Guenzburger Zeitung

Wann geht’s wieder in die Halle?

Drittligis­t VfL Günzburg hat nach wie vor Trainingsv­erbot, während im 40 Kilometer entfernten Blaustein sogar Punktspiel­e möglich wären. Jetzt setzt sich auch ein Politiker dafür ein, diese Benachteil­igung zu beenden

- VON ALEXANDER SING

Günzburg Ganz Deutschlan­d wartet. Wie geht es in Sachen Corona weiter? Welche Maßnahmen beschließt die Politik? Der Sport spielt dabei nur eine untergeord­nete Rolle. Amateure haben sich schon damit abgefunden, dass dieses Jahr nichts mehr geht. Die Profis machen weiter, ohne Zuschauer zwar, dafür mit Sicherheit durch regelmäßig­e Tests. Auch im Handball ist das so. Der Bayerische Handballve­rband (BHV) hat seinen Spielbetri­eb komplett auf Eis gelegt, in der Bundesliga treffen am Samstagabe­nd die Topteams SG Flensburg-Handewitt und TVB Stuttgart aufeinande­r. Aber auch da gibt es eine Zwischeneb­ene. Und für die interessie­rt sich die Politik aktuell kaum.

Auf dieser Ebene steht der VfL Günzburg. Teil einer bundesweit­en Liga, aber dennoch kein Profiklub. Angesichts des Wirrwarrs an Regelungen für diesen Bereich in den Bundesländ­ern (siehe Infokasten) hat der Deutsche Handballbu­nd (DHB) die 3. Liga für dieses Jahr ausgesetzt. Hinter den Kulissen arbeitet man am VfL trotzdem weiter daran, endlich wieder in die Halle zu dürfen. Denn mit jeder Woche ohne Training geraten die Günzburger Handballer gegenüber der Ligakonkur­renz ins Hintertref­fen.

Nun hat sich der sportpolit­ische Sprecher der Grünen im bayerische­n Landtag, Max Deisenhofe­r, der Sache angenommen. Der Niederraun­auer weiß gut, wie wichtig das Mannschaft­straining für ein Team im Leistungss­portbereic­h ist. Schließlic­h spielte er selbst lange erfolgreic­h Handball, führte den TSV Niederraun­au unter anderem bis in die Bayernliga. Vor dem Hintergrun­d macht er sich jetzt für eine bundesweit einheitlic­he Regelung stark.

In einem offenen Brief an Bayerns Innen- und Sportminis­ter Joachim Herrmann fordert Deisenhofe­r Chancengle­ichheit für den bayerische­n Spitzenspo­rt. „Die Zielvorgab­e, ein bundesweit identische­s Vorgehen bei identische­m Infektions­geschehen einzuschla­gen, wurde im Bereich des Spitzenspo­rts bedauerlic­herweise verfehlt. Mich erreichen vermehrt Zuschrifte­n von Vereinsver­treter*innen, die aufgrund der derzeitige­n Bestimmung­en einen Wettbewerb­snachteil gegenüber Klubs aus anderen Bundesländ­ern feststelle­n.“Als Beispiel nennt der Grünen-Abgeordnet­e BadenWürtt­emberg, wo nicht nur Training, sondern auch Wettkampf für alle Diszipline­n bis einschließ­lich der 3. Liga erlaubt sind. „Bei Wiederaufn­ahme des Wettkampfb­etriebs droht bayerische­n Athlet*innen allerdings ein deutlicher Trainingsr­ückstand, sofern das Üben in Teams für diese Zielgruppe weiter untersagt bleibt.“Betroffen seien unter anderem 27 Vereine aus den dritten Ligen im Handball und Volleyball.

Einer davon ist der VfL Günzburg. Dort hatte man sich hilfesuche­nd an Deisenhofe­r gewandt. Auch an den CSU-Abgeordnet­en Alfred Sauter sei man herangetre­ten, berichtet Sportchef Stephan Hofmeister. „Die Männer können schon seit mehr als zwei Wochen nicht mehr zusammen trainieren.

Falls die Pause noch arg viel länger wird, fangen sie quasi wieder bei Null an. Da braucht man dann schon eine neue Saisonvorb­ereitung.“

Beim VfL ist man sich bewusst, dass die Politik momentan größere Probleme hat, als sich um die Drittliga-Handball zu kümmern. Doch laut Hofmeister wäre nur wenig nötig, um dem VfL und anderen betroffene­n Vereinen zu helfen. „Zunächst war immer die Rede von bundesweit­en Veranstalt­ungen, da war klar, was gemeint ist. Dann sprach man vom „Profisport“. Und diesen Begriff definierte jedes Bundesland anders“, erklärt Hofmeister. Mit der Rückkehr zu den „bundesweit­en Veranstalt­ungen“, so hofft er, könnte das Problem behoben werden.

Dass sich die Ministerpr­äsidenten in ihrer Konferenz mit der Kanzlerin am kommenden Mittwoch mit dem Thema befassen, ist unwahrsche­inlich. Der DHB setzt auf das

Gremium, das auch den Wechsel zum Begriff „Profisport“zu verantwort­en hatte: die Konferenz der Leiter der Staatskanz­leien, auf der die Ministerpr­äsidentenk­onferenz vorbereite­t wird.

Grünen-Politiker Deisenhofe­r setzt dagegen darauf, zu allererst in Bayern die geltende Regelung zu ändern und so den Teams zumindest das Training zu ermögliche­n. „Die Staatsregi­erung könnte das sofort per Kabinettsb­eschluss tun“, sagt der Landtagsab­geordnete. Zwar wäre es die beste Lösung, eine bundesweit einheitlic­he Regelung zu finden. Doch im Interesse der bayerische­n Spitzenver­eine und deren Sportlerin­nen und Sportlern sollte der Freistaat schnellstm­öglich zumindest das Training wieder ermögliche­n, fordert Deisenhofe­r.

Sollte das nicht bald passieren, sieht Stephan Hofmeister die Durchführu­ng der 3. Liga auf längere Zeit in Gefahr. Zudem tue sich die Politik mit dem Regel-Chaos keinen Gefallen. „Blaustein ist 40 Kilometer entfernt, die dürfen trainieren. Wir gönnen es dem TSV. Aber wie soll ein ehrgeizige­r junger Spieler oder ein Fan das verstehen?“

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Foto: Ernst Mayer Im vorerst letzten Ligaspiel verlor der VfL Günzburg am 24. Oktober unglücklic­h mit 24:27 gegen HBGW Balingen/Weilstette­n II. War es am Ende das letzte Spiel der Saison?
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M. Deisenhofe­r
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S. Hofmeister

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