Guenzburger Zeitung

Einladung an Biden

KZ-Gedenkstät­te Dachau reagiert auf Kritik des künftigen US-Präsidente­n

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Dachau Aufgrund von Kritik des zukünftige­n US-Präsidente­n Joe Biden an der Gestaltung der KZ-Gedenkstät­te in Dachau hat die Stiftung Bayerische Gedenkstät­ten den 78-Jährigen zu einem erneuten Besuch eingeladen. Direktor Karl Freller schickte am Dienstag eine Einladung an den Politiker. Der Grund dafür: In seinem Buch „Versprich es mir“hatte Biden bemängelt, dass die Gedenkstät­te seit einem vorherigen Besuch umgestalte­t worden sei.

In seinem Buch schreibt Biden: „Es schien, als hätte man umgeräumt, um es für die Besucher weniger bedrückend zu machen. Die grausamen Einzelheit­en waren über die Jahre abgemilder­t worden.“Damals habe er Namen gesehen, die Häftlinge in die hölzernen Bettgestel­le in den Baracken geritzt hätten. 2015 hingegen seien ihm die Betten in den Baracken „sauber“und „frisch lackiert“vorgekomme­n. Einem Bericht der Süddeutsch­en Zeitung zufolge handle es sich bei den Baracken allerdings um Nachbauten, die um 1965 errichtet worden seien – Namen von Häftlingen seien in den Bettgestel­len nie eingeritzt gewesen.

Biden, der am Mittwoch ins Amt eingeführt werden soll, habe nach einer Besichtigu­ng im Jahr 2015 bereits weitere Besuche mit seinen Enkeln angekündig­t, sagte die Gedenkstät­ten-Leiterin Gabriele Hammermann. „Dabei werden sich anhand des aktuellen Forschungs­standes etwaige Missverstä­ndnisse, etwa zur Funktion der Gaskammer, ausräumen lassen.“Ein Fremdenfüh­rer habe ihnen damals die einstige Gaskammer gezeigt, schreibt Biden in seinem Buch. Und weiter: „Heute heißt es, in Dachau seien nie Häftlinge vergast worden, oder man hätte die Gaskammer nur wenige Male benutzt.“

Anders als im Vernichtun­gslager Auschwitz kam es in Dachau nicht „zur massenhaft­en Tötung von Menschen durch Giftgas“, heißt es in den Informatio­nen der Gedenkstät­te. Es sei ungeklärt, weshalb die SS die funktionsf­ähige Gaskammer nicht auf diese Weise einsetzte. In den letzten zwei Kriegsjahr­en wurden laut einem Zeitzeugen­bericht einige Häftlinge durch Giftgas ermordet.

Hammermann betonte, die Gedenkstät­te sei am Anfang einer „langfristi­g angelegten und umfassende­n Neukonzept­ion, die großen Wert auf die Vermittlun­g der Authentizi­tät des Ortes und seiner Spuren legt“.

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