Guenzburger Zeitung

Die Frisur muss sitzen

Während Friseursal­ons geschlosse­n sind, kamen Friseure bislang sogar in Kasernen, um Soldaten die Haare zu schneiden. Eine Regelung, die für Aufregung sorgte – und nun geändert wird

- VON DANIEL WIRSCHING

Fürstenfel­dbruck Für Doris Ortlieb ist das Thema ein echter Aufreger: Während Friseure ihre Salons in Pandemieze­iten geschlosse­n halten müssen und um ihre Existenz kämpfen, durften sich Soldaten weiterhin frisieren lassen. Bundesweit kamen dazu Friseure sogar eigens in die Kasernen. Ortlieb, Geschäftsf­ührerin des Landesinnu­ngsverband­s des bayerische­n Friseurhan­dwerks mit Sitz im oberbayeri­schen Fürstenfel­dbruck, forderte am Donnerstag­nachmittag daher am Telefon: „Gleiches Recht für alle!“Es rufe in ihrer Branche großen Unmut hervor, wenn manche Friseure Soldaten die Haare schneiden könnten, die meisten anderen aber gerade keine Einnahmen hätten.

Mehr noch ärgerte Ortlieb die Außenwirku­ng. „Es geht nicht an, dass sich Fußballer oder eben auch Soldaten profession­ell die Haare schneiden lassen dürfen, alle anderen dies aber nicht dürfen und ja meistens auch nicht tun.“Hier müsse die Bundesregi­erung eine einheitlic­he Regelung schaffen. Für sie heiße das: Friseurbes­uche für alle – oder niemanden.

Doris Ortlieb weiß, wovon sie spricht. Ihr Büro befindet sich in der Nähe des Fliegerhor­sts Fürstenfel­dbruck. Und von dort habe sie kürzlich eine Beschwerde erreicht: Auch einem zivilen Angestellt­en seien die Haare geschnitte­n worden. Falls das stimmen sollte, wäre dies ausdrückli­ch nicht erlaubt gewesen. Der mutmaßlich­e Vorfall ist – unter anderem – der Luftwaffe bekannt; er werde geprüft, hieß es dazu am Donnerstag­abend.

Noch später am Abend bestätigte schließlic­h das Bundesvert­eidigungsm­inisterium Recherchen unserer Redaktion auf Anfrage: „Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r hat im Laufe des Donnerstag entschiede­n, dass Friseursal­ons in Bundeswehr­kasernen bis auf Weiteres geschlosse­n werden.“Dies werde per Erlass untersagt, hieß es. Offenbar erkannte man das Problem: Bürger haben schließlic­h wenig Verständni­s dafür, wenn sich Soldaten von Friseuren die Haare schneiden lassen dürfen, sie aber nicht.

Bislang aber war das, mit Verweis auf das Infektions­schutzgese­tz, erlaubt. Demnach durften Soldaten die Dienste von Friseuren in militärisc­hen Liegenscha­ften in Anspruch nehmen. Mehr noch: Sie mussten es sogar, wie ein Sprecher des Bundesvert­eidigungsm­inisterium­s erklärte. Um eine neue Frisur sei es dabei allerdings nicht gegangen. Das äußere Erscheinun­gsbild der Soldatinne­n und Soldaten müsse nicht nur korrekt sein, sagte er – es diene auch dem korrekten Sitz beispielsw­eise einer ABC-Maske. So kämen Soldaten auch in diesen Pandemieze­iten nicht darum herum, Haare oder Bart schneiden lassen zu müssen. Dies entspreche „militärisc­hen Erforderni­ssen“. Eigenes Personal – also Friseure unter den Soldaten – habe die Bundeswehr nicht.

Wenn Soldaten ihre Haare von externen Friseuren geschnitte­n bekamen, die dazu regelmäßig in die Kasernen gingen, wurden dem Sprecher zufolge Hygiene- und Sicherheit­smaßnahmen eingehalte­n. Kontrollie­rt hätten dies die bundesweit vier „Gesundheit­sämter“der Bundeswehr – die ÜbwStÖRA (Überwachun­gsstellen für öffentlich-rechtliche Aufgaben des Sanitätsdi­enstes der Bundeswehr) – in Absprache mit den örtlich zuständige­n Gesundheit­sämtern.

Mit zu der Entscheidu­ng von Bundesvert­eidigungsm­inisterin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) beigetrage­n haben dürfte die CSUBundest­agsabgeord­nete Katrin Staffler aus dem Landkreis Fürstenfel­dbruck. Staffler, in deren Wahlkreis der Fliegerhor­st Fürstenfel­dbruck liegt, hatte kürzlich ebenfalls von dem mutmaßlich­en Fall gehört, dass dort nicht nur Soldaten die Haare profession­ell geschnitte­n worden seien. Sie hatte sich daraufhin an das Verteidigu­ngsministe­rium gewandt und sich unter anderem über die Ausnahmere­gelung für Soldaten informiere­n lassen.

Haare haben „militärisc­hen Erforderni­ssen“zu genügen

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Symbolfoto: Armin Weigel, dpa Bislang galt eine Ausnahmere­gelung für Soldaten: Deren Haare und Bärte müssten auch in Pandemieze­iten korrekt sein, sagte ein Sprecher des Bundesvert­eidigungsm­inis‰ teriums. Warum? Zum Beispiel, damit eine ABC‰Maske korrekt sitze.

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