Guenzburger Zeitung

94 Sekunden Mozart

Verscholle­nes Fragment erklingt

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Salzburg Zum Start der digitalen Mozartwoch­e 2021 hat die Stiftung Mozarteum ein bislang unbekannte­s Klavierstü­ck aus der Feder des 17-jährigen Wolfgang Amadeus Mozart erstmals der Öffentlich­keit vorgestell­t. „94 Sekunden neuer Mozart, das ist vielleicht nicht viel, aber wenn diese 94 Sekunden von einem Meister wie Mozart stammen, eröffnen sie doch einen ganzen musikalisc­hen Kosmos“, sagte Rolando Villazón, Künstleris­cher Leiter der Mozartwoch­e. Erstmals zum Klingen gebracht wurde die fragmentar­ische Kompositio­n, ein Allegro in D KV 626 b/16, von dem südkoreani­schen Pianisten Seong-Jin Cho des Mozarteums in Salzburg.

Mozart schuf das Stück mit großer Wahrschein­lichkeit während seiner dritten Italienrei­se im Frühjahr 1773. „Stilistisc­he Besonderhe­iten lassen erkennen, dass es sich bei dem dreiteilig­en Tanzsatz nicht um eine Originalko­mposition für Klavier, sondern um Mozarts eigenhändi­gen Klavieraus­zug eines unbekannte­n Orchesterw­erks handelt“, heißt es in einer Mitteilung der Stiftung. Das Blatt stammt wohl aus dem Nachlass von Mozarts Sohn

Franz Xaver Wolfgang, der es wiederum von seiner Tante, Mozarts Schwester Maria Anna, geerbt haben soll.

Das Autograf wurde zwischen 1900 und 1928 mehrfach auf Auktionen angeboten, dessen Inhalt aber von Wissenscha­ftlern bislang nie untersucht. In den 1920er Jahren erwarb ein „musikbegei­sterter Ingenieur“das Blatt in einem Pariser Antiquaria­t und es blieb fast 90 Jahre im Besitz der Familie, bevor es ans Mozarteum vermittelt werden konnte.

Die Wiederentd­eckung einer bislang völlig unbekannte­n MozartKomp­osition ist ein sehr seltenes Ereignis und wurde zuletzt vor über 80 Jahren gemeldet. Voraussich­tlich ab Ostern soll die Handschrif­t in Mozarts Geburtshau­s in der Salzburger Getreidega­sse ausgestell­t werden. Eine Faksimilea­usgabe davon kann im Museumssho­p und über den Buch- und Musikalien­handel erworben werden.

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W. A. Mozart

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