Frust in Leverkusen
Die zweite Saisonniederlage nach dem Höhenflug trifft Bayer hart. Ist das 1:2 in Frankfurt nur ein Zwischentief oder der Anfang vom Ende der Titelambitionen?
Frankfurt/Main Peter Bosz war auch Stunden nach der Pleite in Frankfurt noch stinksauer und stark desillusioniert. „Ich versuche, heute Abend noch ein bisschen Spaß zu haben, aber ganz ehrlich, den habe ich wirklich nicht“, gab Bayer Leverkusens Cheftrainer gegen Mitternacht im Aktuellen Sportstudio des ZDF ehrlich zu. Der 57-jährige Niederländer war nicht nur verärgert, sondern schrieb nach dem 1:2 auch schon den Traum vom Titelgewinn ab. „Am Ende der Saison wird Bayern wieder die beste Mannschaft sein“, sagte Bosz am Samstag. „Eine Topmannschaft verliert nicht zweimal hintereinander.“
Vor der Winterpause unterlag die Werkself ebenso mit 1:2 gegen die Münchner. Nach dieser Last-Minute-Niederlage hatte der Coach auf die Frage, wer deutscher FußballMeister werde, noch mit mehr Humor geantwortet: „Bayer Leverkusen.“War es das für die „Vizekusener“schon wieder – oder erholen sie sich von diesem Zwischentief? „Wie wir gespielt und verteidigt haben, alles war schlecht. Ich habe die Siegermentalität nicht gesehen“, kritisierte Bosz. Die Frankfurter hätten so viele Großchancen gehabt wie in den 30 Spielen vorher kein anderer Gegner. „Das heißt: Wir haben nicht wirklich auf dem Platz gestanden.“ Er hoffe, dass man „alles in diesem einen Spiel für die ganze Saison“erlebt habe und es nur besser werden könne. „Nächste Woche sind wir wieder da“, betonte Bosz. Selbstkritisch bis vernichtend beurteilten auch die Spieler ihre eigene Leistung. „Wir haben den letzten Schritt vermissen lassen, waren zu locker, zu entspannt bei den zweiten Bällen. Wenn man da oben stehen und sich halten will, muss man einen Schritt mehr machen“, bemängelte Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger. Vielleicht sei es der richtige Zeitpunkt, im neuen Jahr „einen Schuss vor den Bug“bekommen zu haben. „Wenn man sich zu sicher fühlt, kann man jedes Spiel in der Bundesliga verlieren“, meinte der Österreicher. „Vielleicht neigt man dazu, es geht nahtlos weiter.“Immerhin stehen Bayer noch 20 Bundesligaspiele bevor. Nächster Gegner ist am Samstag Werder Bremen. Zudem hat Leverkusen die K.-o.Runde der Europa League erreicht und noch eine Titelchance im DFBPokal: Allerdings ist da am 12. Januar wieder Eintracht Frankfurt der Gegner. „Das nächste Spiel zu gewinnen, ist das Wichtigste“, sagte Bosz. „Und wenn man das schafft, wird man Titel gewinnen.“
Tore: 0:1 Amiri (10.), 1:1 Younes (22.), 2:1 Tapsoba (54./Eigentor)