Vom Personenschutz für Strauß zur Spitze der Gewerkschaft
Peter Pytlik aus Krumbach ist der neue Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Bayern. Was dem 61-Jährigen besonders am Herzen liegt – und was er zuerst angehen möchte
Krumbach Peter Pytlik ist der neue Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Bayern (GdP). Der 61-Jährige ist eng mit Krumbach verbunden. Er wurde hier geboren und lebt noch immer in der Kammelstadt. Wir haben mit ihm über seine Laufbahn und seine Pläne als neuer Vorsitzender gesprochen.
Sie sind der neue Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Bayern, kennen aber auch den Polizeidienst genau. Welche Stationen haben Sie durchlaufen?
Pytlik: Ich habe mit 16 Jahren 1975 hier bei der damaligen Landespolizeistation in Krumbach als Polizeipraktikant angefangen. Am 1. Oktober 1976 begann dann meine Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei in Königsbrunn. Man durfte die Ausbildung erst mit 17 beginnen, deshalb habe ich ein Jahr Praktikum gemacht. Die Ausbildung dauerte zweieinhalb Jahre. Nach der Ausbildung war ich für sechs Monate beim Personenschutz des damaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, bevor ich im August 1979 nach Mindelheim in die dortige Polizeiinspektion versetzt wurde. In Mindelheim leistete ich 27 Jahre Schichtdienst in einer Dienstgruppe, bevor ich 2006 als freigestellter Personalrat zur damaligen Polizeidirektion Krumbach wechselte. Seit 2015 bin ich Personalratsvorsitzender beim Polizeipräsidium Schwaben Süd/West in Kempten.
Was wollen oder müssen Sie als neuer Vorsitzender zuerst angehen?
Pytlik: Momentan ist die Polizei sehr im Fokus der Öffentlichkeit. Mir ist es sehr wichtig, dass man unseren Berufsstand richtig, ehrlich und seriös darstellt, damit Angriffe und Vorwürfe von außen entkräftet werden. Dabei geht es beispielsweise um Rassismusvorwürfe, angebliche Polizeigewalt und angebliche rechte Umtriebe innerhalb der Polizei. Das sind die Hauptthemen, die mich momentan in erster Linie beschäftigen. Wir sind nicht der Feind der Bevölkerung, sondern der Freund und Helfer. Wichtig ist es mir, für meine Kolleginnen und Kollegen Bestmögliches zu erreichen. Es geht darum, dass die 43500 Polizeibeschäftigten, für die wir als GdP zuständig sind, anständige Arbeitsbedingungen und auch eine angemessene Bezahlung erhalten, vor allem auch im Tarifbereich.
Was liegt Ihnen denn besonders am Herzen?
Pytlik: Ich möchte, dass meine Kollegen, die tagtäglich auf der Straße sind, von der Bevölkerung entsprechende Wertschätzung erfahren. Sie sollen die Wertschätzung, Anerkennung und den Respekt bekommen, die sie auch verdienen. Die Gesellschaft spaltet sich immer mehr und dabei nimmt die Gewaltbereitschaft in Teilen der Bevölkerung zu. Damit wird unser Beruf höchstgefährlich. Ich habe meine Aufgaben schon immer mit Freude erledigt. Diese Position geht nur mit 100 Prozent Engagement, man braucht Herzblut dazu. Gefreut hat es mich, dass mein Vorgänger Peter Schall am Donnerstag eine wunderschöne Verabschiedung bekommen hat. Die Wertschätzung dafür zeigte der Besuch des Innenministers Joachim Herrmann in der Landesgeschäftsstelle der GdP in München.
Die Polizei muss in vielfacher Hinsicht mit Corona umgehen. Was ärgert Sie? Was würden Sie sich wünschen? Pytlik: Ich würde mir wünschen, dass es von politischer Seite klarere Vorgaben gibt, die für alle gelten. Die Kollegen brauchen eine klare Handlungssicherheit. Außerdem wünsche ich mir, dass die Bevölkerung uns Verständnis entgegenbringt. Wir machen die Gesetze nicht, wir müssen sie aber durchsetzen.
Sie sind seit 45 Jahren im Polizeidienst. Was hat sich verändert? Pytlik: Die ganze Gesellschaft hat sich verändert und auch die Polizei. Der Polizeiberuf ist höchst anspruchsvoll. Verändert hat sich beispielsweise die Gewaltbereitschaft in Teilen der Gesellschaft. Das macht es den Kollegen sehr schwer. Es ist ein Werteverfall zu erkennen, viele denken nur noch an sich selbst.
Würden Sie Ihren Beruf wieder ergreifen?
Pytlik: Ja, trotz all der Problemstellungen. Ich wollte immer Menschen helfen. Das kann man im Polizeiberuf sehr gut. Die Menschen, mit denen wir zu tun haben, sind oft in Ausnahmesituationen. Nehmen wir als Beispiel einen Verkehrsunfall. Die Betroffenen sind aufgeregt bis völlig aufgelöst. Wir versuchen, den Menschen die Ängste zu nehmen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie nicht alleine sind. Die meisten schätzen ihre Polizei und das ist auch gut so.
Wie ist Ihr Verhältnis zu Krumbach? Was zeichnet die Stadt aus, was gefällt Ihnen nicht?
Pytlik: Ich bin in Krumbach geboren und sehr heimatverbunden. Ich bevorzuge die kleinstädtische Atmosphäre, die kurzen Wege. Das Leben in einer Großstadt kann ich mir nicht vorstellen. In Sachen Qualität der Verkehrsführung ist noch Luft nach oben. Aber dieses Problem gibt es in anderen Kleinstädten auch. Privat bin ich sehr zurückhaltend, da ich beruflich sehr eingebunden bin. Ich verbringe meine freie Zeit gerne zu Hause mit meiner Frau. 25 Jahre lang war ich außerdem aktiver Fußballer beim TSV Krumbach. Ich habe dort schon als Kind begonnen.
Mit Ihrer neuen Aufgabe werden Sie viel unterwegs sein?
Pytlik: Viel unterwegs war ich bis jetzt schon in meiner Funktion als Stellvertreter. Derzeit habe ich drei Büros, in Kempten, Krumbach und München. Kraft des neuen Amtes bin ich auch im Bundesvorstand in Berlin und vertrete Bayern auf Bundesebene. Corona bremst das Unterwegssein im Moment natürlich.
Interview: Angelika Stalla