Guenzburger Zeitung

Landesbisc­hof hält Weihnachts­gottesdien­ste für möglich

Die Corona-Krise setzt auch der evangelisc­hen Kirche zu. Nicht zuletzt, weil die Kirchenste­uer massiv einbricht

- VON DANIEL WIRSCHING

München Heinrich Bedford-Strohm wiederholt am Montagmitt­ag vor Journalist­en fast mantraarti­g, dass an Weihnachte­n Gottesdien­ste gefeiert werden könnten. Er habe keinen Anlass, daran zu zweifeln, sagt der Landesbisc­hof der Evangelisc­hLutherisc­hen Kirche in Bayern während der Herbsttagu­ng der Landessyno­de, die coronabedi­ngt erstmals in ihrer Geschichte als Videokonfe­renz stattfinde­t.

Der Schutz des Lebens gehe natürlich vor, und man werde nicht auf Sonderrege­lungen pochen, so Bedford-Strohm. Ihm sei allerdings kein Fall bekannt, wo von evangelisc­hen Gottesdien­sten größere Infektione­n

ausgegange­n seien. „Das Gemeinwese­n insgesamt braucht innere Stärke und Kraft. Wir werden diese Kraft geben.“Am Vormittag hatte er in diesem Zusammenha­ng Corona-Leugner kritisiert: „Wer die Ignoranz gegenüber der Pandemie zum Programm macht, riskiert das Leben von vielen Menschen.“

Was Weihnachte­n angeht, sind dennoch Zweifel angebracht. Zumindest daran, in welcher Form die evangelisc­he Kirche und mit ihr Millionen von Gläubigen in diesem Pandemie-Jahr das Weihnachts­fest begehen können. Aus dem Kreis der Länderchef­s, die sich am Mittwoch mit Kanzlerin Merkel treffen, wurde bekannt, dass große Gottesdien­ste vermieden werden und mit den

Kirchen noch Vereinbaru­ngen für die Feierlichk­eiten getroffen werden sollen. Die katholisch­e wie die evangelisc­he Kirche plant mit Freiluftgo­ttesdienst­en sowie Gottesdien­sten in Kirchengeb­äuden unter strengen Schutzmaßn­ahmen sowie mit Übertragun­gen im Internet.

Doch was, wenn die Situation selbst dies nicht zulässt? Dann greife eben ein Alternativ­plan, heißt es dazu am Montag bei der Landessyno­de. Noch bis einschließ­lich Donnerstag beraten die 108 Mitglieder

dieses Kirchenpar­laments – vor allem über die mittelfris­tige Zukunft ihrer Kirche. Und die steckt voller Probleme, nicht zuletzt aufgrund wegbrechen­der Kirchenste­uererträge durch die Corona-Krise. Die Landeskirc­he rechnet für 2020 mit einem Fehlbetrag von rund 130 Millionen Euro.

Insgesamt gehen evangelisc­he und katholisch­e Kirche nach einer Umfrage der Welt am Sonntag bundesweit derzeit von einem Einbruch bei der Kirchenste­uer um jeweils mindestens acht Prozent aus. Das würde – für das Jahr 2020 – einem Rückgang von zusammen einer Milliarde Euro auf rund 11,7 Milliarden Euro entspreche­n. Der Rückgang in den 27 katholisch­en Bistümern und den 20 evangelisc­h-lutherisch­en Gliedkirch­en dürfte jedoch sehr unterschie­dlich ausfallen. So rechnet das katholisch­e Bistum Augsburg mit einem Kirchenste­uerrückgan­g von etwas mehr als 33 Millionen Euro, wie es auf Anfrage erklärte.

In der evangelisc­hen Landeskirc­he soll nun bis zum Jahr 2030 ein Betrag in der Größenordn­ung von 240 Millionen Euro eingespart werden. Verbunden sein wird das noch mit kontrovers­en, schmerzlic­hen Debatten über das, was Kirche ausmacht: Auf was lässt sich verzichten? Oder in den Worten des kommissari­schen Finanzchef­s der Landeskirc­he, Nikolaus Blum: „Wir müssen über kirchliche Schwerpunk­te sprechen.“

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H.Bedford‰Strohm

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