Den eigenen Namen in der Ehe behalten?
Was für den gemeinsamen Familiennamen spricht und was dagegen
Wer heiraten will, muss einiges entscheiden. Zum Beispiel, wie die Feier ablaufen soll. Auch was den Nachnamen betrifft, gibt es einige Möglichkeiten, die das Paar vor Herausforderungen stellen können. So ist es möglich, dass jeder seinen Namen behält. „Das ist immer noch die Ausnahme, wird aber deutlich mehr“, sagt Katrin Zimmermann. Sie ist Fachanwältin für Familienrecht. Ein Kind des Paares könnte dann den Nachnamen der Mutter oder den des Vaters erhalten.
In den meisten Fällen nimmt aber noch immer die Frau den Namen des Mannes an. In gut drei Vierteln der Ehen sei dies der Fall, obwohl die umgekehrte Variante ebenso möglich sei, sagt Frauke Rüdebusch von der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden. „Meist begründen die Paare ihre Entscheidung mit der Tradition und der geltenden sozialen Norm.“
„Viele Frauen sagen, dass es ihnen sehr wichtig ist, so zu zeigen, dass sie verheiratet sind“, erklärt Anne Rosar. Die Sprachwissenschaftlerin von der Uni Mainz hat festgestellt, dass es eine große Gruppe von Frauen gibt, die ihren eigenen Namen als nicht schön genug, den des Mannes dagegen als „hübsch“oder „gut klingend“empfindet.
Wer sich auf diese Diskussion nicht einlassen will, kann sich für einen Doppelnamen entscheiden, allerdings bisher nur einer der Partner. Das sind meist die Frauen.
Die Diskussion um Namen finde statt im Spannungsfeld von Zugehörigkeit und Autonomie, analysiert die Familientherapeutin Valeska Riedel. „Nehme ich einen Namen an, bekenne ich mich nach außen sichtbar zur Zugehörigkeit“, sagt sie. Das spiele heute noch eine große Rolle und sei für manche mindestens ebenso wichtig wie die eigene Abstammung und Individualität. Mit der Annahme eines fremden Namens sei immer ein Stück Identitätsverlust verbunden, meint Rüdebusch. Doppelnamen seien ein guter Kompromiss, findet Riedel. „Auch wenn darüber oft Witze gemacht werden, drücken sie etwas Wunderbares aus: Das eine sind meine Wurzeln, da komme ich her, das andere ist meine neue Sippe.“Allerdings spiele hier die Ästhetik eine Rolle. „Manche Kombinationen klingen sehr schön, andere sind eher ungünstig.“
Gibt es rechtlich gesehen Voroder Nachteile, wenn man sich bei der Eheschließung dafür entscheidet, den eigenen Namen zu behalten? Wer alleine mit seinem Kind ins Nicht-EU-Ausland reist, sollte sich zuvor vom anderen Elternteil eine Vollmacht geben lassen. So vermeidet man laut Anwältin Zimmermann Verwirrungen an der Grenze. Bei einer Scheidung dürfen beide Eheleute ihre Geburtsnamen annehmen, Kinder behalten aber den gemeinsamen Namen. Das zu ändern, sei nicht einfach.
Die vielen Wahlmöglichkeiten passten in unsere Zeit, sagt Riedel. „Wir wollen möglichst autonom bleiben, aber je mehr Auswahl es gibt, desto qualvoller wird es.“Bald könnte es noch mehr Optionen geben. Einer Expertenkommission der Bundesregierung zufolge sollten die Menschen mehr Freiheit bei der Namenswahl bekommen. Was daraus wird, entscheidet sich nach der Bundestagswahl im Herbst 2021. Bernadette Winter, dpa