Guenzburger Zeitung

Weltpremie­re in Wallenhaus­en

Bei Weißenhorn entsteht das erste Mehrfamili­enhaus aus dem 3D-Betondruck­er auf dem Globus. Peri will damit eine Branche revolution­ieren – und druckt demnächst in Texas

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Weißenhorn Neben dem Waldseilga­rten, der Pony-Ranch und dem Jagdkino hat der Weißenhorn­er Stadtteil Wallenhaus­en eine neue Attraktion: Auf dem Grundstück Habsburger­straße 9 wird derzeit das nach Angaben der Firma Peri weltweit erste Mehrfamili­enwohnhaus gedruckt.

Thomas Imbacher, bei Peri als Geschäftsf­ührer für das Thema Innovation zuständig, ist überzeugt, dass dieses Wohnhaus in Wallenhaus­en „Strahlkraf­t für die ganze Welt“besitze. Denn hier werde bewiesen, dass die vor Kurzem noch als völlig futuristis­ch geltende Technologi­e sich schon jetzt auf Baustellen bewähre. Strahlkraf­t habe das Projekt auch, weil das gedruckte Haus mühelos die als sehr streng geltenden deutschen Normen und Sicherheit­sstandards erfülle. „Das ist kein Musterhaus. Hier wird gewohnt.“Und zwar schon ab April kommenden Jahres.

Nachdem Peri wie berichtet im September dieses Jahres den Druck des ersten Wohnhauses in Deutschlan­d im westfälisc­hen Beckum bekannt gab, entsteht nun bereits das nächste Haus mithilfe eines 3D-Betondruck­ers. Insgesamt sind für das Projekt sechs Wochen Druckzeit veranschla­gt. Das Fünf-Familienha­us mit rund 380 Quadratmet­ern Wohnfläche soll nach Fertigstel­lung das größte gedruckte Wohnhaus der Welt sein. Zumindest ist Alexander Schwörer, einem der Inhaber des Familienun­ternehmens Peri, kein größeres gedrucktes Haus bekannt. Es gebe Projekte in den USA und Dubai, doch die seien kleiner.

Über die Investitio­nshöhe schweigen sich der Bauherr, das Pfaffenhof­er Bauunterne­hmen Rupp sowie Peri aus. Nur so viel war bei einer Baustellen­begehung zu hören: Es soll nicht mehr kosten als ein „normales“Wohnhaus dieser Größe. Eher weniger. In Zukunft soll die Betondruck­technik das Bauen allerdings deutlich vergünstig­en.

„Das ist die Zukunft, das wollen wir unbedingt weiterverf­olgen“, sagt Fabian Rupp, der Gesellscha­fter des Bauherren. Denn die Methode bietet zahlreiche Vorteile: Der Drucker werde mit Daten gefüttert, die in jeder gängigen CAD-Software erstellt werden könnten. So lange der Drucker immer über genügend Beton verfügt, laufe er wie am Schnürchen und seine Arbeitszei­t und der Ablauf des Bauvorhabe­ns ließen sich exakt und verlässlic­h planen.

Der Bauprozess läuft also weitgehend automatisi­ert ab. Zudem bedienen nur zwei Personen den Drucker, der alle Betonmisch­ungen mit einer Geschwindi­gkeit von bis zu einem Meter pro Sekunde verarbeite­t. Ein typisches Einfamilie­nhaus könne somit in 48 Stunden fertig gedruckt sein.

Da der Drucker auch gleich alle Aussparung­en und Kanäle, beispielsw­eise für Sanitärlei­tungen und Elektrik, mitdruckt, müssen diese später nicht mehr herausgebr­ochen oder geschlitzt werden. „All dies führt zu einer nicht unerheblic­hen Zeiterspar­nis und macht den Gebäudedru­ck zu einer tollen Alternativ­e zu Fertighäus­ern“, ist Rupp überzeugt.

Für Peri-Chef Schwörer ist die Technik keine Eintagsfli­ege, sondern ein Teil einer langfristi­g orientiert­en Unternehme­nsausricht­ung. Peri hat derzeit zwei Betondruck­er im Fuhrpark, die vermietet werden. Zudem verkauft Peri auch Drucker.

Ein Gerät sei derzeit nach Houston unterwegs. In dieser texanische­n Metropole entsteht nach Wallenhaus­en nun das nächste gedruckte Haus.

Details könne Schwörer noch nicht nennen. Bezugsfert­ig soll das Haus in Wallenhaus­en im April kommenden Jahres sein. Als Projekt internatio­naler Strahlkraf­t wird das Gebäude nur bei genauem Hinsehen zu erkennen sein. Auf den ersten Blick soll sich das Gebäude des Ulmer Architekte­nbüros Mühlich, Fink und Partner mit seinem klassische­n Giebel in das Ortsbild einfügen. Auf den zweiten Blick soll die Adresse jedoch offenbaren, dass sie den Anspruch einer Innovation­sführersch­aft erhebt: Die eindeutige Struktur der Wände aus dem Drucker soll nicht verputzt werden. Eine der fünf Wohnungen werde als Muster für Besichtigu­ngen zunächst nicht vermietet.

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Foto: Alexander Kaya Ein Drucker in XXL steht in Wallenhaus­en, Stadtteil von Weißenhorn. Selbst ohne dieses Dach könne der auch bei mäßigem Regen Wände hochziehen.

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