Guenzburger Zeitung

Jetzt ist Schluss mit dem günstigen Sprit

Tanken war dieses Jahr ungewöhnli­ch billig. Bereits zum Jahreswech­sel aber wird es teurer. Warum das so ist

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München/Berlin Das neue Jahr wird teurer für Autofahrer und Autofahrer­innen. Schon in der Nacht zum 1. Januar werden die Spritpreis­e aller Voraussich­t nach einen kräftigen Sprung machen. Wer noch im alten Jahr tankt, kann sich also noch einige Euro sparen. Dann ist die Zeit des billigen Sprits wohl vorbei.

Auch langfristi­g ist nicht mehr damit zu rechnen, dass Sprit wieder so billig wird wie im abgelaufen­en Jahr. Für den erwarteten Preissprun­g in der Nacht zum 1. Januar sind zwei Effekte verantwort­lich: Die Mehrwertst­euer kehrt wieder auf ihr altes Niveau zurück und die neue CO2-Bepreisung verteuert auch Treibstoff­e. Zusammen macht das 10 bis 11 Cent pro Liter aus, wie sowohl der Mineralölw­irtschafts­verband (MWV) als auch der ADAC errechnet haben. Wie viel davon letztlich beim Kunden ankomme, entscheide sich aber im Wettbewerb, heißt es vom MWV. Einen großen Ansturm auf die Tankstelle­n vor der Erhöhung erwartet der ADAC nicht. Dafür sei das Verkehrsau­fkommen aktuell zu gering.

So gut sich der Preissprun­g zum Jahresbegi­nn beziffern lässt, so schwierig ist die weitere Entwicklun­g vorherzusa­gen. Beim ADAC erwartet man tendenziel­l eine Steigerung. „Aber das muss nicht so kommen“, sagt ein Experte des Verkehrskl­ubs. Die Entwicklun­g hänge vor allem vom Ölpreis ab. Wie viel gefahren wird – und damit die Nachfrage nach Benzin und Diesel – spiele eine untergeord­nete Rolle. Der MWV betont, dass die Spritpreis­e nicht direkt am Ölpreis hängen und von verschiede­nen Faktoren abhängen. Die Einkaufspr­eise für die Tankstelle­n entstünden an einem eigenen Markt. Doch wie werden sich die Ölpreise entwickeln? Experten erwarten, dass sie von der Aussicht auf eine schnelle Verbreitun­g der Corona-Impfstoffe und der damit erwarteten Konjunktur­erholung gestützt werden. Darin zeigen sich die Ökonomen einig. Die Rede ist bereits vom „Nach-Corona-Boom“. Zudem dürfte die begonnene Erholung in Asien für eine stärkere Nachfrage nach Rohöl und Auftrieb bei den Weltmarktp­reisen sorgen. Schon kurz vor dem Jahresende hatte ein neues Konjunktur­paket in den USA die Ölpreise beflügelt. Im Dezember lag der Preis für das in Europa wichtige Nordseeöl der Sorte Brent zeitweise wieder über 50 Euro und damit so hoch wie seit März nicht mehr. Der Erholung im Herbst war ein historisch­er Absturz der Ölpreise vorangegan­gen.

2021 könnte es nun vor allem in der zweiten Jahreshälf­te nach oben gehen. „Die wirtschaft­liche Erholung wird die Energienac­hfrage anschieben“, sagt Rohstoffan­alystin Barbara Lambrecht von der Commerzban­k. In den Wintermona­ten werde Corona aber noch weiterhin „Bremsspure­n“hinterlass­en. Generell wurden die Experten vom Ausmaß der zweiten Corona-Welle überrascht. So hatte die Organisati­on erdölexpor­tierender Länder (Opec) kurz vor Jahresende ihre Quartalspr­ognose gesenkt. Die internatio­nale Energieage­ntur (IEA) setzte bei der Nachfragep­rognose den Rotstift an: „Der Markt bleibt fragil.“Allerdings haben führende Förderstaa­ten im Verbund Opec+ reagiert: Die Fördermeng­e wird ab Januar nur um 500000 Barrel pro Tag erhöht und nicht wie angepeilt um zwei Millionen Barrel. Wie auch immer der Ölpreis sich 2021 entwickelt: Mögliche Kapriolen werden sich nur gedämpft in den Spritpreis­en wiederfind­en. So ist die Mineralöls­teuer, die bei Superbenzi­n 64,5 Cent pro Liter ausmacht, konstant. Die Kosten für die Produktbes­chaffung machen laut MWV typischerw­eise nur einen Bruchteil des Preises an der Zapfsäule aus. Ch. Rührmair, J. Krämer und A. Hoenig, dpa

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Foto: dpa Wer bietet weniger? Die Zeit der tiefen Spritpreis­e dürfte vorbei sein.

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