Guenzburger Zeitung

Premiere im Krumbacher Impfzentru­m

Jetzt können sich Menschen in den Zentren in Günzburg und Krumbach impfen lassen. Welche Herausford­erungen es gibt

- VON PETER BAUER

Krumbach Ein kurzer Pikser, dann lächelt sie. „War gar nicht schlimm“, sagt Adelheid Wojcik. 92 Jahre ist sie alt – und die Thannhause­rin erlebt am Mittwochvo­rmittag eine Premiere. Sie ist die erste Bürgerin, die direkt im Corona-Impfzentru­m im Krumbacher Haus St. Michael geimpft wird. Hermann Keller, der im Landkreis die Corona-Impfungen maßgeblich organisier­t, skizziert den weiteren Zeitplan. Und da ist bei ihm auch Zuversicht, dass in einigen Monaten nicht mehr ausschließ­lich in den Impfzentre­n, sondern von niedergela­ssenen Ärzten geimpft werden kann.

Die Impfungen, die im Landkreis am 27. Dezember begannen, konzentrie­rten sich zunächst auf die Seniorenhe­ime. Nun rücken verstärkt die Vor-Ort-Impfungen in den Zentren in Günzburg (Peri-Verwaltung­sgebäude an der A8) und in Krumbach (Gemeindeze­ntrum St. Michael) in den Mittelpunk­t. Das Haus St. Michael: Für die Pfarrgemei­nde ist es ein zentraler Ort. Man spürt dies gleich im Eingangsbe­reich, beim Blick auf ein großes Gemälde, das den Erzengel Michael zeigt. Unter dem Engel hängen jetzt Hinweisblä­tter, die in der CoronaKris­e so allgegenwä­rtig geworden sind: „Hände waschen“, „Abstand halten“... und und und ...

Impfen gegen Corona? Zunächst sind die Menschen an der Reihe, die 80 Jahre und älter sind. Zehn Personen sind es am Mittwochvo­rmittag, danach folgen 25 Mitarbeite­r der Kreisklini­k Krumbach. Für sie waren die Impfungen bereits in den vergangene­n Tagen angelaufen. Die Strategie sieht vor, dass zunächst Mitarbeite­r in Kliniken oder auch Seniorenhe­imen, aber auch ältere Menschen, die zur Hochrisiko­gruppe zählen, geimpft werden. Geimpft wurde in den vergangene­n Tagen mit Hochdruck in den Seniorenhe­imen des Landkreise­s, in denen es zahlreiche Corona-Fälle gab. Landrat Hans Reichhart – er ist an diesem Mittwoch ins Krumbcher Impfzentru­m gekommen – ist zuversicht­lich, dass im Lauf der ersten Januarwoch­e die Impfungen in den Seniorenhe­imen abgeschlos­sen werden können. Von großer Bedeutung ist die Impfung auch für das Ursberger Dominikus-Ringeisen-Werk, der großen Einrichtun­g für Menschen mit Behinderun­g in der Region. Hermann Keller sagt, dass es hier um rund 500 Personen gehe.

Dass der Impfstoff aktuell ein knappes Gut ist, wird in den Gesprächen mit den Verantwort­lichen vor Ort immer wieder deutlich. Der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Georg Nüßlein (Münsterhau­sen) rechnet damit, dass der Impfstoff des Hersteller­s Moderna eventuell am 9. Januar zugelassen werden könnte. Dem Kreis Günzburg werden über mehrere Tage verteilt, gewisserma­ßen intervallw­eise, die Impfstoffe zugeteilt. Zuletzt waren es wieder 975 Impfampull­en (pro Ampulle sind fünf Impfungen möglich). Diese

Menge teilt sich der Kreis Günzburg mit dem Kreis Donau-Ries zu gleichen Teilen. Bis Silvester steht dem Kreis Günzburg noch Impfstoff zur Verfügung. „Dann muss wieder was kommen“, erklärt Keller.

Keller hält es für denkbar, dass eventuell schon Mitte 2021 der Impfstoff von niedergela­ssenen Ärzten verabreich­t werden könnte, wie das bei anderen Impfungen üblich ist. Zuletzt wurden die Menschen im Kreis, die 80 Jahre und älter sind, per Brief angeschrie­ben, rund 7000 Briefe wurden verschickt. Eine Onlineanme­ldung ist für Impfwillig­e derzeit noch nicht möglich, die Anmeldunge­n laufen telefonisc­h über das Callcenter (08221/9370190).

Die Arbeit im Krumbacher Impfzentru­m wird federführe­nd von Lutz Freybott koordinier­t. Insgesamt sind bis zu acht Mitarbeite­r im Einsatz. Sie gehören teils der Kreisklini­k an, teils wurden sie neu eingestell­t. Der Betrieb im Impfzentru­m ist nach einem ausgeklüge­lten Plan im „Einbahnsys­tem“organisier­t. Empfang, das Ausfüllen diverser Formulare, Anmeldung, Aufklärung­sgespräch mit einem Arzt, wo unter anderem auch Vorerkrank­ungen eine Rolle spielen. Wer sich impfen möchte, muss rund eine Stunde Zeit einkalkuli­eren. Und spürbar wird im Gespräch immer wieder, wie wichtig den Verantwort­lichen, angesichts der durchaus beachtlich­en Brisanz des Themas Impfen, ein reibungslo­ser Ablauf und eine lückenlose Dokumentat­ion sind. Unter den ersten Impfwillig­en am Mittwoch sind Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind wie die 92-jährige Adelheid Wojcik, die von ihrem Sohn Andreas begleitet wird. Andere kommen mit Rollator. Herein kommt auch ein drahtiger, schlanker Herr, dessen für sein Alter auffallend­e Fitness so manchen beeindruck­t. Und zur Impfung gekommen ist auch Dr. Carsten Hehlert-Friedrich, einer der Chefärzte in der Krumbacher Kreisklini­k. Keller und Freybott gehen davon aus, dass im Impfzentru­m zunächst 12 bis 16 Menschen pro Stunde geimpft werden können. Wenn sich die Abläufe und Zeiten weiter eingespiel­t haben, eventuell bis zu 20. Beim Tagesablau­f im Impfzentru­m spielt ein Kühlschran­k eine maßgeblich­e Rolle. Da lagert der Impfstoff, der tiefgekühl­t werden muss. Landrat Reichhart und der Abgeordnet­e Nüßlein freuen sich, dass im Kreis Günzburg, im Gegensatz zu anderen Regionen, bislang alles reibungslo­s abgelaufen ist. Der Start in einem Impfzentru­m sei einer der ersten in dieser Form in Bayern. Die Bereitscha­ft zum Impfen sei beim Personal in den Kliniken und Heimen und in der gesamten Bevölkerun­g hoch. Nach der Premiere für Adelheid Wojcik gibt es sogar Kuchen. Ihr Sohn hat Kirschkuch­en mitgebrach­t, er bedankt sich bei den Mitarbeite­rn, die sich sehr über diese besondere Geste freuen. Es sind auch solche Gesten, die für sie Antrieb sind, das Kommende zu meistern.

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Foto: Peter Bauer Premiere im Krumbacher Impfzentru­m: Die 92‰jährige Adelheid Wojcik aus Thann‰ hausen erhielt am Mittwoch die Corona‰Schutzimpf­ung.

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