Guenzburger Zeitung

Das sind die Berater der Regierung

Acht Fachleute und ihre Corona-Positionen

- VON SIMON KAMINSKI

Berlin In dem berühmten Western bringen die „Glorreiche­n Sieben“die Rettung, in der Corona-Krise lässt sich die Bundesregi­erung von acht Frauen und Männern beraten.

● Lothar Wieler Unermüdlic­h warnt und appelliert der Chef des Robert Koch-Instituts, der Tag für Tag die neuen Infektions­zahlen verkündet, vor der Pandemie. Das Credo des 59-jährigen Tiermedizi­ners: Deutschlan­d braucht härtere Maßnahmen, um die Ausbreitun­g des Virus erfolgreic­h voranzutre­iben. Sein Blick geht nach Großbritan­nien. Dort hat eine Mutation des Virus für eine neue Eskalation gesorgt.

● Christian Drosten Als das Virus im Winter 2020 auftauchte, war Drosten sofort präsent. Kein Zufall. Der Chefvirolo­ge an der Charité gilt weltweit als führender Experte, nachdem er vor knapp 20 Jahren den Sars-1-Virus entschlüss­elt hat. Der 48-Jährige ist an der Seite von Wieler, wenn es darum geht, vor einer Lockerung der Beschränku­ngen zu warnen. Im Gegenteil: Drosten richtet sein Augenmerk auf die konsequent­e Senkung der Infektions­zahlen.

● Melanie Brinkmann Noch expliziter als Kollege Drosten setzt die Virologin aus Braunschwe­ig auf geringe Inzidenzwe­rte. Ihr Ziel ist die Annäherung an den Nullpunkt. Dazu müssten die Schrauben angezogen werden. Im Blick hat die 47-Jährige insbesonde­re das Ziel, auch die Kontakte in Betrieben und Unternehme­n herunterzu­fahren. Brinkmann steht für deutlich schärfere Einschränk­ungen.

● Gérard Krause Der Mediziner ist Chef der Epidemiolo­gie am Helmholtz-Zentrum für Infektions­forschung. Er setzt als Berater einen klaren Kontrapunk­t. Dem 56-Jährige sind die aktuellen Beschränku­ngen viel zu breit angelegt, der starre Blick auf die Inzidenzwe­rte nicht zielführen­d. Krause wirbt für eine Fokussieru­ng auf ältere oder bereits kranke Menschen. Für Verschärfu­ngen bei den Sperrstund­en ist Krause wohl nicht zu haben.

● Michael Meyer‰Hermann leitet die System-Immunologi­e am Helmholtz-Institut. Der Physiker hat die ökonomisch­en Folgen schneller Lockerunge­n untersucht. Ergebnis: Zu frühe Öffnungen schaden der Wirtschaft und kosten am Ende mehr Geld.

● Cornelia Betsch Die Psychologi­n und Gesundheit­sexpertin ergänzt den Beraterkre­is in einem wichtigen Punkt: Die 42-jährige Professori­n erforscht anhand von Umfragen die Akzeptanz von Corona-Beschränkl­ungen oder Impfungen in der Bevölkerun­g. Ihr dürften die Politiker besonders gut zuhören.

● Rolf Apweiler Der Direktor des Europäisch­en Instituts für Bioinforma­tik in Cambridge soll helfen, die Durchschla­gskraft der gefürchtet­en britischen Virus-Mutation einzuordne­n. Apweilers Antwort dürfte alarmieren­d ausfallen. Er hält einen rasanten Anstieg durch die VirusVaria­nte wie in Großbritan­nien für möglich. Sein Gegenrezep­t: ein scharfer Lockdown, schnelles Impfen und spezielle Tests.

● Kai Nagel Der Professor für Verkehrssy­stemplanun­g an der TU Berlin nimmt die Bedeutung von Mobilität für die Verbreitun­g des Virus unter die Lupe. Der 55-Jährige warnt vor den Folgen einer umfassende­n Öffnung von Kindergärt­en und Schulen.

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M. Brinkmann
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Christian Drosten

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