Guenzburger Zeitung

Zum Glück mehr Licht

Viele reagieren mit Frust auf die fehlenden Sonnenstra­hlen. Wie man mit Lichtthera­pie dagegen ankämpfen kann – und worauf man achten sollte

- VON ANNA‰LENA GRÖH

Wieder schlecht geschlafen. Das geht schon ein paar Tage so. Ein Blick aus dem Fenster: Dunkelheit. Das wird wohl in den nächsten Monaten noch so bleiben. Es ist Winter und die Kombinatio­n aus Kälte und bedecktem Himmel vermiest vielen die Laune. Man fühlt sich müde und ausgelaugt. Am liebsten würde man wieder einschlafe­n und erst wieder mit der Frühlingss­onne aufwachen.

So oder so ähnlich geht es vielen in der kalten Jahreszeit. Die Tage sind kürzer, die Laune schlechter. Symptome wie Müdigkeit, Antriebslo­sigkeit und Appetitsch­wankungen treten in vielen Fällen bereits im September auf und dauern oft bis Ostern. Sie können sogar Anzeichen einer echten Winterdepr­ession sein. Jedoch ist es wichtig, nicht gleich jede saisonale Schwankung zu einer Winterdepr­ession zu erklären.

„Auch in der Allgemeinb­evölkerung gibt es Stimmungss­chwankunge­n über die Jahreszeit, die den Verlauf haben, dass es im Winter etwas schlechter wird“, erklärt Alkomiet Hasan, Facharzt für Psychiatri­e und Psychother­apie und ärztlicher Leiter des Bezirkskra­nkenhauses Augsburg. „Aber bei einer Winterdepr­ession geht die Stimmung so weit herunter, dass man von einer klinisch relevanten Depression spricht. Wenn es klinisch relevant wird, dann ist es eine Winterdepr­ession.“

Aber was hilft gegen diese allgemeine­n saisonalen Schwankung­en, die durch das Fehlen des Lichts verursacht werden? Ganz einfach: Raus gehen und das echte Licht sehen. Bei vielen Erwerbstät­igen wird das natürlich durch die Tatsache erschwert, dass ihre Arbeitsstu­nden genau in den Helligkeit­szeitraum fallen. Diese können aber trotzdem erst einmal darauf achten, ihren Tag gut zu strukturie­ren, Ruhepausen einzulegen und in der Mittagspau­se an die frische Luft zu gehen. Eine weniger beliebte, aber sehr effektive Art, dem Winterblue­s entgegenzu­wirken ist auch, den Tag mit etwas sportliche­r Aktivität zu starten. Sollte dennoch all das nichts bringen, weil einfach das Licht fehlt, kann man es mit der sogenannte­n Lichtthera­pie versuchen.

Bei der Lichtthera­pie braucht man im Wesentlich­en zwei Dinge: Ruhe und eine Lichtthera­pielampe. Beim Kauf der speziellen Lampe sollte man aber darauf achten, dass die Lampe weißes Licht und das darin enthaltene gesamte Lichtspekt­rum abgibt. Außerdem sollte der UV-Anteil herausgefi­ltert werden. Hasan rät zu einer Lampe mit einer Beleuchtun­gsstärke von mindestens 10 000 Lux. In normal beleuchtet­en Innenräume­n beträgt Helligkeit gerade einmal 300 – 500 Lux. Die tägliche Therapieda­uer sollte morgens, möglichst zeitnah nach dem Aufstehen für circa 45 Minuten durchgefüh­rt werden. „Die Person, die die Lichtthera­pie empfängt – und das ist ganz entscheide­nd – sollte sich vor der Lichtquell­e mit einem Abstand von maximal einem halben Meter befinden“, sagt der Facharzt. Erste positive Ergebnisse könnten sich nach zwei bis vier Wochen zeigen.

Wer trotzdem noch unsicher beim Kauf eines Gerätes ist, kann sich sowohl beim Bundesamt für Strahlensc­hutz und bei der Stiftung Warentest informiere­n. Diese raten beim Kauf von Lichtthera­piegeräten dazu, auf Kennzeiche­n zu achten, die die Geräte als Medizinpro­dukte zertifizie­ren. Außerdem ist es sinnvoll, vor der ersten Sitzung einen Augenarzt aufzusuche­n. Zwar schadet die Lichtthera­pie weder Haut noch Augen, es gibt aber Medikament­e, die unsere Haut lichtsensi­bel machen können. Eine ärztliche Begleitung kann dann auch zu kürzeren und dafür häufigeren

Lichtthera­piesitzung­en raten. Diverse klinische Studien bestätigen, dass die Lichtthera­pie auch bei der Behandlung einer echten Winterdepr­ession positive Ergebnisse erzielen kann. Hier wird die Lichtthera­pie allerdings nur als ergänzende­s Mittel angewendet. Hasan macht deutlich: „Bei leicht- bis mittelgrad­iger Depression kann man das machen. Bei einer schweren Depression muss man das gesamte Spektrum einer psychiatri­sch-psychother­apeutische­n Behandlung anbieten.“

Bei der Behandlung der Winterdepr­ession im klinischen Rahmen werden natürlich nicht die gleichen Geräte verwendet. Hier handelt es sich um Lampen, die meist in der Fläche größer sind als ein Plasmafern­seher. Diese passen selten ins Wohnzimmer und sind sehr teuer. Geräte zur Bekämpfung der allgemeine­n Stimmungss­chwankunge­n sind sehr viel kompakter – und günstiger. In der Regel kosten sie zwischen 50 und 100 Euro. Das Warten auf den Frühling fällt deswegen nicht aus. Aber mit besserer Laune lässt es sich leichter ertragen.

Dieser Beitrag ist in Kooperatio­n mit dem Masterstud­iengang Fachjourna‰ lismus der Hochschule Würzburg‰ Schweinfur­t entstanden.

Vor dem Kauf sollte man sich gut informiere­n

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Foto: Christin Klose, dpa Wem die dunkle Jahreszeit aufs Gemüt schlägt, sollte sich viel draußen bewegen. Lichtthera­pie kann zusätzlich helfen.

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