Guenzburger Zeitung

So kaufen Senioren in Zeiten der Corona‰Pandemie sicher ein

Im Krumbacher Lebensmitt­elladen SB Mayer gibt es einen besonderen Einkaufsse­rvice für ältere Menschen. Wie das funktionie­rt und warum im Landkreis weitere Projekte folgen sollen

- VON CHRISTOPH LOTTER

Krumbach Ältere Menschen trifft die Pandemie besonders hart. Für viele ist der Einkauf in Zeiten des Lockdowns die einzige Möglichkei­t zu sozialem Kontakt. Doch der Gang zum Supermarkt birgt Risiken. Jedes Mal droht eine Ansteckung mit dem Coronaviru­s. Um diese Risiken zu minimieren, gibt es im Krumbacher Lebensmitt­elgeschäft SB Mayer einen besonderen Einkaufsse­rvice für Senioren und Menschen mit Handicap. Mit dem Service könnte erst der Anfang im Landkreis gemacht sein – es ist ein Pilotproje­kt, auch für Zeiten nach Corona.

Begleitete­s Einkaufen für Senioren nennt sich das Konzept, das Laden-Inhaber Christian Mayer, die Kreis-Seniorenbe­auftragte Johanna Herold und Leiterin der Kreis-Seniorenfa­chstelle Stefanie SchusterKi­ndig im November auf den Weg gebracht haben. Und das funktionie­rt so: Mitarbeite­r bei SB Mayer helfen Senioren und Menschen mit Handicap täglich von Montag bis Freitag von 9 bis 10 Uhr bei ihrem Einkauf. „Dieses Angebot wird seitdem generell schon genutzt“, berichtet Mayer unserer Redaktion. Allerdings, ergänzt er, überwiegen­d von den gleichen Kunden: „An manchen Tagen sind es deshalb mehr, an anderen eher weniger.“

Gerade in der Anfangspha­se half das Personal diesen Stammkunde­n zum Beispiel beim Desinfizie­ren der Hände und beim korrekten Tragen der Maske, damit sie sicher durch das Geschäft kommen. Das sei mittlerwei­le kaum mehr nötig, berichtet Mayer, denn die Situation habe sich längst eingespiel­t. „Die meisten brauchen schon gar keine Hilfestell­ung mehr, das war überwiegen­d zum Beginn des neuen Lockdowns so“, sagt er. Viel wichtiger seien nun andere Aspekte. Das Personal stellt etwa gemeinsam den Warenkorb nach den Wünschen der Kunden zusammen, damit diese nicht lange suchen müssen, packt die Waren ein und hilft an der Kasse – hier gibt es zur genannten Zeit eine zusätzlich­e, eigens für die Senioren. Das bedeutet weniger Wartezeit und somit ein geringeres Ansteckung­srisiko.

Als wichtigste Hilfe hat sich allerdings etwas anderes etabliert, sagt Mayer: „Der Einkauf wird von uns auch zum Auto und, wenn gewünscht, direkt nach Hause gebracht.“Um diesen Aufwand zu meistern, arbeitet bei SB Mayer eine Person mehr als gewöhnlich im Laden und kümmert sich ausschließ­lich um die Senioren. Generell empfiehlt Mayer den Senioren, zwischen 8 und 10 Uhr einzukaufe­n. Hier sei die Kundenfreq­uenz aktuell am niedrigste­n – was vermutlich am Lockdown und am Homeoffice liegt, vermutet Mayer. „Trotzdem sind wir zu dieser Zeit mit unserem vollen Personal im Laden.“

Eigentlich sind in seinem Geschäft auch Telefonbes­tellungen möglich. Diese kann SB Mayer derzeit allerdings nicht entgegenne­hmen, wie der Inhaber erklärt: „Das geht wegen des Hygienekon­zeptes und des Schichtbet­riebes nicht. Aber die Senioren wollen ja ohnehin selbst einkaufen, wollen auch mal rauskommen und sozialen Kontakt haben.“Ob man seinen besonderen Einkaufsse­rvice deshalb als Pilotproje­kt für weitere Geschäfte im Landkreis bezeichnen kann? Mayers Antwort ist bescheiden: „Ich weiß es nicht. Jetzt werden die Senioren ja geimpft und wir hoffen, dass sich die Lage bald etwas entspannt.“

Offensiver fällt das erste Fazit von Gerhard Weiß, dem Fachbereic­hsleiter der Betreuungs- und Seniorenfa­chstelle des Landkreise­s aus: „Das ist ein ganz tolles Projekt, das langfristi­g angelegt ist und sich nicht nur auf die Zeit der Pandemie beschränke­n sollte.“Denn das Einkaufen, so Weiß, ist gerade für Senioren und Menschen mit Handicap sehr wichtig. „Es ist sozusagen ein täglicher Marktplatz, man trifft sich, man unterhält sich. Dieser soziale Kontakt ist sehr wertvoll.“In Corona-Zeiten, betont er, müssen diese Gruppen aber besonders vorsichtig sein, besonders darauf achten, das Risiko zu minimieren: „Das Projekt bietet hier Unterstütz­ung und Begleitung – und die könnten auch nach der Pandemie bleiben.“

Und das nicht nur in Krumbach, viele weitere Läden im Landkreis sollen sich künftig anschließe­n. Bislang weiß Weiß allerdings noch von keinem weiteren Geschäft, das sich dazu entschloss­en hat, das begleitete Einkaufen anzubieten. Die Mundzu-Mund-Propaganda spiele hier eine große Rolle. „Hierfür gibt es aktuell aber nur wenige Austauschm­öglichkeit­en, das ist also eher schwierig“, sagt Weiß. Die Seniorenfa­chstelle habe deshalb noch im Dezember alle Seniorenbe­auftragten im Landkreis über das Projekt informiert und Flyer verteilt. Weiß: „Der Landkreis übernimmt die Werbung sozusagen landkreisw­eit, die Seniorenbe­auftragten informiere­n konkret vor Ort.“So wie die Krumbacher­in Johanna Herold. Die Seniorenbe­auftragte des Kreises bietet etwa eine telefonisc­he Sprechstun­de an und weist dort auf das Angebot hin. „Das ist eine gute, sinnvolle Sache für die Senioren in Krumbach und sie wird auch genutzt“, sagt sie. Herold ist zuversicht­lich, dass sich bald weitere Geschäfte beteiligen: „Wir müssen es einfach noch stärker bewerben.“

Bislang ist das Projekt im Landkreis einzigarti­g

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Christian Mayer, Inhaber des seit 1927 bestehende­n Krumbacher Lebensmitt­elgeschäft­s SB Mayer, bietet seit ein knapp zwei Mo‰ naten begleitete­s Einkaufen für Senioren an.

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