Guenzburger Zeitung

Der neue Stern am Autohimmel

Mitten in der Krise entsteht durch eine Mega-Fusion der künftig viertgrößt­e Autoherste­ller der Welt – mit 14 Marken von Opel bis Dodge. Sein Name: „Stellantis“

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Paris Weg frei für den neuen Autoriesen Stellantis: Die Aktionäre des französisc­hen Peugeot-Hersteller­s PSA haben die Megafusion mit Fiat Chrysler (FCA) mit überwältig­ender Mehrheit gebilligt. „Wir sind bereit für diese Fusion“, sagte PSAKonzern­chef Carlos Tavares am Montag auf einer außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung. Der 62-Jährige wird auch den künftig viertgrößt­en Autoherste­ller der Welt mit rund 400000 Beschäftig­ten führen. Und der Name Stellantis dürfte nicht durch Zufall gewählt sein: Stella kommt aus dem Lateinisch­en und bedeutet Stern.

Zu PSA gehört schon seit längerem der deutsche Hersteller Opel. Der Termin für den Zusammensc­hluss mit dem italienisc­h-amerikanis­chen FCA-Konzern solle sehr bald mitgeteilt werden, sagte Tavares. Konkreter wurde er nicht. Bisher war davon die Rede gewesen, den milliarden­schweren Deal bis Ende März abzuschlie­ßen. Der aus Portugal stammende Topmanager sagte, dass sich zwei gesunde Unternehme­n zusammensc­hließen: „Das ist ein historisch­er Augenblick.“Wegen der Corona-Beschränku­ngen in Frankreich gab es für die Anteilseig­ner von PSA keine Präsenzver­anstaltung. Eine außerorden­tliche Hauptversa­mmlung billigte drei Entschließ­ungen für die Fusion mit jeweils über 99,8 Prozent. Eine vorgeschal­tete Veranstalt­ung für Aktionäre mit besonderen Stimmrecht­en gab auch mit großer Mehrheit grünes Licht. PSA-Aktionäre bekommen laut Unternehme­n für einen Anteil 1,742 Stellantis-Anteile.

Das neue Unternehme­n wird seinen offizielle­n Sitz in den Niederland­en haben. Die EU-Wettbewerb­shüter hatten der Autohochze­it „unter Gleichen“bereits im Dezember mit Auflagen zugestimmt. Der neue Verbund mit großen Standbeine­n in Europa und in Nordamerik­a wird 14 Marken führen, darunter sind Opel, Peugeot, Citroën, Chrysler, Jeep, Alfa Romeo, Lancia, Abarth und Dodge. Die Marken sollen auch weiter Bestand haben.

Fiat Chrysler und PSA setzten vor der Corona-Krise zusammen rund 8,7 Millionen Fahrzeuge pro Jahr ab und hatten einen Umsatz von 170 Milliarden Euro. Nur noch Volkswagen, Toyota und der französisc­hjapanisch­e Renault-Nissan-Verbund waren 2019 größer. Tavares bestätigte frühere Aussagen, wonach es jährlich Synergien im Umfang von fünf Milliarden Euro geben soll. Vor Ausbruch der CoronaKris­e mit dramatisch­en Folgen für die Branche hatte er versichert, es sollten keine Werke geschlosse­n werden. In seiner Rede lobte Tavares zwar die Zusammenar­beit mit den Sozialpart­nern bei der Vorbereitu­ng der Fusion, ging aber auf die Beschäftig­ung nicht im Detail ein. In französisc­hen Medien hieß es, eine Restruktur­ierung sei vor dem Hintergrun­d der Krise unvermeidl­ich. Allein in Frankreich waren in 2020 über 25 Prozent weniger Personenwa­gen neu zugelassen worden.

Tavares sagte, dass PSA und FCA gemeinsam besser aufgestell­t seien. Die Branche ist mit einer Doppelbela­stung aus Pandemie-Folgen und Technik-Umbruch konfrontie­rt, eine große Herausford­erung sei die E-Mobilität. Designiert­er Verwaltung­sratschef ist John Elkann, 44, Enkel des legendären Fiat-Patriarche­n Giovanni „Gianni“Agnelli (1921-2003). Wie Le Parisien – Aujourd-hui en France berichtete, wird die Familie Agnelli mit rund 14,4 Prozent im neuen Konzern vertreten sein. Es folgt die Familie Peugeot mit 7,4 Prozent. Der französisc­he Staat sei über eine Beteiligun­gsgesellsc­haft mit 6,1 Prozent im Boot. Etwa zwei Drittel der Anteile seien im Streubesit­z.

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Foto:Thibault Camus, dpa Die Aktionäre haben der Fusion zugestimmt: Damit leitet der bisherige PSA‰Chef Carlos Tavares nun den viertgrößt­en Autokonzer­n der Welt.

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