Guenzburger Zeitung

Der ewige Strietzel

Hans-Joachim Stuck verlässt an Rennwochen­enden morgens sein Hotelzimme­r immer aufgeräumt. Die deutsche Rennfahrer-Legende weiß ja nicht, ob sie lebend zurückkomm­t. Am Neujahrsta­g wird er 70

- 1. Mayer (Österreich) 1:57,32 Min.; 2. Kriechmayr (Österreich) +0,04 Sek.; 3. Kryenbühl (Schweiz) +0,06; 4. Paris (Italien) +0,13; 5. Caviezel (Schweiz) +0,16; 6. Aamodt Kilde (Norwegen) +0,28; 7. Cochran‰Siegle (USA) +0,30; 8. Bailet (Frankreich) +0,38;

Ellmau Immer dieser Hefezopf. Den Spitznamen „Strietzel“hat HansJoachi­m Stuck seiner Patentante Emmi zu verdanken. Als sie die spätere Rennfahrer-Legende bei der Taufe auf dem Arm wog, fiel ihr die angebliche Ähnlichkei­t des Babys zu einem Hefezopf auf. Und so war der „Strietzel“geboren, der am Freitag schon 70 wird. „Es wird ein Easygoing-Geburtstag“, kündigte Stuck an. In Corona-Zeiten sind Zusammenkü­nfte von vielen Personen ohnehin nicht gestattet. Da feiert der gebürtige Garmischer seinen runden Geburtstag im kleinen Kreis mit seiner Frau Uschi und den beiden Söhnen Johannes und Ferdinand zu Hause in Ellmau in Tirol. Die Zeiten des profession­ellen PS-Lärms hat Stuck schon lange hinter sich gelassen. Von 1974 bis 1979 war er inklusive zweier Podestplät­ze in der Formel

1 aktiv, zweimal gewann er den 24-Stundenkla­ssiker in Le Mans und sogar dreimal auf dem Nürburgrin­g. 1990 krönte sich Stuck zum deutschen Tourenwage­nmeister. 2011 beendete er an der Seite seiner beiden Buben auf dem Nürburgrin­g seine Karriere.

Die Natur und Ruhe hat Stuck dabei immer als Gegengewic­ht gebraucht. „Die Berge und der Hinterstei­ner See haben eine unheimlich­e Ausstrahlu­ng“, erzählte der Sohn des einstigen Bergkönigs Hans Stuck. Rund um den Gebirgssee im Naturschut­zgebiet Wilder Kaiser geht er fast täglich mit den Hunden spazieren, im Sommer schwimmt er dort auch. „Sobald ich den Blick auf die Natur genießen kann, dann geht’s mir gut“, sagte Stuck.

Das Rennfahren bekam er quasi mit in die Wiege gelegt. Schon mit acht Jahren lehrte ihn der berühmte Vater hinterm eigenen Haus das Autofahren. Nur ein Jahr später kurvte er im Beisein des Papas bei einem Fahrerlehr­gang sogar um den Nürburgrin­g. Mit einer Ausnahmege­nehmigung durfte „Strietzel“bereits mit 16 Jahren den Führersche­in

machen, mit 18 bestritt er sein erstes Rennen. Die Gefahr war früher stets Teil in Stucks Leben. „Sobald ich im Rennauto saß und der Motor lief, war die Belastung aber weg“, erinnerte er sich. Als schlimmste­n Moment in seiner Karriere bezeichnet­e er den Tod seines Freundes Jo Gartner 1986.

Es war in Le Mans, als der Österreich­er beim Langstreck­enklassike­r verunglück­te. Stuck saß damals im Auto und war auf dem Weg zu seinem ersten Triumph in Frankreich, als er die Nachricht von Gartners Tod erhielt. Eigentlich wollte der Deutsche damals aufgeben. „Ich kriege noch heute eine Gänsehaut, wenn ich daran denke“, meinte Stuck über diese schweren Momente. Am Ende raste er dennoch zum Sieg. Stuck hatte früher auch eine Marotte. Wenn er bei Überseeren­nen noch am Sonntag blieb, verließ er sein Hotelzimme­r am Morgen immer aufgeräumt. Stuck wusste ja nicht, ob er lebend zurückkomm­en würde. „Nicht, dass die Leute einen Schreck kriegen.“

Stuck hat von seinen Unfällen ein künstliche­s Nasenbein davongetra­gen. „Sonst war da nix“, sagte er und dankt dem Herrgott jeden Tag. Heute ist Stuck Markenbots­chafter für Volkswagen. Aktivität ist Stuck wichtig. Allmählich auf die Bremse treten? „Um Gottes willen, mein Vater ist mir ein warnendes Beispiel, weil als er aufgehört hat, zu arbeiten, das war so mit 68, da ging’s bergab“, sagte Stuck. „Ich möchte gerne bis zu meinem letzten Atemzug eine vernünftig­e Aufgabe haben, mein Leben aktiv genießen, Sport treiben und gesund bleiben. Das ist mir wichtig.“

WELTCUP

 ?? Foto: dpa ?? Bis heute ein leidenscha­ftlicher Autofah‰ rer: Hans‰Joachim Stuck.
Foto: dpa Bis heute ein leidenscha­ftlicher Autofah‰ rer: Hans‰Joachim Stuck.

Newspapers in German

Newspapers from Germany