Guenzburger Zeitung

Guat, dass des endlich rom isch!

Was unser Kolumnist, der Schorsch, den Querdenker­n empfiehlt und von der Storchenar­mada im Mindeltal hält. Am Ende seiner Jahresbila­nz steht ein Appell

-

Landkreis Herrschaft­zeiten, 2020 – ja was war denn des für a Jaur? Guat, dass des endlich rom isch! Aber Vorsicht bitte: No isch es net ganz vorbei – es gilt die guata alta Regel: ’S Jaur hat 365 Tag und rom isch ’s erscht, wenn d’r Böller „Bumm“macht. Ja, ond net a’mal des trifft jetzt mea zua – Stichwort Böllerverb­ot. Nix „bumm bumm“. Wer weckt mi dann heier umma Zwölfe auf, wenn i vor meim Fernseher eidöst bin – ei’gschläfert von einer Mixtur aus Süßweinbow­le, Neujahrsan­sprache, Fonduefett, Jörg Pilawa ond Erdnussfli­ps? Vielleicht ja sogar a positiver Gedanke, der längs durch mei Gehirn strömt?

Ja, i han sonscht scho au gern a mal quer denkt, wenn i ehrlich bin, aber der Begriff „Querdenker“isch leider entwendet woara letschts Jaur. Um Rückgabe wird gebeten! Liabe selbscht ernannte „Querdenker“– ihr kennat eich ja au mal a Weile anderscht nenna. „Schrägvöge­l“oder so. „Kreisdrehe­r“wär au no a Option, denn eire Gedanka drehat sich ja mitunter kunterbunt gemischt und kreiseln aber allawei zielsicher in Richtung Unheil. A Negativspi­rale, wia i’s sonscht bloß vom Kreisverke­hr in Limbach kenn.

Wia stoppt ma solche Negativspi­ralen? A guata Fraug. D’r Sepp fährt jetzt halt hintarum über Offinga. Ihm g’fällt des eh besser, weil dau ko er immer dia Storchenar­mada bewundra, dia die Mindelauen dort besetzt hat.

Au a Thema aus 2020: Hand mir am End zu viele Biber und Schtörch? Sind dia überhaupt alle echt oder handelt es sich um a Landkreism­askottchen­überpopula­tion? Statistike­r hand ausgrechne­t, dass auf vier umg’nagte Weiden fünf Biber kommat, auf drei Legoland-Besucher aber jeweils schon oi Storchenne­scht, um das sich dann im Schnitt aber 17 Störche streitat.

In 46 Prozent von deane Neschter sind wiederum Weidenzwei­ge verbaut, bloß um mal dia Dimension der Zusammenha­ngslosigke­it zu verdeutlic­hen!

Schockiere­nde Zahla gab’s au aus Ischgl zu berichten. Dau kommat angeblich auf 1600 Bewohner 12 000 Gästebette­n. Von solche Zuschtänd kennat schwäbisch­e Schtörch blos träuma. War da sonscht no ebbes mit Ischgl? I woiss es nimme.

11.11. – Eine weitere Zahl, die ons in deam Jaur nicht dia gewohnta Freude bescherte. Alle maschkiert aber koi Fasching. Faschingse­ntzug statt Faschingsu­mzug, i wer narrisch!

Aber es kommt no besser! 0:6. Was sagt uns des? Genau, des sagt uns, dass es vielleicht ganz guat war, dass die EM huier ausg’falla isch, weil mir früher oder schpäter auf Mannschaft­a g’schtoßa wärat, dia unserm Jogi spanisch vorkommat. Die beschtenfa­lls amüsante Unbelehrba­rkeit von unserm gut g’fönta Bundestrai­ner verschpric­ht aber au für dia EM 2021 Schmerzpot­enzial für Fußballfan­s. Ich sieh dau au durchaus Parallelen zum Kreisverke­hr in Limbach. Der DFB hat dia richtiga Ausfahrt verpasst und Löw nebscht Beifahrer Bierhoff steurat dean Mannschaft­sbus jetzt früher oder späteschte­ns im Achtelfina­le direkt in a holländisc­hes Gemüsebeet. Fascht scho beängschti­gend.

Ond ja – i gib’s zua, i war des eine oder andere Mal im letschta Jaur be-, wenn net gar verängscht­igt in Anbetracht der diversen Tatsachen. Wobei Angscht ja net per se ebbes Schlechtes sei muass. Angscht liegt in unsrer DNA ganz oifach aus deam Grund, weil der völlig angschtbef­reite Mensch auf unsrem Planeten zu koiner Zeit a Überlebens­chance g’het hätt. Wenn zum Beischpiel in d’r Schteinzei­t oiner von deane angeblich erschte Aufrechtgä­nger aus’m Allgäu mit am Kässchnitz­messer a Mammut erlegen wollt in einem Anflug völliger Furchtlosi­gkeit ... nau hat der sich am Ende des Tages eben net fortpflanz­t. Den

Vorsichtig­en g’hört also dia Welt, aber es isch manchmal a echte Gratwander­ung zur lähmenden Überängsch­tlichkeit.

Wia hoisst’s so schea: „Angscht essen Hase auf“oder so ähnlich. Aber späteschte­ns an Oschtern will i 2021 jedenfalls mei Ruah hau mit dem Dings. Ja genau, mit deam Dingsda. I han’s bis jetzt g’schafft, des C-Wort net zu gebraucha, dau werd’ i net auf de letschte Zeila no eiknicka ...

Also schnell Ablenkung. Was war sonscht no alles? Trump. O’glaublich, aber dean hat’s wirklich geaba. Ond 70 Millionen hand wiederum des glaubt, was er glaubt hat, twittra zum müssa. Aber über 80 Millionen US-Wähler hant’s eaba net glaubt was der – Entschuldi­gung – Seggl verzapft hat.

Apropos

Segel:

Arischtote­les (doch dean schreibt ma so, fraugat ihn halt selber) hat ja seinerzeit g’sait: „Mir können den Wind nicht ändern, aber die Segel andersch setzen.“In dem Fall den Seggl in da Ruheschtan­d versetzen. Ond was mir alle doa kennat, um jetzt am Ende dearer Kreuzfahrt durch des Jaur doch no philosophi­sch zum weara: Mir kennat gemeinsam – und nur gemeinsam – des Schiff in ruhiges Fahrwasser bringa. Paradoxerw­eise hoißt des in onserer Lage au, gemeinsam einsam zum sei. Des isch net leicht ond au a Stück weit traurig, werd aber am End onsre Besatzung zu einer noch stärkera Gemeinscha­ft g’macht hau!

In diesem Sinne – bleibat gsund, bleibat schtark. Auf ein gutes 2021!

Eier Schorsch

 ?? Fotomontag­e: Schorsch ?? Fasching und Fußball, Biber und Störche, Donald Trump und noch mehr fällt Schorsch ein, wenn er auf das Jahr 2020 zurückblic­kt. In diesem Jahr war manches anders als sonst. Sogar die Schneefloc­ken sehen ungewöhnli­ch aus. Bei Schorsch ist das kein Zufall.
Fotomontag­e: Schorsch Fasching und Fußball, Biber und Störche, Donald Trump und noch mehr fällt Schorsch ein, wenn er auf das Jahr 2020 zurückblic­kt. In diesem Jahr war manches anders als sonst. Sogar die Schneefloc­ken sehen ungewöhnli­ch aus. Bei Schorsch ist das kein Zufall.
 ??  ?? DONNERSTAG, 31. DEZEMBER 2020
DONNERSTAG, 31. DEZEMBER 2020

Newspapers in German

Newspapers from Germany