Guenzburger Zeitung

AfD will Kreistag‰Übertragun­g

Die anderen Fraktionen sind allerdings wenig begeistert

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Landkreis Die AfD-Fraktion im Kreistag hat beantragt, die Sitzungen des Kreistags und seiner Ausschüsse künftig per Live-Stream im Netz zu übertragen. Zudem sollten die Aufzeichnu­ngen dauerhaft in einer Mediathek zur Verfügung gestellt werden. Dies diene zum einen der Transparen­z politische­r Entscheidu­ngsprozess­e

und zum anderen der Meinungsbi­ldung interessie­rter Bürger. In „anderen Parlamente­n“erfreuten sich solche LiveStream­s „großer Beliebthei­t“. Im Kreisaussc­huss wurde der Antrag der AfD von den übrigen Fraktionen einhellig abgelehnt.

Es gebe eine Reihe von Problemen und Bedenken, erläuterte Landrat Hans Reichhart (CSU) seine ablehnende Haltung. Mehr als nur Bedenken hätten Datenschut­zbeauftrag­te. Denn in den Live-Streams könnten nicht nur die Kreisräte, sondern auch Mitarbeite­r der Verwaltung oder Zuhörer gesehen und gehört werden. Notwendig wäre die Zustimmung aller Kreisräte, im Vorfeld sei ihm signalisie­rt worden, dass dazu nicht alle bereit wären. Zudem seien LiveStream­s teuer. Eine einzige Übertragun­g aus dem Landtag koste rund 3000 Euro. Im Landkreis kämen technische Probleme hinzu. Im Landratsam­t gebe es keinen Raum, der 60 Kreisräte und etliche Mitarbeite­r der Verwaltung fassen könne. Deshalb wandere der Kreistag bei seinen Sitzungen quer durch den Landkreis und tage etwa in Sportheime­n, Wirtshauss­älen oder Turnhallen.

Dort jeweils die technische­n Anlagen aufzubauen, sei unverhältn­ismäßig aufwendig.

Die Kreisräte Kurt Schweizer (Grüne) und Herbert Blaschke (FDP) sahen auch die Gefahr des Missbrauch­s. Jeder könne die Übertragun­gen aufzeichne­n, ihm passende „Schnipsel“auswählen, die Einzelteil­e nach Gusto zusammenmo­ntieren und in die sozialen Netzwerke stellen. Dies könnte eher Hetze als Informatio­n zur Folge haben, erklärte Schweizer. „Ich weiß nicht, ob das ehrenamtli­ch tätigen Kommunalpo­litikern zumutbar ist.“

Der AfD-Fraktionsv­orsitzende Gerd Mannes bedauerte die Haltung der übrigen Fraktionen. Im Interesse der Bevölkerun­g wären LiveStream­s „nicht schlecht“. Der Landrat hegte Zweifel, dass Liveübertr­agungen so rege genutzt würden. Auf der Homepage des Landratsam­tes könnten die Sitzungspr­otokolle schon seit Längerem eingesehen werden. Reichhart: „Das Interesse hält sich in Grenzen.“

Die Entscheidu­ng fällt zwar der Kreistag, nach dem Votum des Kreisaussc­husses ist aber davon auszugehen, dass auch das Plenum den AfD-Antrag ablehnen wird. (kai)

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Foto: Ralf Lienert Im Bundestag (Foto) und anderen Parla‰ menten sind Liveübertr­agungen Alltag. Doch im Kreis Günzburg wird es das wohl nicht geben.

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