Neue Jubiläen – und nachzuholende
Zahlreiche Veranstaltungen mussten 2020 wegen Corona verschoben werden. 2021 gibt es nun umso mehr zu feiern. Mit ganz großen Namen: Fugger und Dante, Dürer und Kneipp…
Was haben Joseph Beuys, Pfarrer Sebastian Kneipp und die Fuggerei in Augsburg gemeinsam? Sie feiern 2021 einen runden Geburtstag. Dabei könnte es terminlich eng werden, denn aufgrund der CoronaPandemie werden einige Jubiläumsfeierlichkeiten, die eigentlich 2020 stattfinden sollten, verlängert oder verschoben. Ein Überblick, welche Ziele sich 2021 für kulturinteressierte Urlauber lohnen.
Kräftig durcheinandergewirbelt wurden die Veranstaltungspläne der beiden diesjährigen europäischen Kulturhauptstädte Rijeka (wwww.rijeka2020.eu) und Galway (www.galway2020.ie). Als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie schlug die EU-Kommission deshalb vor, den Titelträgern mehr Zeit einzuräumen – die Programme laufen jetzt bis Ende März bzw. Ende April 2021. Deshalb soll das serbische Novi Sad nicht im Jahr 2021, sondern erst im Jahr 2022 Kulturhauptstadt Europas sein. Für Timisoara in Rumänien und Elefsina in Griechenland ist eine Verschiebung um zwei Jahre – also von 2021 auf 2023 – angedacht.
In die Verlängerung gehen auch die Feierlichkeiten anlässlich des 250. Geburtstags von Ludwig van Beethoven: Coronabedingt konnte 2020 nur ein Fünftel der geplanten Veranstaltungen durchgeführt werden. „Maßgebliche Teile“– wie etwa das Beethoven-Fest in Bonn – werden deshalb 2021 nachgeholt. Die Organisatoren sind optimistisch: „Auch das ,Beethovenjahr plus 1’ wird sei
Strahlkraft entfalten und Menschen überall erreichen.“Bis September 2021 sind Konzerte und andere Veranstaltungen geplant (www.bthvn2020.de).
Anfang Oktober sollten in Aachen drei Ausstellungen rund um das 500. Jubiläum der Krönung Karl V. starten, bei der der Kaiser im Jahr 1520 auch mit Albrecht Dürer zusammentraf. Wegen der „aufgetretenen Planungsunsicherheit, unter anderem hinsichtlich wichtiger internationaler Leihgaben“wurde der Fahrplan geändert. Vom 23. Oktober bis 24. Januar 2021 ist nun die Schau „Der gekaufte Kaiser – Die Krönung Karls V. und der Wandel der Welt“im „Centre Charlemagne – Neues Stadtmuseum Aachen“zu sehen. Ab 13. November folgt im Ludwig Forum für Internationale Kunst „Bon Voyage. Reisen in der Kunst der Gegenwart“(bis 11. April 2021). Erst ab 18. Juli 2021 zeigt das
Suermondt-Ludwig-Museum als Höhepunkt „Dürer war hier – Eine Reise wird Legende“(www.duerer2020.de).
Ist das Kunst oder kann das weg? Objekte wie die berühmte Fettecke, die 1986 Schlagzeilen machte, erschließen sich nicht auf den ersten Blick. Anlässlich des 100. Geburtstags von Joseph Beuys, der zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts gehört, beleuchten 2021 rund 20 Museen und Kulturinstitutionen des Landes NordrheinWestfalen sein komplexes Wirken. Bei den Planungen wurden bereits die nun geltenden Hygieneregeln berücksichtigt. Unter dem Motto „beuys 2021. 100 jahre joseph beuys“zeigt zum Beispiel das Lehmbruck-Museum in Duisburg die Schau „Alles ist Skulptur“(www.beuys2021.de).
Voll im Trend liegt die Stärkung des Immunsystems – und damit das Kneippen. Der Ansatz von Pfarrer Sebastian Kneipp, der 1821 im Allgäu geboren wurde, umfasst aber nicht nur kalte Güsse, sondern auch Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und Lebensordnung. Mit diesem ganzheitlichen Gesundheitskonzept sollen die Abwehr gestärkt und die Selbstheilungskräfte angeregt werden. Auch die Unesco, die seit 2015 das Kneippen zum Immateriellen Weltkulturerbes zählt, lobt diese Therapie, die „darauf abzielt, Körper, Geist und Seele des Menschen in Einklang zu bringen“. 78 Kneippkurorte und Kneippheilbäder gibt es heute in Deutschland. In Bad Wörishofen, der Wirkungsstätte Kneipps, informiert ein Museum über das Lene ben des „Wasserdoktors“(www.kneipp2021.de).
Die Fuggerei in Augsburg ist die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt. Die Reihenhaussiedlung stiftete Jakob Fugger „der Reiche“im Jahr 1521. Heute wohnen in den 140 Wohnungen der 67 Häuser 150 bedürftige katholische Augsburger Bürger für eine Jahresmiete von 0,88 Euro. Gut 200000 Besucher schlendern jährlich durch die idyllischen Gassen. Mit mehreren Ausstellungen rüstet sich Augsburg fürs Jubiläumsjahr: So nimmt das Maximilianmuseum die Gesellschaft im 16. Jahrhunderts näher in den Blick, das Diözesanmuseum St. Afra stellt wichtige Ereignisse des Jahres 1521 in Augsburg und der Welt vor. Wer der „Europäischen Fuggerstraße“von Tirol bis in die Slowakei folgt, der erfährt viel über den einstigen Handelsweg (www.fugger.de, www.fuggerstrasse.eu).
Augsburger feiert 500 Jahre Fuggerei.
Der Dichter und Philosoph Dante Alighieri gilt als Vater der italienischen Sprache: Sein bekanntestes Werk, „Die Göttliche Komödie“, verfasste er Anfang des 14. Jahrhunderts im Florentiner Dialekt und nicht in Latein. Bis heute ist die Schilderung von Hölle, Fegefeuer und Paradies eines der größten Werke der Weltliteratur. 1321 starb Dante in Ravenna – sein 700. Todestag ist Anlass für eine große Ausstellung in den Musei di San Domenico in Forlí. Dort wird unter Federführung der Uffizien-Sammlung vom 12. März bis 4. Juli 2021 die Ausstellung „Dante, la visione dell’arte“(Die Vision der Kunst) gezeigt, die sich dem Leben und Werk Dantes widmet (www.uffizi.it).
Ein Edikt des römischen Kaisers Konstantin aus dem Jahr 321 erwähnt die Kölner jüdische Gemeinde – dies gilt als ältester Beleg jüdischen Lebens in Europa nördlich der Alpen. So wird 2021 mit Veranstaltungen in allen Bundesländern auf die 1700 Jahre lange jüdische Tradition in Deutschland zurückgeblickt. Besonders groß ist das Angebot in Thüringen, wo sich in der Altstadt von Erfurt bauliche Zeugnisse der jüdischen Gemeinde ab dem Jahr 1094 erhalten haben. Weiter werden jüdische Kultur- und Erinnerungsorte vorgestellt und vielfältig gefeiert, etwa bei den „Achava-Festspielen Thüringen“, den „Thüringer Tagen der jüdisch-israelischen Kultur“und dem „Yiddish Summer Weimar“(www.1700jahre.de, kulturerbe.thueringen-entdecken.de).