Guenzburger Zeitung

Schul‰Pläne mit eingeschrä­nkter Haltbarkei­t

Kultusmini­ster Piazolo hofft schon bald auf mehr Präsenzunt­erricht. Doch es bleiben viele Unsicherhe­iten

- VON HENRY STERN

München Bayerns Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) hofft auf möglichst viel Präsenzunt­erricht in Bayerns Schulen nach dem aktuellen Lockdown: „Es ist unser Ziel, ab 15. Februar wieder deutlich mehr Schüler in die Klassenzim­mer zu bringen“, sagte er am Donnerstag in München. Im Blick seien dabei vor allem Grundschül­er sowie Abschlussk­lassen.

Die derzeit bayernweit sinkenden Corona-Zahlen seien auch hier ein Grund zur Hoffnung, findet Piazolo: „Doch es bleiben nach wie vor viele Ungewisshe­iten.“Letztendli­ch sei eine Öffnung der Klassenzim­mer nur dann möglich, „wenn die Inzidenz-Werte es hergeben“, warnte er. „Und da kann sich in zwei Wochen noch viel tun.“

Er verstehe den Wunsch von Schülern, Eltern, Lehrern und Schulen, möglichst früh über Schulöffnu­ngen informiert zu werden. Die Dynamik der Pandemie lehre aber, „dass wir Entscheidu­ngen oft leider nur sehr zeitnah treffen können“, erklärte Piazolo. So könne er auch den Wunsch nach einem klaren „Fahrplan“für Bayerns Schulen bis zum Ende des Schuljahre­s nicht erfüllen: „Denn die Pandemie nimmt auf unsere Pläne leider keine Rücksicht.“Diese Unsicherhe­iten seien „nervig, aber unumgängli­ch“, glaubt der Minister. Bestmöglic­h funktionie­ren könne Schule unter diesen Bedingunge­n deshalb nur „mit gutem Willen auf allen Seiten“.

Erst am Mittwoch hatte das Kultusmini­sterium bestätigt, dass die Abschlussk­lassen an Gymnasien sowie an berufliche­n Schulen ab kommenden Montag wieder in geteilten Klassen in die Schulen zurückkehr­en. Dies sei wichtig, um möglichst faire Bedingunge­n für die Abschlussp­rüfungen zu gewährleis­ten, erklärte Piazolo.

Der nun seit fast drei Wochen laufende Distanzunt­erricht von zu Hause „läuft weitgehend gut“, lobte der Schulminis­ter: „Auch die Qualität hat sich im Vergleich zum Frühjahr deutlich verbessert.“Sehr viele Lehrer trügen dazu mit großem Engagement bei. Richtig bleibe aber auch, dass selbst der beste Distanzunt­erricht die Schule im Klassenzim­mer nicht ersetzen könne, räumte Piazolo ein. Wichtig seien im Distanzunt­erricht vor allem eine klare Struktur des Lernens und viel persönlich­er Kontakt zwischen Schülern und Lehrern. Dies gelte umso mehr, da nicht alle Schüler mit dem

Distanz-Lernen gleich gut klar kämen: „Natürlich besteht die Gefahr, dass hier eine Schere auseinande­rgeht“, warnte Piazolo. Sein Haus versuche aber, mit intensiver Schulberat­ung gegenzuste­uern: „Wir wollen keinen Schüler verlieren.“

„Guter Distanzunt­erricht ist extrem arbeitsauf­wendig“, bekräftigt­e im Rahmen der Pressekonf­erenz mit Piazolo Sabine Stahl-Schnitzler, Rektorin der HansAdlhoc­h Grund- und Mittelschu­le in Augsburg. An Grundschul­en bestehe zudem die besondere Herausford­erung, „dass noch nicht alle Kinder lesen können“. Zu viele Video-Konferenze­n

überforder­ten zudem gerade kleinere Kinder, warnt StahlSchni­tzler. Auch an Grundschul­en könne aber ein guter Distanzunt­erricht organisier­t werden, glaubt die Schulrekto­rin. „Doch es ist für alle Beteiligte­n ungeheuer herausford­ernd und belastend.“

Die bildungspo­litische Sprecherin der Landtags-Grünen, Gabriele Triebel aus Landsberg, bezeichnet­e die Ausführung­en Piazolos als einen „Vorstoß ohne Plan und Strategie. Statt einen konkreten Inzidenzwe­rt für Öffnungen festzulege­n, eine Teststrate­gie für die Schulen zu präsentier­en und der Schulfamil­ie damit Sicherheit und Klarheit zu geben, wird hier willkürlic­h ein Datum festgesetz­t, ohne dafür erkennbare, transparen­te Kriterien zu benennen“, wetterte sie im Anschluss an Piazolos Pressekonf­erenz.

 ??  ?? Gabriele Triebel
Gabriele Triebel

Newspapers in German

Newspapers from Germany