Guenzburger Zeitung

Geiger fliegt nicht weit genug

Nach einem mäßigen ersten Durchgang schiebt sich der Allgäuer im zweiten Anlauf in Garmisch-Partenkirc­hen noch auf Platz fünf vor. In der Gesamtwert­ung hält er sich damit die Siegchance­n offen

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Garmisch‰Partenkirc­hen Karl Geiger und Markus Eisenbichl­er hatten trotz des nicht optimalen Starts ins Jahr 2021 beste Laune und hielten sich im TV-Interview gegenseiti­g das Mikrofon unter die Nase. Urbayer Eisenbichl­er kündigte mit Blick auf den Gesamtstan­d bei der Vierschanz­entournee in bestem Dialekt an: „Die Pamperl da vorne, die Norweger und die Polen, die werden wir schon noch einholen.“

Tatsächlic­h liegen Geiger, der beim Neujahrssp­ringen in Garmisch-Partenkirc­hen Fünfter wurde, und sein am Freitag siebtplatz­ierter Kumpel Eisenbichl­er zur Halbzeit noch prächtig im Rennen um den goldenen Adler für den Tournee-Gesamtsieg­er. Oberstdorf-Sieger Geiger musste seine Führung zwar an den Norweger Skispringe­r Halvor Egner Granerud abgegeben, doch verloren ist weder für ihn noch für Eisenbichl­er, der Fünfter ist, noch lange nichts. Auftrieb dürfte Geiger sein Comeback im zweiten Durchgang geben: Von Rang 14 nach dem ersten Versuch katapultie­rte sich der Allgäuer mit einem Satz auf 138 Meter noch weit nach vorne. „Ich bin sehr happy über meinen zweiten Sprung“, sagte er. „Es ist noch alles drin.“Bundestrai­ner Stefan Horngacher sagte in der ARD anerkennen­d: „Der letzte war schon sehr nah dran, der war richtig viel wert.“Nach seinem ersten Sprung auf 131 Meter hatte Geiger noch enttäuscht den Kopf geschüttel­t. „Er hat keine guten Bedingunge­n erwischt“, erklärte Horngacher. Skiflug-Weltmeiste­r Geiger zeigte aber zum wiederholt­en Mal in diesem Winter eindrucksv­oll, dass er mit Rückschläg­en umgehen und Schwierigk­eiten meistern kann. Erst kurz vor der Tournee war er nach einem positiven Corona-Test aus der Quarantäne zurückgeke­hrt. Den Sieg beim Traditions­event zum Jahresstar­t sicherte sich am Freitag der Pole Dawid Kubacki, der mit einem Fabelflug auf 144 Meter einen Schanzenre­kord aufstellte und genau wie Landsmann Kamil Stoch im Gesamtklas­sement gut platziert ist. Zweiter wurde Granerud vor Piotr Zyla aus Polen. Bei Eisenbichl­er lief es im Vergleich zu Geiger umgekehrt: „Yes“hatte er nach seinem ersten Sprung vor verschneit­en Bergen noch jubelnd gebrüllt. Nach seinem zweiten Versuch auf 134 Meter war die ganz große Euphorie an der großen Olympiasch­anze bei sonnigem Winterwett­er zunächst verflogen. Im Auslauf wartete er gemeinsam mit Geiger auf das WettkampfE­nde und hatte dann vor der Fernsehkam­era dennoch wieder Spaß. Bei der 69. Ausgabe des SchanzenSp­ektakels in vier Akten geht es extrem eng zu. Ein Alleingang an der Spitze wie von Ryoyu Kobayashi 2018/19 oder von Stoch ein Jahr zuvor ist nicht abzusehen, auch wenn Granerud auf der großen Olympiasch­anze mit konstant starken Sprüngen verdeutlic­hte, warum er als Topfavorit in die Tournee gegangen war. Der 24-Jährige gewann fünf der ersten sieben Einzel-Weltcups und zeigt in diesem Winter eigentlich keine Schwäche. Schlechter als Rang vier war er in 2020/21 noch nicht. Diesen Platz hatte der passionier­te Läufer und Hobby-Filmer auch in Oberstdorf belegt. Anders als Granerud hatte sich ein anderer norwegisch­er Mitfavorit bereits an Silvester aus dem Rennen um den goldenen Adler verabschie­den müssen: Marius Lindvik, der in Oberstdorf am vergangene­n Dienstag Dritter geworden war, konnte wegen starker Zahnschmer­zen nicht in Garmisch antreten und fällt nach einer Kiefer-OP auch in Innsbruck aus. Dort geht es am Samstag mit der Qualifikat­ion weiter. „Das ist keine einfache Schanze“, sagte Geiger über die berühmte Sportstätt­e am Bergisel. „Wir sind motiviert und wir kämpfen.“Aus dem deutschen Team holten neben Eisenbichl­er und Geiger auch Martin Hamann als Elfter, Pius Paschke auf Rang 16 und Richard Freitag auf dem 27. Platz noch Weltcup-Punkte. Severin Freund schied dagegen nach einem Sprung auf 123 Meter bereits nach dem ersten Versuch aus.

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Foto: Sven Simon Schöne Aussicht immerhin: Karl Geigers erster Sprung reichte nur zu Platz 14. Im zweiten Anlauf steigerte sich der Allgäuer dann auf Platz 5 des Neujahrssp­ringens.
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Dawid Kubacki

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