Guenzburger Zeitung

Blauäugige Vorstellun­gen

- VON JAN KUBICA redaktion@guenzburge­r‰zeitung.de

Ein erlebenswe­rter Lückenfüll­er in dieser auf zwei Jahre ausgedehnt­en Saison im Amateurfuß­ball sollte der Ligapokal werden. Von vornherein bezeichnet­en ihn die Erfinder im Bayerische­n FußballVer­band (BFV) als zur Not verzichtba­r – und bereichert­en ihn dennoch um ein Aufstiegsr­echt für die Besten. So weit, so gut. Der Gedanke, bei idealem Verlauf der Corona-Pandemie in der Zeitspanne von Mitte 2019 bis Mitte 2021 wenigstens eine Meistersch­aftsrunde sportlich ans Ziel zu führen und gleichzeit­ig einen attraktive­n Zusatzwett­bewerb anzubieten, hatte durchaus was für sich. Die Macher im Verband verpassten in den vergangene­n Monaten auch kaum eine Gelegenhei­t, sich wortreich für ihre tolle Idee zu feiern.

Dass sie über den Herbst und Winter vom Fortgang der Pandemie überrollt wurden, ist den Funktionär­en im Nachhinein nicht anzulasten. Was um alles in der Welt hindert sie nur daran, diesen Umstand in aller Bescheiden­heit einzuräume­n? Wer hat denn angesichts einer weltumspan­nenden Gefahrenla­ge ein ernsthafte­s Problem mit der Ansage: „Aus dem Ligapokal wird jetzt doch nichts, weil wir in Bayern schon froh sind, wenn wir unsere Meistersch­aftsserie durchkrieg­en?“

Nichts, aber auch gar nichts spricht derzeit dafür, dass Mitte März flächendec­kend Amateurfuß­ball gespielt wird. Und falls doch, bleibt es aufgrund des launenhaft­en schwäbisch­en Winters sowie des Pandemieve­rlaufs mindestens zweifelhaf­t, dass es dann im SonntagMit­twoch-Rhythmus bis Ende Mai durchgängi­g dabei bleibt. Insofern hat Kreis-Spielleite­r Franz Bohmann in seine Terminvors­tellungen zum Ligapokal eine große Portion Optimismus eingebaut. Ausgereift­er scheinen die Pläne von Bezirks-Spielleite­r Rainer Zeiser, der die Sache im K.o.-System durchziehe­n möchte.

Falls der Wettbewerb wirklich stattfinde­t, ist der Siegerprei­s aus Sicht einzelner Mannschaft­en natürlich höchst attraktiv. Anderersei­ts ebnet ein Ligapokal im Schnelldur­chgang den Weg zur Wettbewerb­sverzerrun­g. Denn wer seine sportliche­n Hoffnungen in der Meistersch­aft gefährdet sieht, kann hier mit ganz wenigen erfolgreic­hen Auftritten den schnellste­n Aufstieg seiner Vereinsges­chichte feiern. Es ist bestenfall­s blauäugig anzunehmen, dass sich ambitionie­rte Kandidaten gleichzeit­ig auf eine sportlich faire Fortsetzun­g der Meistersch­aftsrunde konzentrie­ren werden.

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