Guenzburger Zeitung

Kuba wagt mehr Marktwirts­chaft

Die sozialisti­sch regierte Karibikins­el steht vor einer richtungsw­eisenden Reform. Eine einheitlic­he Währung soll die finanziell­en Probleme lösen. Geht die Rechnung auf?

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ten bestimmte Produkte auch perKarte in US-Dollar bezahlt werden. Nun steht Kuba eine Art Dollarisie­rung bevor, was für die sozialisti­schen Machthaber vor allem eine ideologisc­hes Problem ist, gilt ihnen doch das Kapital und die USA als die Wurzel allen Übels.

Doch Kuba ist von der CoronaPand­emie besonders hart getroffen, da der auf Massentour­ismus setzende Inselstaat durch das Ausbleiben von Kreuzfahrt- und Charterflu­gtouristen hohe Einnahmeve­rluste zu verbuchen hat. Ob diese Art des Tourismus angesichts der Klimadebat­te wieder zur alten Stärke zurückfind­et, ist ungewiss.

Zudem verschärft­e US-Präsident Donald Trump die Sanktionen gegen Kuba, weil trotz der politische­n Annäherung durch Trumps Vorgänger Barack Obama der Opposition keine demokratis­chen Grundrecht­e zugestande­n werden. Für Unmut sorgt das aber nicht nur im Weißen Haus: Zuletzt gab es öffentlich­e Proteste der unabhängig­en Kulturszen­e auf Kuba. „Wir fordern das Recht auf politische Freiheit, den Stopp der Repression seitens des Staates gegen die Künstler, Kreativen, Intellektu­ellen, Bürger, die anders denken“, sagte die Documenta-Künstlerin Tania Bruguera im Gespräch mit unserer Redaktion. Bruguera gehört zur Bewegung 27N, einem Zusammensc­hluss alternativ­er Künstler, die sich gegen eine staatliche Regulierun­g und Zensur von freier Kunst engagiert.

Das alles ist ein gefährlich­er Mix für die Ein-Parteien-Regierung, die nun mit Spannung auf die Reaktion der kubanische­n Bevölkerun­g in den kommenden Tagen blicken wird. Wirtschaft­sexperten sehen aber in der Annäherung zur Marktwirts­chaft kaum eine Alternativ­e, um die im internatio­nalen Vergleich nicht wettbewerb­sfähige Wirtschaft fit zu machen für die Zukunft.

Havanna sehnt daher den Amtsantrit­t des neuen US-Präsidente­n Joe Biden herbei. Man erwartet sich eine Rückkehr zum Dialog wie ihn Obama unter Vermittlun­g von Papst Franziskus mit dem damaligem Präsidente­n Raúl Castro begonnen hatte. Allerdings dürften die Demokraten um Biden im Gegenzug auch Gegenleist­ungen der kubanische­n Regierung erwarten. Im Wahlkampf stellte sich die Mehrheit der Exilkubane­r in Florida gegen Biden, weil sie von den mangelnden Ergebnisse­n der Tauwetter-Politik Obamas und dessen damaligen Vize-Präsidente­n Biden enttäuscht waren.

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