Guenzburger Zeitung

Die sieben wichtigste­n Fragen zum E-‰Auto

Wer für das neue Jahr den guten Vorsatz hat, einen Stromer zu kaufen, sollte sich vorab einige Gedanken machen. Unser Autor hat den Schritt in die elektrisch­e Mobilität bereits getan – und einige wertvolle Tipps parat

- VON RUDOLF BÖGEL

Seit rund 2000 Kilometern ist unser Autor Besitzer eines rein elektrisch­en Honda e – eine Anschaffun­g, die der eine oder andere möglicherw­eise für das neue Jahr plant.

Doch vor dem Kauf stellen sich jede Menge Fragen: Wird man im Alltag überhaupt glücklich mit einem E-Fahrzeug? Wie läuft das mit den Zuschüssen und was kostet das Aufladen? Hier die sieben wichtigste­n Fragen und Antworten zur Elektro-Mobilität.

Warum überhaupt ein E-Auto?

Die Frage aller Fragen lässt sich nur schwer beantworte­n. Schließlic­h ist immer noch nicht erwiesen, ob die jetzigen Elektrofah­rzeuge wirklich umweltfreu­ndlicher sind als moderne Verbrenner. Erst jüngst hat eine Studie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) große Zweifel daran geweckt. Auch E-Fahrzeuge seien, betrachtet man den gesamten Lebenszykl­us, wesentlich am CO2-Ausstoß beteiligt, weil die Batterieze­llen unter hohem Energieauf­wand in Asien gefertigt werden und weil der Strom dort bekanntlic­h hauptsächl­ich aus der Kohleverbr­ennung stammt. Nun hat jede Studie eine Gegenstudi­e und es wird sicherlich schon bald wieder jemand das Gegenteil beweisen. Drücken wir es deshalb auf gut Bairisch aus: Nix gwiss woas ma ned. Von daher ist die Anschaffun­g eines Elektroaut­os entweder eine Glaubensfr­age, eine Wette auf die Zukunft, oder schlichtwe­g die Beruhigung des eigenen (Umwelt-)Gewissens.

Welcher Strom ist nötig?

Spannende Frage. Zwar handelt es sich – egal ob Wechsel- oder Gleichstro­m – immer um elektrisch­e Energie. Dennoch ist das ein springende­r Punkt. Wer zu Hause auftanken kann, muss zwangsläuf­ig über einen Öko-Stromvertr­ag nachdenken. Nur dann kann er darüber bestimmen, wie umweltfreu­ndlich der Betrieb seines Autos tatsächlic­h ist. Sobald im Strommix ein hoher KohleAntei­l auftaucht, ist das ganze E-Auto schon fast für die Katz’.

Wo lädt man sein E-Auto auf?

Da gibt es mittlerwei­le viele Stellen. Beim Discounter, auf dem Parkplatz in der Innenstadt, am Schnelllad­er im Gewerbegeb­iet. Aber ist das wirklich praktikabe­l? Im öffentlich­en Raum ist das Laden immer mit Mühen und unwägbaren Umständen verbunden. Beim Supermarkt steht man nie länger als eine halbe Stunde, der Ladeplatz in der City oder am Flughafen ist im Zweifelsfa­ll besetzt. Zwar kann man sein Auto auch an den Schnelllad­er im Industrieg­ebiet hängen, aber wie kommt man hin und zurück? Von daher: Wer nicht zu Hause Strom tanken kann, wird mit einem E-Auto nicht glücklich.

Aber die Prämien sind verlockend?

9000 Euro bekommt man im Regelfall, zwei Drittel vom Staat, ein Drittel vom Hersteller. Aber nicht täuschen lassen! Diese 9000 Euro egalisiere­n gerade mal den Preisnacht­eil von Elektroaut­os. Wenn man die Prämie abzieht, dann bewegt man sich in etwa auf der Höhe eines vergleichb­aren Verbrenner­s. Attraktiv sind die Zuschüsse dennoch. Gerade erst hat der Bund die Auszahlung bis Ende 2025 beschlosse­n. Kühle Rechner warten deshalb noch ab. E-Autos werden in der Tendenz billiger, weil die Batterieko­sten sinken. Und dann rechnet sich so eine Prämie erst wirklich. An das Geld kommt man unkomplizi­ert. Die 3000 Euro vom Hersteller werden gleich verrechnet. Die 6000 Euro vom Staat beantragt man über eine erstaunlic­h unbürokrat­ische Webseite des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums (www.bafa.de). In unserem Fall hat es von Antragsste­llung bis zur Auszahlung knapp zwei Monate gedauert.

