Die Rückrunde beginnt mit Spektakel
Die Bundesliga ist furios in die zweite Saisonhälfte gestartet – und das mit dem mutmaßlichen Partygänger Breel Embolo. War ja noch vor einigen Tagen nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Zur Erinnerung: Die Polizei hatte gegen halb drei Uhr morgens eine Party aufgelöst, 23 Personen, kein Abstand, keine Masken. In einer nahe gelegenen Wohnung waren die Beamten auf Embolo gestoßen, der dort vor dem Fernseher saß. Wäre alles kein Problem gewesen, hätte die Polizei nicht einen Mann über die Dächer in eine andere Wohnung fliehen sehen, von dem sie behauptet, es sei Embolo gewesen. Der Gladbacher Stürmer widerspricht. Er sei nicht unter den Feierbiestern gewesen. Der Verein glaubt ihm und verzichtet auf eine Strafe. Ein anderer Gladbacher, David Thuram, war nach seiner widerlichen Spuckattacke vor einigen Wochen gerade wieder auf freiem Fuß, was auf engem Raum belegt, dass die wenigsten Fußballer zum Vorbild taugen.
Vielleicht ist die gegenwärtige Dortmunder Gesellschaft ehrenwerter oder kaschiert ihre schwarzen Seelen besser – in der Tabelle hilft ihr das kein bisschen. Die Schwarz-Gelben sind auch zum Rückrundenstart gegen Gladbach unter ihren Möglichkeiten geblieben – trotz des famosen Erling Haaland. Der Champions League-Anwärter läuft Gefahr, die Königsklasse zu verpassen, was für die wirtschaftliche und sportliche Ausrichtung des Klubs ein Fiasko wäre.
Der Negativtrend aus dem Ende der Hinrunde hält auch in Stuttgart an. Der bislang so beeindruckend aufspielnde VfB versinkt im Mittelmaß. Bielefeld, Stuttgart-Bezwinger vom Mittwoch, konnte sich nicht lange seines höchsten Saisonsieges (3:0) erfreuen. Die Frankfurter Eintracht rückte die Bielefelder Welt wieder herzlos zurecht (5:1); Leverkusen (0:1 gegen Wolfsburg) bleibt wechselhaft und Leipzig scheidet nach der 2:3-Pleite gegen die Mainzer Kellerkinder für lange Zeit als Bayernjäger aus.
Dass Bruno Labaddia eine Niederlage gegen Werder Bremen im Amt als Trainer von Hertha BSC nicht überstehen würde, war vorauszusehen, erst recht ein 1:4-Debakel. Das Saisonziel hieß internationales Geschäft, was ein wenig vermessen war, aber in Berlin sind die Ansprüche traditionell größer als die Möglichkeiten. Das hat nun auch Manager Michael Preetz den Job gekostet.
Anders der FC Augsburg, der mit einem Erfolgserlebnis (2:1 gegen den Lieblingsgegner Union Berlin) in die Rückrunde gestartet ist. Beim FCA erinnerten die regenbogenfarbene Kapitänsbinde von Spielführer Jeffrey Gouweleeuw und die Eckfahnen im Stadion an den Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, für mehr Toleranz und gegen das Vergessen in der Gesellschaft – eine vorbildliche Aktion.