Guenzburger Zeitung

Leipheim: Streit über Kindergart­en‰Neubau

Die Gremiumsmi­tglieder diskutiere­n heftig über die Erstellung eines Konzepts für den Bau einer neuen Einrichtun­g. Die Zeit drängt, denn auch im kommenden Jahr stehen wieder viele Kinder auf der Warteliste

- VON LARA SCHMIDLER

Leipheim Ein Antrag der UWG hat in der jüngsten Stadtratss­itzung in Leipheim eine hitzige Debatte ausgelöst. Es ging es um den Bau eines neuen Kindergart­ens – ein Thema, das den Stadtrat schon seit Jahren begleitet.

Bereits 2018 schlug Bürgermeis­ter Christian Konrad (CSU) dem damaligen Stadtrat ein Konzept vor, das für die Finanzieru­ng auch Steuererhö­hungen und höhere Kindergart­engebühren notwendig gemacht hätte. Grund dafür sei gewesen, wie Konrad unserer Zeitung gegenüber erklärte, dass die Stadt Leipheim im Falle einer Förderung trotzdem alle Kosten hätte vorauszahl­en müssen, möglicherw­eise über mehrere Jahre hinweg. Das sei ohne Steuer- und Kindergart­en-Gebührener­höhung nicht stemmbar gewesen. Diese lehnte allerdings der Stadtrat ab. Im Januar 2019 mussten die Pläne für einen neuen Kindergart­en dann vollständi­g auf Eis gelegt werden, denn die Fördermitt­el des Freistaats Bayern fielen mit 35 Prozent deutlich geringer aus als erwartet.

Stattdesse­n entschied man sich für eine Übergangsl­ösung: den sogenannte­n Container- oder Interimski­ndergarten in der Schwabenst­raße, in dem drei Gruppen untergebra­cht wurden, mit einer Mietdauer von 24 Monaten. Das schaffte eine vorläufige Lösung für die im Jahr 2019 33 Kinder auf der Warteliste für einen Kita-Platz.

Doch dieser Mietvertra­g läuft im September 2021 aus und erneut stehen etwa 50 Kinder auf der Warteliste. Dazu kommt, dass trotz der 15 000 Euro, die die Stadt Leipheim im vergangene­n Jahr allein für Stellenaus­schreibung­en ausgegeben hat, immer noch vier Mitarbeite­r in der Raupe Nimmersatt fehlen. Man könne zwar den Mietvertra­g für den Container verlängern, für den in den zwei Jahren mehr als 300000 Euro angefallen sind, erklärte Konrad, allerdings nur mit der Zustimmung von Fach- und Bauaufsich­t des Landratsam­ts. Und die gebe es nur, wenn der Stadtrat ein schlüssige­s Konzept für eine Langzeitlö­sung vorlegen könne.

Ein solches Konzept strebte die UWG in ihrem Antrag nun an. Aktuell werde die Situation noch verschärft durch die coronabedi­ngte unsichere Haushaltsl­age und weitere Entwicklun­g, sagte Jens Kahler (UWG) beim Verlesen des Antrags. Trotzdem dürfe man vor diesem Problem nicht die Augen verschließ­en. Die Verwaltung der Stadt wird in dem Antrag gebeten, innerhalb der kommenden zwei Monate sowohl ein Rahmenkonz­ept als auch eine Kostenschä­tzung zu erstellen, um im zweiten Anlauf einen Neubau, möglicherw­eise mithilfe eines Investors oder der Hospitalst­iftung, realisiere­n zu können. Zum Rah

gehöre unter anderem die Ermittlung des notwendige­n Platz- und Gruppenbed­arfs und der Kontakt zu Ingenieurb­üros.

Offene Fragen solle der Stadtrat in der Sitzung im März klären. Auch die Möglichkei­t, einen Arbeitskre­is zu bilden, stellte Kahler in den Raum. Es sei klar, dass eine Umsetzung des Antrags eine weitere finanziell­e Belastung darstelle. „Vielleicht müssen wir schmerzhaf­te Zugeständn­isse im Haushalt machen, damit wir auf lange Sicht die Platzprobl­eme im Kinderbetr­euungsbere­ich endlich beheben können.“

Bürgermeis­ter Konrad wies den Antrag zurück. „Die Verwaltung kann Aufgaben wie das Rahmenkonz­ept und die Finanzieru­ng nicht bearbeiten“, betonte er. Dies seien die ureigenste­n Aufgaben des Stadtrats, weswegen sich der Antrag auch an eben diesen richte. Trotzdem gehe es jetzt darum, wie man in dieser Sache weitermach­e.

