony-Ranch und dem Jagdkino hat der Weißenhorner Stadtteil Wallenhausen eine neue Attraktion: Auf dem Grundstück Habsburgerstraße 9 wird derzeit das nach Angaben der Firma Peri weltweit erste Mehrfamilienwohnhaus gedruckt.
Thomas Imbacher, bei Peri als Geschäftsführer für das Thema Innovation zuständig, ist überzeugt, dass dieses Wohnhaus in Wallenhausen „Strahlkraft für die ganze Welt“besitze. Denn hier werde bewiesen, dass die vor Kurzem noch als völlig futuristisch geltende Technologie sich schon jetzt auf Baustellen bewähre. Strahlkraft habe das Projekt auch, weil das gedruckte Haus mühelos die als sehr streng geltenden deutschen Normen und Sicherheitsstandards erfülle. „Das ist kein Musterhaus. Hier wird gewohnt.“Und zwar schon ab April kommenden Jahres.
Nachdem Peri wie berichtet im September dieses Jahres den Druck des ersten Wohnhauses in Deutschland im westfälischen Beckum bekannt gab, entsteht nun bereits das nächste Haus mithilfe eines 3D-Betondruckers. Insgesamt sind für das Projekt sechs Wochen Druckzeit veranschlagt. Das Fünf-Familienhaus mit rund 380 Quadratmetern Wohnfläche soll nach Fertigstellung das größte gedruckte Wohnhaus der Welt sein. Zumindest ist Alexander Schwörer, einem der Inhaber des Familienunternehmens Peri, kein größeres gedrucktes Haus bekannt. Es gebe Projekte in den USA und Dubai, doch die seien kleiner.
Über die Investitionshöhe schweigen sich der Bauherr, das Pfaffenhofer Bauunternehmen Rupp sowie Peri aus. Nur so viel war bei einer Baustellenbegehung zu hören: Es soll nicht mehr kosten als ein „normales“Wohnhaus dieser Größe. Eher weniger. In Zukunft soll die Betondrucktechnik das Bauen allerdings deutlich vergünstigen.
„Das ist die Zukunft, das wollen wir unbedingt weiterverfolgen“, sagt Fabian Rupp, der Gesellschafter des Bauherren. Denn die Methode bietet zahlreiche Vorteile: Der Drucker werde mit Daten gefüttert, die in jeder gängigen CAD-Software erstellt werden könnten. So lange der Drucker immer über genügend Beton verfügt, laufe er wie am Schnürchen und seine Arbeitszeit und der Ablauf des Bauvorhabens ließen sich exakt und verlässlich planen.
Der Bauprozess läuft also weitgehend automatisiert ab. Zudem bedienen nur zwei Personen den Drucker, der alle Betonmischungen mit einer Geschwindigkeit von bis zu einem Meter pro Sekunde verarbeitet. Ein typisches Einfamilienhaus könne somit in 48 Stunden fertig gedruckt sein.
Da der Drucker auch gleich alle Aussparungen und Kanäle, beispielsweise für Sanitärleitungen und Elektrik, mitdruckt, müssen diese später nicht mehr herausgebrochen oder geschlitzt werden. „All dies führt zu einer nicht unerheblichen Zeitersparnis und macht den Gebäudedruck zu einer tollen Alternative zu Fertighäusern“, ist Rupp überzeugt.
Für Peri-Chef Schwörer ist die Technik keine Eintagsfliege, sondern ein Teil einer langfristig orientierten Unternehmensausrichtung. Peri hat derzeit zwei Betondrucker im Fuhrpark, die vermietet werden. Zudem verkauft Peri auch Drucker.
Ein Gerät sei derzeit nach Houston unterwegs. In dieser texanischen Metropole entsteht nach Wallenhausen nun das nächste gedruckte Haus.
Details könne Schwörer noch nicht nennen. Bezugsfertig soll das Haus in Wallenhausen im April kommenden Jahres sein. Als Projekt internationaler Strahlkraft wird das Gebäude nur bei genauem Hinsehen zu erkennen sein. Auf den ersten Blick soll sich das Gebäude des Ulmer Architektenbüros Mühlich, Fink und Partner mit seinem klassischen Giebel in das Ortsbild einfügen. Auf den zweiten Blick soll die Adresse jedoch offenbaren, dass sie den Anspruch einer Innovationsführerschaft erhebt: Die eindeutige Struktur der Wände aus dem Drucker soll nicht verputzt werden. Eine der fünf Wohnungen werde als Muster für Besichtigungen zunächst nicht vermietet.