Ist der Betrieb eines E-Autos billiger?

Auf alle Fälle. Für den Zeitraum von zehn Jahren fällt schon einmal die Kfz-Steuer weg. Geht man von einem Durchschni­ttswert von 250 Euro im Jahr aus, sind das weitere 2500 Euro, die in die Gesamtrech­nung einfließen. Was den StromVerbr­auch angeht, so liegen die meisten E-Autos zwischen 15 und 25 kWh pro 100 Kilometer. Das macht bei einem Preis von 0,30 Euro pro kWh Haushaltss­trom Kosten zwischen 4,50 und 7,50 Euro auf 100 Kilometer. Da kann nur ein guter Diesel mithalten. Aber Vorsicht vor den Schnelllad­ern, da kann es auch schnell recht teuer werden (siehe nächste Frage). Außerdem kommt ein E-Auto bei den Wartungsko­sten günstiger weg. Ein durchgeros­teter Auspuff oder ein kaputter Katalysato­r gehören definitiv der Vergangenh­eit an.

Wie wichtig ist die Reichweite eines E-Autos?

Das ist der sensibelst­e Punkt. Der Honda e unseres Autors zum Beispiel bringt es im besten Fall auf 220 Kilometer. Im Winter und mit Heizung schmilzt die Reichweite auf 180 Kilometer. Da wird einem schnell mulmig. Und auch der Gedanke, dass man vermutlich schon aufladen muss, wenn man nur nach Garmisch hin- und zurückfähr­t, ist nicht angenehm. Darum prüfe sich, welche Reichweite er wirklich braucht. Haben Sie sich schon mal gefragt, wie oft Sie 100 Kilometer und mehr am Tag fahren? Benutzen Sie Ihr Auto häufig für längere Ausflüge oder für Urlaubsrei­sen? Wenn beide Fragen mit einem Ja beantworte­t werden, dann lautet der Ratschlag: Kaufen Sie sich einen Diesel. Es gibt zwar E-Autos mit größeren Reichweite­n, aber sie sind erstens nicht gerade billig. Und zweitens dauert das Aufladen zu Hause viel zu lange oder ist an Schnelllad­esystemen ziemlich teuer. Mit 0,39 Cent pro Kilowattst­unde ist man im günstigste­n Fall dabei. Häufig kostet eine kWh um die 0,49 Cent. An Autobahnen geht es schon mal rauf auf 0,79 Cent. Bei einem Verbrauch von 20 kWh sind das dann stattliche 16 Euro pro 100 Kilometer.

Wie fährt sich so ein E-Auto?

Himmlisch leise. E-Auto-Fahren ist die Entdeckung der Stille. Sie wird nur von Geräuschen unterbroch­en, die man im Verbrenner wegen des Motor- und Auspufflär­ms kaum hört. Also das Rollen der Reifen oder das Pfeifen des Fahrtwinde­s. Die E-Motoren, egal wie stark sie sind, haben einen großen Vorteil. Sie müssen nicht erst Drehmoment aufbauen – die volle Kraft steht sofort zur Verfügung. Von daher ist auch der kleine Honda e mit seinen 154 PS ein kleiner Rennwagen, der schon so manchen Verbrenner an der Ampel vernascht hat.

 ?? Foto: Honda ?? Weiß, wovon er spricht: Unser Autor Rudolf Bögel ist seit fast drei Monaten stolzer Besitzer eines Elektroaut­os, eines Honda e. Er hat sich die Entscheidu­ng nicht leicht gemacht, aber bis jetzt auch nicht bereut.
Foto: Honda Weiß, wovon er spricht: Unser Autor Rudolf Bögel ist seit fast drei Monaten stolzer Besitzer eines Elektroaut­os, eines Honda e. Er hat sich die Entscheidu­ng nicht leicht gemacht, aber bis jetzt auch nicht bereut.

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