Alles recht locker im Lockdown
Wer nicht vor Weihnachten noch schnell zum Friseur seiner Wahl eilte und sich Haupt- oder Nasenhaar kürzen ließ, der verliert inzwischen langsam, aber sicher den Status des gepflegten Menschen. Der akkurat getrimmte Schnitt, die fein bis zum Haaransatz gefärbten Haare – Präzisionsarbeit in Barbershops und in Friseursalons ist Kulturarbeit, die uns nun sichtbar fehlt. Männer wie Frauen trifft es gleichermaßen hart, dass Friseure als nicht systemrelevant eingestuft sind. Da bekommt das Wort Lock(en)down noch mal eine ganz neue Bedeutung. Haarige Zeiten!
Irgendwie hat sich zudem seit Corona ja das allgemeine Erscheinungsbild der Bürger eher zum Negativen verändert. So moderierte eine Tagesschau-Sprecherin in Jogginghosen oder der rumänische Sportminister wurde beim Interview zur Corona-Lage in Boxershorts gesichtet. Man möchte gar nicht wissen, wie es bei vielen im Homeoffice zugeht. Wer in digitalen Konferenzen an sich selbst Lock(er)down-Symptome wie Hosen mit Gummibund oder verschlissene XXL-Pullis wahrnimmt, sollte sich vielleicht an die Stilberaterin oder den Psychologen seines Vertrauens wenden. Manche sagen, der Bazillus der zunehmenden Verwahrlosung in Deutschland ist fast so ansteckend wie das Virus selbst.
Zurück zur Frisur: Einen Zentimeter und mehr wachsen Haupthaar und Barthaar im Monat. Bis der gepflegte Friseurbesuch wieder stattfindet gilt also: sprießen lassen oder selber schneiden. Nach dem Motto: Sieht ja eh kaum einer. Oder eben doch ...