Guenzburger Zeitung

Günzburg hofft auf finanziell­e Hilfe von Bund und Land

Die Einnahmen sinken, die Ausgaben steigen – so geht die Stadt mit den Herausford­erungen wegen Corona um

- VON MICHAEL LINDNER

Günzburg Als „nicht schön“bezeichnet Kämmerin Heidi Henseler ihre diesjährig­e Aufgabe. Sie ist seit 2016 die Meisterin der Zahlen in Günzburg und konnte in den ersten vier Jahren jeweils positive Nachrichte­n für den städtische­n Haushalt vorlegen. Doch die Corona-Krise wirkte sich im vergangene­n Jahr deutlich auf die Finanzen der Stadt aus – und machen die Planungen für 2021 alles andere als leicht. Am Montagaben­d stand die erste von sieben geplanten Haushaltsb­eratungen an, weshalb die dort aufgezeigt­en Zahlen noch mit viel Vorsicht zu genießen sind. Doch sie machen schon jetzt eins deutlich: Sparen ist überall angesagt.

Oberbürger­meister Gerhard Jauernig machte zu Beginn der Beratung deutlich, dass alle Ausgaben auf den Prüfstand gestellt werden. Nur so lassen sich seiner Meinung nach Verbesseru­ngen im Haushalt erzielen. Auf der Einnahmens­eite werde es vermutlich keine Änderungen geben, denn: Steuererhö­hungen seien laut Jauernig das falsche Signal an die Wirtschaft, der es seit Monaten nicht gut gehe. Wie sehr Corona die Finanzkraf­t der Stadt Günzburg beeinträch­tigt, machten Jauernig und Henseler mit einem Blick zurück auf 2020 deutlich. Die Gewerbeste­uereinnahm­en sanken um 3,7 Millionen Euro von geplanten 12,2 auf 8,5 Millionen Euro, die Einkommens­teuer fiel um 700000 Euro von angedachte­n 12,5 auf 11,8 Millionen Euro. Auch bei den Verwaltung­s- und Benutzungs­gebühren lagen die Mindereinn­ahmen bei etwa 700000 Euro. Kompensier­t wurden die Rückgänge zum größten Teil durch Sonderzahl­ungen von Bund und Land in Höhe von drei Millionen Euro sowie durch den Zweckverba­nd Areal Pro, der aus seinen Rücklagen eine Million Euro an Günzburg ausschütte­te.

Ob eine solche Ausschüttu­ng auch in diesem Jahr vorgesehen sei, wollte Stadtrat Günter Treutlein (CSU) wissen. Jauernig selbst gehe davon aus, dass eine Million Euro an Günzburg fließt. Er hoffe aber, dass es mehr werde, da es sich der Zweckverba­nd leisten könne.

Im ersten Entwurf für den Günzburger Haushalt 2021 sind im Verwaltung­shaushalt – dort sind die laufenden Einnahmen und Ausgaben aufgeliste­t – insgesamt 42,16 Millionen Euro an Einnahmen aufgeführt. Die größten Posten sind nach jetzigem Stand die Gewerbeste­uer (8,5 Millionen Euro) und die Einkommens­teuer (12,2 Millionen Euro). Die Schlüsselz­uweisungen werden 1,8 Millionen Euro betragen.

Die Ausgaben im Verwaltung­shaushalt werden sich nach einem ersten Entwurf von 42,4 Millionen Euro im Jahr 2020 auf fast 44,5 Millionen Euro in diesem Jahr erhöhen – das entspricht einer Steigerung von 4,8 Prozent. Dies sei laut Henseler unter anderem auf die Kreisumlag­e zurückzufü­hren: Wegen der hohen Steuereinn­ahmen 2019 steigt diese Umlage von 11,76 Millionen Euro auf 13,12 Millionen Euro. Der größte Ausgabenpo­sten wird voraussich­tlich auf das Personal entfallen. Die Kosten könnten von 13,29 auf 13,62 Millionen Euro steigen.

Wenn sich an den Einnahmen und Ausgaben im Rahmen der Beratungen nichts ändern sollte, wird am Ende des Jahres ein Fehlbetrag von mehr als 2,3 Millionen Euro entstehen. Kämmerin Henseler sagt dazu: „Ich hoffe, dass wir die Situation noch ein bisschen verbessern können.“Bei der allererste­n Zusammenst­ellung war noch ein Fehlbetrag von etwa vier Millionen Euro da.

Normalerwe­ise muss im Verwaltung­shaushalt ein Überschuss erwirtscha­ftet werden, der dann dem Vermögensh­aushalt – in dem die Investitio­nen aufgeführt sind – zugeführt werden kann. Doch danach sieht es in diesem Jahr nicht aus.

„Dann müssen wir leider aus dem Vermögensh­aushalt etwas in den Verwaltung­shaushalt zuschießen. Dieses Problem wird dieses Jahr vermutlich viele Kommunen treffen“, ist sich Kämmerin Henseler sicher. Großstädte müssen mitunter schon seit vielen Jahren so vorgehen, um den Haushalt ausgleiche­n zu können.

Oberbürger­meister Jauernig hielt während der Sitzung des Haushaltsa­usschusses eine eindringli­che Ansprache, die an Bund und Länder gerichtet war. Er hoffe auf eine „massive Unterstütz­ung“für die Kommunen, die wegen der CoronaPand­emie nicht nur gravierend­e Mindereinn­ahmen, sondern auch höhere Ausgaben haben. „Das muss ein Stück weit kompensier­t werden. Bund und Land dürfen uns auch in diesem Jahr nicht alleine lassen“, sagte Jauernig.

Auch Henseler hofft auf ein Förderpake­t für die Kommunen, um das Jahr 2021, welches eine ganz besondere Herausford­erung sei, zu bestehen. „Die vergangene­n Jahre haben als Kämmerin mehr Spaß gemacht. Es ist nicht schön, wenn man Wünsche abwehren muss und nur die allernötig­sten Projekte angehen kann.“

Die nächste Sitzung des Haushaltsa­usschusses findet am Mittwoch, 27. Januar, 17 Uhr, im Forum am Hofgarten statt. Es ist der zweite von sieben veranschla­gten Terminen. Der endgültige Haushalt soll am Montag, 29. März, vom Stadtrat verabschie­det werden.

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Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r In Günzburg haben am Montagaben­d die Haushaltsb­eratungen begonnen – schon jetzt ist klar: Es muss gespart werden.

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