30 Minuten für den Einkauf
Mutation greift um sich
Für die Belgier und Niederländer ist der Stillstand längst eingetreten. Nächtliche Ausgangssperren von 24 Uhr bis fünf Uhr morgens wurden zumindest für die großen Städte erlassen. Abgesehen von systemrelevanten Geschäften müssen die anderen Shops geschlossen bleiben. In den großen belgischen Städten dürfen Einkäufe nur noch allein absolviert werden – im nächstgelegenen Supermarkt. Maximaler Aufenthalt im Geschäft: 30 Minuten. Zwar dürfen Restaurants Speisen zum Abholen oder Liefern anbieten. Doch wer sich an der Türe seine Pommes mit Mayonnaise aushändigen lässt, muss wissen: Der Verzehr von Lebensmitteln in der Öffentlichkeit ist strikt untersagt. In den Straßen patrouilliert bewaffnete Polizei, in Belgien sind auch Soldaten auf Streife. Bundesbürger sind derzeit nicht gerne gesehen. Schließlich gilt Deutschland für Belgier und Niederländer als rote Hochrisiko-Zone. Wer keinen höchstens 48 Stunden (in den Niederlanden: 72 Stunden) alten PCR-Test vorweisen kann, wird in die Quarantäne geschickt. Eine Weiterreise nach Hause ist nicht möglich. In den eigenen vier Wänden darf man von einer Person besucht werden. Aber es muss sich immer um den denselben Bekannten handeln. Die beiden Länder sind von den Mutationen des Coronavirus schwer getroffen worden. Während die niederländische Regierung harte Beschränkungen lange vor sich herschob und sie dann doch bis zum 9. Februar einführen musste, kennen die Flamen, Wallonen und Ostbelgier das Leben mit der Angst vor der Erkrankung schon länger. Bereits im Herbst waren die Kliniken überfüllt. Die Triage wurde zum beklemmenden Thema, weil die Intensivbetten nicht mehr ausreichten, um mit der großen Zahl der Erkrankten, die dringend Beatmungsgeräte brauchten, Schritt halten zu können. Detlef Drewes