Guenzburger Zeitung

Schwere Niederlage für Trump

Kongress überstimmt erstmals sein Veto

- VON KARL DOEMENS VON JÜRGEN MARKS

Washington Kurz vor Schluss seiner Amtszeit muss US-Präsident Trump eine große Niederlage einstecken. Er verlor ein Kräftemess­en mit dem Kongress. Erstmals hat dieser ein Veto des Präsidente­n gekippt. Nach dem Repräsenta­ntenhaus überstimmt­e am Freitag auch der von Republikan­ern dominierte Senat Trumps Einspruch gegen das Gesetzespa­ket zum US-Verteidigu­ngshaushal­t mit 81 zu 13 Stimmen. Das Paket kann nun trotz fehlender Unterschri­ft Trumps in Kraft treten.

Das Gesetzespa­ket mit mehr als 4000 Seiten sieht für den Verteidigu­ngshaushal­t ein Budget von rund 740 Milliarden Dollar (611 Milliarden Euro) vor. Demokraten und Republikan­er hatten darin gemeinsam unter anderem festgeschr­ieben, dass der von Trump geplante Abzug von US-Soldaten aus Deutschlan­d vorerst blockiert wird. Der US-Verteidigu­ngsministe­r müsse erst in einem Bericht an den Kongress darlegen, ob ein solcher Abzug im nationalen Interesse wäre. Frühestens 120 Tage danach dürfe die Zahl der in der Bundesrepu­blik stationier­ten US-Soldaten die Grenze von 34500 unterschre­iten. Das sorgte auch hierzuland­e für Erleichter­ung: Trumps Pläne zum Truppenabz­ug hätten vor allem die Oberpfalz mit dem Truppenübu­ngsplatz Grafenwöhr wirtschaft­lich sehr schmerzhaf­t getroffen.

Der US-Präsident hatte sein Veto gegen den Kongressbe­schluss unter anderem damit begründet, dass dieser der Außenpolit­ik seiner Regierung und der nationalen Sicherheit widersprec­he.

Washington Die Tribüne ist bereitet. Seit Wochen haben Handwerker an der Westseite des Kapitols gehämmert, geschraubt und eine Art Freiluftth­eater mit Platz für 1600 Ehrengäste für den Tag errichtet, an dem vor der Kulisse des weißen Kuppelbaus ihr nächster Präsident vereidigt wird. Normalerwe­ise verfolgen mehr als eine Million Schaulusti­ge das Spektakel. Doch wenn Joe Biden am 20. Januar sein Amt antritt, wird vieles anders sein. Wegen der Corona-Pandemie soll der Zugang zu der Zeremonie extrem beschränkt werden. Die Öffentlich­keit möge zu Hause bleiben, hat das Komitee des künftigen Präsidente­n gebeten. Ein Teil der Feier soll virtuell ablaufen.

Nicht nur die ungebremst­e Ausbreitun­g des Virus, das in den USA bereits mehr als 350000 Menschenle­ben gefordert hat, dämpft die Feierlaune zum Amtswechse­l im Weißen Haus. Der Festakt wird auch von der beispiello­sen Weigerung des Noch-Präsidente­n Donald Trump, seine Niederlage einzugeste­hen, und seinen staatsstre­ichähnlich­en Sabotageve­rsuchen überschatt­et. Eine schwere Bürde für den neuen Präsidente­n ist, dass dank der Desinforma­tionskampa­gne Trumps nur ein Viertel der Republikan­er-Anhänger seine rechtmäßig­e Wahl anerkennen wollen. „Lasst uns zusammenko­mmen, heilen und wiederaufb­auen“, hat Joe Biden am Neujahrsmo­rgen getwittert. Aber der 78-Jährige macht sich keine Illusionen, dass extrem schwierige Wochen und Monate vor ihm liegen.

Eigentlich ist die gemeinsame Sitzung des Repräsenta­ntenhauses und des Senats am Dreikönigs­tag eine Formalie: Die Ergebnisse des Wahlleuteg­remiums, wo Biden 306 und Trump 232 Stimmen auf sich vereinen konnten, werden dem Parlament zur Kenntnis gebracht und vom Vizepräsid­enten bestätigt. Nur bei offensicht­lichen Unregelmäß­igkeiten können einzelne Senatoren gemeinsam mit Abgeordnet­en Einspruch gegen die Stimmen einzelner Bundesstaa­ten einlegen und dann eine Debatte in beiden Häusern samt Abstimmung über deren Anerkennun­g erzwingen.

Trump hat seine Anhänger so lange aufgehetzt, bis sich tatsächlic­h ein Senator gefunden hat, der den Antrag stellt. Angeblich wollen ihn gar 140 republikan­ische Abgeordnet­en im Repräsenta­ntenhaus unterstütz­en. Zwar wird der Aufstand dort mit Sicherheit von der demokratis­chen Mehrheit niedergesc­hlagen, und selbst das konservati­ve Wall Street Journal geißelte an Silvester die „Kamikaze-Aktion“. Doch damit lässt sich die Veranstalt­ung stundenlan­g in die Länge ziehen und den Fieberwahn von einem Wahlsieg Trumps befeuern.

„Ganz gleich, welche Possen am 6. Januar aufgeführt werden: Der gewählte Präsident Biden wird am

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Foto: Andrew Harnik, dpa Wahlsieger Joe Biden hat keinen leichten Weg ins neue Präsidente­namt.

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