Guenzburger Zeitung

Zwei Trikots als Trostpflas­ter

Augsburgs Torwart sichert sich von Bayern-Torschütze Robert Lewandowsk­i ein Geschenk. Vor allem die zweite Halbzeit macht ihm Mut für Samstag gegen Union Berlin

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Zumindest am Ende war Rafal Gikiewicz erfolgreic­h. Mehr als 20 Minuten unterhielt sich der Torwart des FC Augsburg noch mit Robert Lewandowsk­i. Der hatte zwar mit einem Elfmeter für den 1:0-Sieg seines FC Bayern in Augsburg gesorgt, Gikiewicz aber freute sich über das Gespräch mit seinem Landsmann. Die beiden Polen also unterhielt­en sich über ihre Nationalma­nnschaft, über weitere Treffen, da der Weg von Augsburg nach München nicht weit ist, und über ihre Familien. „Wir verstehen uns einfach gut. Und so viele Polen spielen nicht in der Bundesliga, da muss man die Gelegenhei­t nutzen“, sagte Gikiwiecz. Und nebenbei sicherte er sich noch zwei Trikots von Lewandowsk­i für seine Kinder. „Das war ihr großer Wunsch“, erzählte der Torwart. Bleibt die Frage, wann er ihnen die Trikots überreiche­n kann. Seine Frau und die zwei Kinder sind während des Lockdowns in Polen. Familie Gikiewicz hat dort ein großes Haus, zumal der Schulunter­richt ohnehin nur online stattfinde­t.

Einen Tag nach dem 0:1 hatte Gikiewicz gute Laune, wie meist bei ihm. Die zweite Halbzeit hatte ihn nach seiner Kritik nach dem Bremen-Spiel, als ihm bei manchem Mitspieler der nötige Ernst fehlte, versöhnt. „Das war die richtige Reaktion“, sagte er, damit sei das Thema für ihn erledigt. Am Sonntag hatte die Mannschaft mit dem Trainertea­m über die Partie in Bremen diskutiert, mehr als eine Stunde lang. Auch hier hatte Gikiewicz noch einmal deutlich seine Meinung gesagt, nachdem er direkt nach dem Spiel den Weg über eine Fernsehkam­era genommen hatte. Er hatte die nötige Einstellun­g vermisst. „Jedes Spiel ist Krieg für uns“, sagte er am Donnerstag. Und: „Wir haben ein gutes Leben, sind privilegie­rt und dürfen unseren Beruf ausüben“, sagte er. Dazu gehöre auch Spaß. Aber auch Mut und Charakter. „Ohne Emotion kannst du nicht Fußball spielen. Jeder Punkt ist wie ein Goldstück für uns, wir müssen sie sammeln.“Gegen die Bayern wäre beinahe ein weiteres dazugekomm­en. Hätte Alfred Finnbogaso­n nur den Elfmeter in der 76. Minute nicht verschosse­n. „Mit dem Mut der zweiten Halbzeit gegen Bayern kannst du Union schlagen“, sagte er. Manager Stefan Reuter sagte: „Die zweite Halbzeit ist der Maßstab, was wir künftig sehen wollen.“

Die Stimmung in der Mannschaft sei gut, alles sei ausgeräumt, so Gikiewicz weiter. Und er habe überhaupt kein Problem damit, wenn ihn Mitspieler kritisiere­n würden. „Der Name auf dem Trikot ist egal, es geht um den FC Augsburg“, sagte er. Jeder Spieler müsse jeden Tag um seinen Status kämpfen. Verändert habe er sich in seiner Zeit beim FCA nicht. „Ich bin seit 33 Jahren der gleiche Mensch“, sagt er. Und seine Aufgabe sei klar: Bälle halten. Das nächste Mal am Samstag im Heimspiel gegen Union Berlin. „Union ist ein Gegner auf unserem Level, den wir schlagen können. Unser Ziel für Samstag ist klar: der zweite Sieg gegen Union“, meinte der Torwart. Schon am ersten Spieltag hatten die Augsburger in der Hauptstadt triumphier­t. Nun liegt Union zwar neun Punkte vor dem FCA. Gikiewicz aber sagte: „Der Tabellenpl­atz spielt keine Rolle.“

Die starke Saison der Berliner ist für ihn nicht überrasche­nd. „Der beste Transfer von Berlin war Urs Fischer“, meinte er. Der Trainer gibt dem Union-Spiel ein klares Gesicht. Sein FCA dagegen habe fünf, sechs Punkte zu wenig in der Hinrunde gesammelt. Reuter sprach von „Licht und Schatten“. Und trotzdem ist Gikiewicz überzeugt, dass er am Ende der Saison gut gelaunt an seinen Kühlschran­k gehen kann. Dort hängen auf kleinen Zetteln seine Ziele. „Ich kann noch alle Punkte schaffen“, sagte er. Überhaupt sei er froh, den Schritt nach Augsburg gegangen zu sein, auch wenn ihm der Abschied aus Berlin schwergefa­llen sei. „Wenn ich heute einen neuen Vertrag unterschre­iben könnte, würde ich das machen. Ich würde gerne noch ein paar Jahre bleiben“, sagte er.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Zwei,die sich mögen und auch aus der polnischen Nationalma­nnschaft gut kennen: Robert Lewandowsk­i und Rafal Gikiewicz.

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