Unbefangen hören unmöglich, Teil 1
Wer Ryan Adams je live gesehen hatte, der ahnte: Dieser Typ ist… speziell. Anfang 2019 erschien in der New York Times ein Artikel, der diesen Verdacht erhärtete und vom Künstler auf den Privatmann ausweitete. Sieben Frauen aus seinem Umfeld, unter ihnen seine Ex-Ehefrau, beklagten unangebrachtes Verhalten und psychische Misshandlungen. Der exzessiv produktive Adams verstummte daraufhin. Keine Platten mehr, keine Konzerte mehr, erst eine trotzige Erklärung, dann eine etwas einsichtigere Entschuldigung. Und jetzt, fast zwei Jahre „danach“, wieder eine Platte. Die gar nicht erst versucht, vom „Thema“abzulenken. Sie beginnt so: „Ich erinnere mich an dich, bevor du mich gehasst hast.“In der Tonlage geht es weiter. Düster-hauchzarte Songs, aufnahmetechnisch teils auf Amateurniveau, aber inhaltlich meisterlich. Dennoch: Ryan Adams genießen ist schwer geworden. (fhn) ★★★✩✩ (Paxam/Rough Trade)