Warten auf die GratisMasken
Der Freistaat Bayern verspricht Bedürftigen kostenlose FFP2-Masken. Doch vielerorts sind diese noch nicht zu haben, obwohl die verschärfte Maskenpflicht bereits gilt. Wo hakt es?
Augsburg Martin N. ist ratlos. Denn er steht immer noch mit leeren Händen da. Trotz der Ankündigung der Politik, man würde Menschen wie ihm in dieser schweren Zeit schnell unter die Arme greifen. 2,5 Millionen kostenlose FFP2-Masken soll es für Bayerns Bedürftige geben. Martin N., der seinen ganzen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, ist einer davon. Die versprochenen fünf Masken hat der Hartz-IVEmpfänger aus dem Landkreis NeuUlm aber bisher nicht bekommen – obwohl die Pflicht zum Tragen der FFP2-Masken in Bussen, Bahnen und Supermärkten bereits am Montag in Kraft getreten ist.
Nachdem ihm weder das Jobcenter noch die Krankenkasse weiterhelfen konnten und eine E-Mail an das bayerische Gesundheitsministerium unbeantwortet blieb, kaufte er sich selbst eine Maske. „Das ist einfach ein Kostenfaktor, der nicht eingeplant ist. Für Ausgaben für Hygiene-, Pflege- oder Gesundheitsprodukte habe ich 20 bis maximal 40 Euro pro Monat“, sagt Martin N.
Das Problem ist: Die Verteilung der Gratis-Masken ist für viele Kommunen eine Mammutaufgabe. In München etwa fühlt man sich überrumpelt. „Der Freistaat hat die Zusage kurzfristig und unabgesprochen auf dem Rücken der Kommune getroffen und damit ein größtmögliches Chaos ausgelöst“, sagt Dorothee Schiwy, die Sozialreferentin der Stadt. Details, wie die Masken verteilt werden sollen, habe der Freistaat überhaupt nicht bedacht. „Für unsere Verwaltung ist dies ein beispielloser Kraftakt, denn wir sind kein Logistikunternehmen.“
In der vergangenen Woche hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder die verschärfte Maskenpflicht im Handel und im öffentlichen Nahverkehr angekündigt. Die Kritik vieler Sozialverbände folgte auf dem Fuße: Weil es mit einer Maske nicht getan sei, könnten bedürftige Menschen bei Preisen von drei bis sechs Euro pro Stück schnell an ihre Grenzen stoßen. Die Forderung: Es müsse zügige, unbürokratische Lösungen geben.
Eine solche Unterstützung wurde dann am vergangenen Mittwoch auch zugesagt. Doch die Verteilung an die Landkreise und kreisfreien Städte hat erst jetzt begonnen. Nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums brachte das Technische Hilfswerk die Schutzmasken am Dienstagmorgen aus dem Pandemiezentrallager der Staatsregierung in alle Teile des Freistaats. „Die Masken sollen so rasch wie möglich an die Bedürftigen ausgegeben werden. Dafür haben die Kreisverwaltungsbehörden freie Hand“, sagt Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Sie könnten die Masken zum Beispiel über die Gemeinden verteilen lassen oder auch direkt verschicken. „Wir gehen davon aus, dass spätestens Anfang kommender Woche die Bedürftigen ihre Masken haben dürften“, fährt Holetschek fort. Der Minister verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Verteilung von einer Million FFP2-Masken an pflegende Angehörige. Die Masken könnten ab 25. Januar in der Stadtoder Gemeindeverwaltung der pflegebedürftigen Person kostenfrei abgeholt werden. Ab diesem Datum werden übrigens auch Bußgelder verhängt, wenn gegen die FFP2-Maskenpflicht verstoßen wird. In dieser Woche zeigt sich der Freistaat noch kulant.
Die Stadt Augsburg hat bereits in der vergangenen Woche mit der Organisation des Versands von mehr als 130000 FFP2-Masken an bedürftige Bürger begonnen. Als „bedürftig“würden seitens des Freistaats Leistungsempfänger von Arbeitslosengeld II, Sozialgeld und Sozialhilfe, Nutzer von Angeboten der Tafel sowie Obdachlose betrachtet, teilt die Stadt mit. „Wir haben den Kreis derer, die als bedürftig gelten, für Augsburg weiter gefasst und beziehen explizit auch Beziehende von Wohngeld, von Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und des Kinderzuschlags in die Bedarfsberechnung mit ein“, betont Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber.
Im Landkreis Augsburg haben die Gemeinden bereits am Dienstagvormittag Masken erhalten und können sie nun persönlich oder per Post ausgeben. „Um eine schnellstmögliche Verteilung sicherzustellen, haben wir unsere Bestände, bestehend aus früheren Lieferungen des Freistaats, für die Verteilung herangezogen“, sagt Jens Reitlinger, Sprecher des Landratsamtes.
Im Landkreis Günzburg indes dauert es noch. „Ich gehe davon aus, dass die Masken an die Leistungsempfänger nicht vor Donnerstag, gegebenenfalls auch erst am Freitag versandt werden“, teilt eine Sprecherin des Landratsamtes mit. Es sei nicht möglich gewesen, die Masken vor dem 18. Januar zu versenden. „Wir haben erst am vergangenen Freitag die ersten Informationen zum Kreis der Bedürftigen erhalten.“Bereits in der vergangenen Woche seien aber Masken aus dem eigenen Bestand an die Caritas – etwa für die Verwendung bei den Tafeln – geliefert worden.
Martin N. aus dem Landkreis Neu-Ulm hofft, dass auch er bald FFP2-Masken bekommen wird. Mehr als die eine, die er jetzt hat, will er sich nicht kaufen. Deswegen wird er sie auch weiterhin tragen. Obwohl er wisse, dass man die Masken eigentlich nicht allzu oft wiederverwenden sollte. „Aber es hilft ja nichts“, sagt Martin N. „Ich werde sie jetzt so lange tragen, bis ich neue Masken bekomme.“
Hilfe auch für pflegende Angehörige