Guenzburger Zeitung

„Es ist klar, dass keiner ,Juhu‘ schreit“

Beim FC Augsburg herrscht vor dem Spiel gegen den FC Bayern Unruhe. Torwart Gikiewicz erhält Unterstütz­ung für seine Kritik. Ihn vergleicht Herrlich gar mit Oliver Kahn

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Das Thema ist Heiko Herrlich unangenehm. Er versucht, auszuweich­en, in seinen Antworten unpräzise zu bleiben. Wie ist es denn nun um die Stimmung beim FC Augsburg vor dem Spiel am Mittwochab­end (20.30 Uhr) gegen den FC Bayern München bestellt? Zuletzt hatte Torwart Rafal Gikiewicz mit öffentlich­er Kritik an seinen Mitspieler­n für Unruhe gesorgt, zudem soll es bei der Aussprache nach dem 0:2 in Bremen zu einem heftigen Disput mit Florian Niederlech­ner gekommen sein.

Interna daraus wollte Herrlich nicht verraten. Der FCA-Trainer aber widersprac­h auch nicht der Darstellun­g in unserer Zeitung, wonach er Aussagen von Niederlech­ner persönlich genommen und sich über die geärgert habe. „Flo hadert mit seiner Situation. Er hat im ganzen Jahr 2020 nur zwei Tore geschossen. Dass er unzufriede­n ist, ist vollkommen klar. Aber er will, gibt Gas und versucht, das in jedem Training umzusetzen“, sagte Herrlich. Niederlech­ner wird am Mittwoch wohl wieder in der Startelf ste- hen, nachdem er in Bremen von Alfred Finnbogaso­n ersetzt worden war. Der Isländer allerdings hat Knieproble­me.

Über Rafal Gikiewicz’ Weg, die Kritik an seinen Mitspieler­n via Fernsehkam­era zu äußern, freute sich Herrlich nicht. Mit dem Inhalt aber war er einverstan­den. „Inhaltlich

hat sie den Punkt getroffen. Er hat da die volle Unterstütz­ung“, meinte Herrlich. Gikiewicz hatte beklagt, dass einige Spieler nach der Niederlage in Bremen lachend das Feld verlassen hätten und nicht den Ernst der Lage erkennen würden. „Wir haben diese Dinge am nächsten Tag angesproch­en. Ich finde es wichtig, dass wir Spieler haben, die sich so verhalten“, sagte Herrlich. Er verglich Gikiewicz in diesem Punkt mit Ex-Bayern-Torwart Oliver Kahn und dessen Spruch, „Eier, wir brauchen Eier.“Letztendli­ch sei das, was der Pole gesagt habe, inhaltlich genau das Gleiche.

Fehlt es beim FCA also neben Gikiwiecz an Typen? An Spielern, die immer alles geben? „Schon zu meiner Zeit hat Christoph Daum gesagt, er müsse jeden Tag die Spieler aus der Komfortzon­e prügeln“, erklärte Herrlich. Offenbar ist er nun in Augsburg an dem Punkt angekommen, an dem das bei dem ein oder anderen auch nötig ist.

Anderersei­ts ist das gereizte Klima nach zwei Niederlage­n verständli­ch. „Dass da keiner ,Juhu‘ schreit, ist vollkommen klar. Es wäre schlimm, wenn die Stimmung super wäre“, sagte Herrlich. Im Training habe er viel Bereitscha­ft und Wille gesehen. Das macht ihm Mut für die kommenden Aufgaben. Die haben es auch nach dem FC Bayern in sich. Noch mehr Niederlage­n und auch Herrlichs Situation könnte sich verschärfe­n. „Der Druck ist immer da, vor jedem Spiel. Wer sich dem nicht stellt, hat seinen Beruf verfehlt. Die richtig guten Profis zeigen sich, wenn es schwierig wird“, sagte Herrlich. Und schwierig, das wird es am Mittwochab­end sicherlich.

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Heiko Herrlich

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