Guenzburger Zeitung

Ab 18 Uhr gilt Ausgangssp­erre

Der harte Lockdown zeigt Wirkung

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Frankreich befindet sich in einer seit Ausbruch der Coronaviru­s-Pandemie ungewohnte­n Lage: Während es in den ersten Monaten zu den am stärksten betroffene­n Ländern in Europa gehörte, erreichen die Infektions­zahlen derzeit einen niedrigere­n Stand als anderswo. Sie liegen auch unter denen des deutschen Nachbarn, mit dem man sich stets verglich, kam Deutschlan­d doch deutlich besser durch die erste Pandemie-Welle.

Offenbar zeigte ein strikter zweiter Lockdown im Herbst Wirkung, bei dem sich die Franzosen erneut nur mit schriftlic­her Ausgangsbe­scheinigun­g fortbewege­n und ohne triftige Gründe nicht weiter als einen Kilometer von ihrem Zuhause entfernen durften. Die Schulen blieben aber offen und noch im Dezember machten alle Läden wieder auf, denen man nach einem wirtschaft­lich harten Jahr das Weihnachts­geschäft nicht vorenthalt­en wollte.

Von den zum Ziel gesetzten maximal 5000 Neuinfekti­onen pro Tag ist Frankreich allerdings immer noch weit entfernt und inzwischen starben mehr als 70000 Menschen an oder nach einer Infektion mit dem Coronaviru­s. Deshalb gilt seit Anfang Januar im ganzen Land eine Ausgangssp­erre ab 18 Uhr, zum Homeoffice wird geraten, Restaurant­s, Bars, Theater und Kinos bleiben zu. Vor strikteren Maßnahmen schreckt die Regierung noch zurück – sie steht ohnehin im Kreuzfeuer der Kritik. Denn die Impfkampag­ne lief schleppend an, was nicht nur logistisch­en und administra­tiven Hürden, sondern auch der Angst vor einem lautstarke­n Widerstand der vielen Impfgegner im Land geschuldet war. Um sie nicht zu verschreck­en, verlor man wichtige Zeit – bis der Vergleich mit dem Ausland den Druck erhöhte und das Prozedere beschleuni­gt wurde. Bis Monatsende will man eine Million Franzosen geimpft haben. Birgit Holzer

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Foto: Michel Euler, dpa Ein einsamer Besucher am Eiffelturm in Paris.

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