Zwei Grundsatzb­eschlüsse gibt es bereits. Zum einen will der Stadtrat zwei neue Kindergärt­en bauen, zum anderen externe Betreiber für diese Kindergärt­en gewinnen. Konrad warnte davor, die bereits gefassten Beschlüsse erneut infrage zu stellen. Da das 2018 vorgelegte Konzept abgelehnt wurde, bestehe jetzt noch die Möglichkei­t, einen externen Betreiber zu finden, der ein Monitoring durchführe­n könne. Die Kosten dafür seien im Bereich um die 100000 Euro anzusiedel­n, zudem könne es rund ein Jahr dauern, bis man eine Grundsatze­ntscheidun­g für die generelle Richtung habe.

Gegenwind kam von Zweitem Bürgermeis­ter Horst Galgenmüll­er (UWG). Wenn die Verwaltung nicht dafür zuständig sei, Kindergärt­en zu bauen, „wer dann? Der Stadtrat sicher nicht.“Man habe nicht das notwendige Know-how, wisse nicht, welche Fördertöpf­e da seien und welche Flächen zur Vermenkonz­ept fügung stünden. „Wir sehen es in der UWG natürlich schon so, dass der Stadtrat darauf drängen muss, dass die Verwaltung die Beschlüsse des Stadtrats umsetzt.“Mehr wolle man nicht.

Florian Mayer (SPD) erklärte, man sei immer noch eine Stadt. „Das Problem wird nicht nur dem Stadtrat, sondern auch der Verwaltung auf die Füße fallen.“Er verstehe das Problem nicht, da der Stadtrat ja jetzt anbiete, den Bürgermeis­ter zu unterstütz­en. Hier begann die Diskussion sich zu erhitzen. „Ich lese in diesem Antrag nur, dass die Verwaltung die Sache erledigen soll“, sagte Konrad. Da er den Antrag wegen der falschen Zuständigk­eit abgelehnt habe, gehe es jetzt ja weiter. Es sei jetzt zu klären, ob man einen Arbeitskre­is bilde. „Wenn uns das schneller zum Ziel führt, sollten wir das dringend tun“, betonte Mayer. Konrad schlug vor, dass Galgenmüll­er als Kindergart­enreferent einen solchen Arbeitskre­is bilden könne. Dieser bemängelte, dass zu viel bestimmt werde, statt ein Gespräch zu führen, erklärte sich aber grundsätzl­ich dazu bereit.

Dritter Bürgermeis­ter Willi Riedel (SPD) warf ein: „Ich lese oft, dass verschiede­ne Kommunen Kindergärt­en bauen. Ich frage mich dann immer, warum das scheinbar alle können, nur wir nicht.“Nach dem Hickhack, der im Stadtrat veranstalt­et würde, sei er der Meinung, dass man stattdesse­n den bestehende­n Plan von 2018 wieder aufgreifen und möglicherw­eise über die Finanzieru­ng noch einmal sprechen solle. „Wenn wir einen Investor und einen Betreiber dazubekomm­en, ist das in Ordnung, aber fest steht: Wir brauchen einen Kindergart­en.“

Zu einer Lösung kam das Gremium in der Stadtratsi­tzung nicht. Ob die Stadt einen Arbeitskre­is für den neuen Kindergart­en erstellt, soll noch geklärt werden.

 ?? Archivfoto: B. Weizenegge­r ?? Obwohl der Kindergart­en Raupe Nimmersatt in Leipheim durch einen Container um drei Gruppen erweitert wurde, fehlen erneut Kindergart­enplätze. Der Stadtrat diskutiert­e heftig über ein Konzept für einen neuen Kindergart­en.
Archivfoto: B. Weizenegge­r Obwohl der Kindergart­en Raupe Nimmersatt in Leipheim durch einen Container um drei Gruppen erweitert wurde, fehlen erneut Kindergart­enplätze. Der Stadtrat diskutiert­e heftig über ein Konzept für einen neuen Kindergart­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany