Reichsbürger: Ermittlungen zu Suizid abgeschlossen
Die Staatsanwaltschaft fand keine Hinweise auf ein Fremdverschulden beim Tod des 63-jährigen Krumbachers. Doch viele Fragen bleiben offen. Denn die Behörden mauern
Krumbach Mehr als sieben Wochen sind vergangen, seit ein 63-Jähriger sich auf dem Gelände des Krumbacher Krankenhauses das Leben nahm. Und zumindest aus strafrechtlicher Sicht ist die Sache mittlerweile geklärt. Wie die Staatsanwaltschaft Memmingen auf Nachfrage bestätigte, ist das routinemäßig eingeleitete Todesermittlungsverfahren offiziell abgeschlossen.
„Erkenntnisse auf eine strafrechtlich relevante Beteiligung Dritter an dem Suizid ergaben sich nicht“, sagte Sprecher Thorsten Thamm. Damit enden zwar die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Die Untersuchungen zu den Hintergründen des Suizids dauern aber weiterhin an. Wie berichtet, wird der Mann verdächtigt, Kopf eines Netzwerks von Reichsbürgern innerhalb der Ulmer Bundeswehr zu sein. Der ExSoldat und Sportschütze starb einen Tag, nachdem er vom Militärischen Abschirmdienst (MAD), dem Geheimdienst der Bundeswehr, befragt worden war – durch seine eigene Waffe.
Seither mauern die Behörden zu den Ermittlungen rund um den Tod und die sieben weiteren Verdächtigen aus der Ulmer Dienststelle. Anfragen blocken die Pressestellen des MAD und des Bundesverteidigungsministeriums mit dem Verweis ab, dass man sich weder zu Einzelpersonalangelegenheiten noch zu Details laufender Ermittlungen äußern könne. Bestätigt wird lediglich, dass die Ermittlungen in Zusammenarbeit mit „Partnern im Verfassungsschutzverbund“und den Strafverfolgungsbehörden andauern. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums betont zudem, es sei „Anspruch und Ziel der Bundeswehr, sowohl erkannte Extremisten und Reichsbürger als auch Personen mit fehlender Verfassungstreue aus der Bundeswehr zu entfernen bzw. von ihr fernzuhalten.“
Als gesichert gilt, dass der verstorbene Krumbacher Leiter der Dienststelle mit insgesamt 17 Mitarbeitern war, die für die technische Qualitätssicherung wehrtechnischer Geräte zuständig war. Zuvor hatte er 16 Jahre lang beim Bundesnachrichtendienst gearbeitet. Das Nachrichten Magazin Spiegel berichtete von Verbindungen des mutmaßlichen Reichsbürger-Netzwerks zum deutschen Auslandsgeheimdienst. Zum Zeitpunkt seines Todes stand er wohl unter Beobachtung durch MAD-Ermittler, die den Suizid aber nicht verhindern konnten. Laut Spiegel musste sich die Leiterin des Geheimdienstes, Martina Rosenberg, wegen dieser und anderer Pannen im Zusammenhang mit den Ermittlungen bereits vor dem zuständigen Parlamentarischen Kontrollgremium
im Bundestag erklären. Eben jene mit neun Bundestagsabgeordneten besetzte Geheimdienstaufsicht soll dem Vernehmen nach in der kommenden Woche erneut zusammenkommen – allerdings in geheimer Sitzung. Ob sich daraus neue Informationen über den Fall ergeben, ist aber unklar.
Dabei hätten die Krumbacher viele Fragen. Was wird dem 63-Jährigen und den anderen Verdächtigen konkret vorgeworfen? Wie kamen die Ermittlungen gegen sie ins Rollen? Was sagten sie in den Befragungen? Und was trieb den Krumbacher, der in mehreren Vereinen aktiv war und bei dem offenbar niemand einen Verdacht schöpfte, in den Suizid? Auf die Antworten wird man wohl noch länger warten müssen.