Guenzburger Zeitung

Stille Nacht

Silvester ist in Bayern meist ruhig geblieben. Die Polizei meldet dafür hunderte Verstöße gegen die Corona-Auflagen. Wie die Situation in den Ausflugsre­gionen war

- VON MARIA HEINRICH

Dass es ein ruhigeres Silvester werden würde als die Jahre zuvor, damit hatten die Einsatzkrä­fte in Bayern gerechnet. Nur vereinzelt meldeten Polizei und Feuerwehr am Neujahrsta­g silvestert­ypische Vorfälle: Im oberbayeri­schen Bad Reichenhal­l beispielsw­eise verlor ein 56 Jahre alter Mann bei der Explosion eines Böllers vier Finger sowie Teile seines Daumens. In Oberfranke­n lösten vermutlich Feuerwerks­raketen zwei Dachstuhlb­rände aus. In Regensburg verursacht­e ein Raclette-Grill einen Wohnungsbr­and, bei dem eine Frau leicht verletzt wurde.

Die Polizei in Schwaben und Oberbayern zeigte sich dennoch „erstaunt“angesichts der verhältnis­mäßig ruhigen Einsatzlag­e. Die Nacht sei „nicht mit einem normalen Silvester zu vergleiche­n“gewesen. Ein Sprecher der Münchner Berufsfeue­rwehr resümierte gar: „Dass es für Silvester so ruhig ist, hätten wir nicht gedacht.“Auch in den restlichen Regierungs­bezirken Bayerns zogen Einsatzkrä­fte ein ähnliches Fazit.

Wenn es in der Nacht auf Freitag dann doch mal zu Problemen oder gekommen war, hatten diese oftmals etwas mit den geltenden Corona-Auflagen zu tun, wie die Polizei erklärte. Über den Jahreswech­sel waren auf Bayerns Straßen mehr Polizisten unterwegs, um zu kontrollie­ren, ob sich die Feiernden an die Corona-Beschränku­ngen halten. 800 Einsatzkrä­fte der Bereitscha­ftspolizei unterstütz­ten dabei die örtlichen Inspektion­en.

Das Präsidium München zählte rund 200 Einsätze wegen Verstößen gegen das Infektions­schutzgese­tz. Im südlichen Oberbayern gab es mehr als 250 Verstöße gegen die Kontaktbes­chränkunge­n. In Passau löste die Polizei zwei verbotene Silvesterf­eiern auf, bei denen junge Leute aus mehreren Haushalten zusammen feierten. In Nittendorf im Landkreis Regensburg beendeten Beamte eine Tiefgarage­nparty mit 15 Gästen. In Oberfranke­n zeigte die Polizei mehrere Menschen an, die ohne triftigen Grund auf der Straße unterwegs waren.

Insgesamt rückte die Polizei im Freistaat von Silvestera­bend bis Neujahrsmo­rgen zu fast 2900 Einsätzen aus – rund 400 mehr als im Vorjahr. Der Grund dafür seien die verstärkte­n Kontrollen gewesen, sagte Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU). Die Polizei zählte bayernweit insgesamt rund 2000 Verstöße gegen das Infektions­schutzgese­tz, davon fast 750 gegen Kontaktbes­chränkunge­n und rund 70 gegen die Maskenpfli­cht. Doch die meisten Menschen hätten sich an die Corona-Regeln gehalten, sagte Herrmann. „Es war ein guter Start ins neue Jahr 2021.“

Abseits der Verstöße in der Silvestern­acht blickten viele Menschen in Bayern auch gespannt in Richtung der beliebten Ausflugsre­gionen im Freistaat. Nach dem großen Andrang von Tagesausfl­üglern um die Weihnachts­feiertage hatte man auch um den Jahreswech­sel mit vielen Besuchern gerechnet. Die Polizei meldete einzelne Vorfälle: Im Ostallgäu zum Beispiel verletzte sich bei einem Unfall auf einer Rodelstrec­ke im schwäbisch­en Pfronten (Landkreis Ostallgäu) eine 45 Jahre alte Frau am Donnerstag schwer. Eine Frau und ein Mann konnten auf der steilen Abfahrt mit ihrem Schlitten nicht mehr abbremsen und fuhren auf den Schlitten der 45-Jährigen auf, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Rettungskr­äfte der Bergwacht hätten sich in der Nähe befunden und Erste Hilfe geAuseinan­dersetzung­en leistet, ehe die Frau mit einer Rückenverl­etzung durch einen Hubschraub­er in eine Klinik gebracht wurde.

Im Bayerische­n Wald war der Besucheran­drang so groß, dass bereits am Silvesterm­orgen die Parkplätze voll belegt waren. Teilweise wurden Rettungswe­ge zugeparkt, auch in Busbuchten oder Wendeschle­ifen wurden Autos abgestellt.

Doch im Gegensatz zu den Tagen um Weihnachte­n war das Ausflugsge­schehen in Bayern am Neujahrsta­g vergleichs­weise ruhig. Den Polizeiprä­sidien Oberbayern Süd, Schwaben Süd/West und Niederbaye­rn lagen bis zum Freitagnac­hmittag keine Meldungen über größere Menschenan­sammlungen vor. Eine Sprecherin der Zugspitzba­hn im oberbayeri­schen Garmisch-Partenkirc­hen beurteilte das Fahrgastau­fkommen als „sehr übersichtl­ich“trotz Sonnensche­ins und der am Freitag im Ort gastierend­en Vierschanz­entournee.

In den Tagen vor Silvester hatte die Polizei angekündig­t, in beliebten Ausflugsre­gionen mehr Präsenz zu zeigen. Außerdem wurden Ausflügler dazu aufgeforde­rt, Fahrten in viel besuchte Gebiete zu überdenken. (mit dpa)

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? Dort, wo vor einem Jahr unzählige Menschen zusammenka­men, um das neue Jahr zu feiern, war es in der Nacht auf Freitag menschenle­er. Der Marienplat­z in der Münchner Innenstadt war – bis auf Polizei, Sicherheit­s‰ und Rettungskr­äfte – wie ausgestorb­en.
Foto: Sven Hoppe, dpa Dort, wo vor einem Jahr unzählige Menschen zusammenka­men, um das neue Jahr zu feiern, war es in der Nacht auf Freitag menschenle­er. Der Marienplat­z in der Münchner Innenstadt war – bis auf Polizei, Sicherheit­s‰ und Rettungskr­äfte – wie ausgestorb­en.

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