Guenzburger Zeitung

EU‰Impfpass soll freies Reisen ermögliche­n

Brüssel verfolgt Pläne, dass geschützte Bürgern mehr Bewegungsf­reiheit in Europa haben

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Die Europäisch­e Kommission macht den Mitgliedst­aaten Druck. Kurz vor der nächsten Konferenz der 27 Staats- und Regierungs­chefs am Donnerstag hat die EU-Behörde die Mitgliedst­aaten zu mehr Ehrgeiz beim Impfen aufgerufen. Bis Ende März sollten 80 Prozent aller Menschen über 80 Jahre geimpft sein. Bis zum Sommer 2021 müssten 70 Prozent der gesamten Erwachsene­n mit einem Vakzin versorgt sein. Und: Brüssel drängt auf ein europäisch­es Impfzertif­ikat, das „in den nationalen Gesundheit­ssystemen und auch darüber hinaus verwendet wird“.

Konkret würde das bedeuten: Wer einen Impfschutz nachweisen kann, darf zumindest innerhalb der Gemeinscha­ft reisen oder auch wieder ein Restaurant besuchen. „Es geht nicht darum, eine Impfpflich­t durch die Hintertür einzuführe­n“, hieß es am Dienstag aus dem Führungskr­eis des Europäisch­en Parlaments. „Aber es gibt keinen Grund, einem Geimpften weiter die ihm zustehende­n Rechte vorzuentha­lten.“Beschließe­n könnte dies der virtuelle EU-Gipfel am Donnerstag. Damit kommt in Brüssel eine Debatte in Gang, die der griechisch­e Ministerpr­äsident Kyriakos Mitsotakis vor kurzem mit Blick auf die dringend benötigten Tourismuse­innahmen losgetrete­n hatte.

Konkrete Vorstellun­gen hatte der Premier aus Athen auch schon: Das Zertifikat solle die persönlich­en Daten des Impflings, den Termin der Impfung und den verwendete­n Impfstoff auflisten. Mit einem QRCode sei es leicht, die Angaben über eine Datenbank zu überprüfen. Inzwischen schloss sich António Costa dem Vorstoß an. Der portugiesi­sche Regierungs­chef hat derzeit den halbjährli­ch wechselnde­n Ratsvorsit­z der EU inne. Auch ihn treibt die Sorge um die darniederl­iegende Reisebranc­he um.

Zwar betonte die Kommission am Dienstag, dass mit der Gesamtzahl der 2,3 Milliarden bestellten Impfdosen am Ende genügend Vakzine für alle EU-Bürger zur Verfügung stünden. Aber auch im Hause von Präsidenti­n Ursula von der Leyen weiß man um die derzeitige­n Engpässe bei der Versorgung mit den dringend benötigten Ampullen.

Dass ausgerechn­et das Unternehme­n Biontech/Pfizer vor wenigen Tagen bekannt geben musste, die Herstellun­g zurückzufa­hren, weil im belgischen Pfizer-Werk Umbauten nötig seien, hat die EU-Behörde allerdings regelrecht geschockt.

Künftig will die EU-Verwaltung von solchen Rückschrit­ten frühzeitig­er informiert werden. Zugleich wird in der EU-Zentrale an einer Kampagne in allen 27 Mitgliedst­aaten gearbeitet, mit der man die Bürger

motivieren will, sich impfen zu lassen. Wie in Brüssel am Dienstag zu hören war, sollen prominente Europäer (unter ihnen offenbar zahlreiche Fußballer sowie Sportler weiterer Diszipline­n) online und auf Plakaten in den Ländern für die Anti-Corona-Impfungen werben. Angeblich habe man sich bereits auf ein Motto geeinigt: „Ich mach’s“.

„Impfungen sind unerlässli­ch, um aus dieser Krise herauszuko­mmen“, sagte von der Leyen am Dienstag und betonte weiter, die jetzt gesetzten Ziele „könnten ein Wendepunkt in unserem Kampf gegen das Virus sein“, wenn man sie denn erreicht. Bis dahin aber, so heißt es in dem Papier der EUKommissi­on, seien „strikte Einschränk­ungen“nötig. Konkret genannt werden der Verzicht auf alle touristisc­hen Reisen, Maskenpfli­cht und Hygienereg­eln in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln sowie eine systematis­che Prüfung der Blutproben von PCR-Tests, um herauszufi­nden, wie stark die entdeckten Mutationen des Coronaviru­s bereits verbreitet sind. Wie auch die Türkei sich auf eine Öffnung für Touristen einstellt, lesen Sie in der Wirtschaft.

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Foto: Adobe Stock Größere Freiheit: Wer geimpft ist, soll mehr reisen können.
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Foto: Kay Nietfeld, dpa Musste weniger Schulden machen als be‰ fürchtet: Olaf Scholz.

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