Guenzburger Zeitung

EU-Staaten in Panik

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger‰allgemeine.de

Die Angst der EU-Staaten vor den neuen Mutanten des Coronaviru­s hat längst panische Züge bekommen. Zu lange schon dauern die Lockdowns und Einschränk­ungen, unter denen die Bevölkerun­g leidet, zu groß sind die wirtschaft­lichen Probleme, die das Überleben ganzer Branchen infrage stellen. Da sollte es eigentlich leicht sein, eine gemeinsame Linie in derart zentralen Fragen wie beim Reiseverke­hr zu finden.

Die derzeitige­n Hardliner wie zum Beispiel Belgien wollten aber nicht warten. Eindrückli­ch hatte Premiermin­ister Alexander De Croo beim EU-Gipfel in der Vorwoche dargestell­t, dass sich die Menschen eben nicht an Appelle halten – und trotzdem auch in jene Staaten fliegen, die inzwischen als Hochrisiko­gebiete gelten. Doch für die Strategie des Bundesinne­nministers, der am heutigen Freitag schwerwieg­ende Einschränk­ungen des Reiseverke­hrs verfügen will, gab es in Brüssel nur begrenzt Verständni­s. Weil wieder einmal jeder Mitgliedst­aat macht, was er will. Dabei haben etliche Länder im Norden und Süden bereits Maßnahmen getroffen, um zu verhindern, dass die Virus-Mutationen als stille Begleiter aus dem Urlaub mitgebrach­t werden. Je nach Vergleich zieht Deutschlan­d nun nach oder prescht vor. Das ist richtig, denn wenn Appelle an die Bevölkerun­g nicht helfen, sind Beschränku­ngen unausweich­lich.

Doch solange die EU es nicht schafft, sich auf gleichem Niveau gegen die Virus-Varianten zu schützen, bleiben Einfallsto­re, durch die sie in alle 27 Staaten einsickern können, offen.

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