Wut über Wanderer
Gruppe soll Corona verbreitet haben
Mühlheim an der Donau Ein Wanderausflug einer 14-köpfigen Gruppe samt geselligem Beisammensein in einer Hütte hat in Baden-Württemberg einen Anstieg von CoronaInfektionen ausgelöst – und für Entsetzen bei Politikern gesorgt. Der Bürgermeister der Stadt Mühlheim an der Donau, Jörg Kaltenbach, sagte laut Bild: „Die Wanderer stammen aus zehn Haushalten. Niemand aus der Gruppe hat sich an die Corona-Regeln gehalten, wie wir jetzt erfahren haben. Dabei haben sich Beteiligte gegenseitig angesteckt und später andere infiziert. Das muss hart bestraft werden!“
Positiv getestete Teilnehmer sollen auch ihre Quarantäne gebrochen und auf der Arbeit weitere Menschen angesteckt haben. In Mühlheim lag die Sieben-Tage-Inzidenz Ende vergangener Woche bei fast 1000, seither sank der Wert auf rund 500. Im Landkreis Tuttlingen, wo sich Mühlheim befindet, wurden am Mittwoch 100,9 Neuinfektionen pro 100000 Einwohner binnen einer Woche registriert.
Die Gruppe war am 16. Januar durch das verschneite Donautal gewandert. Stefan Bär, Landrat des Landkreises Tuttlingen, sagte dazu am vergangenen Freitag, dass aus dieser Wanderung – „Stand heute“– 25 positive Fälle hervorgegangen seien. In einer am Montag veröffentlichten Erklärung des Mühlheimer Gemeinde- und Ortschaftsrats hieß es dann, es seien offenkundig auch bewusst falsche Angaben bei der Kontaktnachverfolgung gemacht worden. Der Vorfall habe dem Ansehen der Stadt und des Landkreises stark geschadet.
Am Donnerstag wurde bekannt, dass die Wanderer voraussichtlich nicht mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen müssen. Man gehe davon aus, dass sie keine Straftaten begangen hätten, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Rottweil. Vermutlich handele es sich um Ordnungswidrigkeiten. Die Staatsanwaltschaft sei in dem Fall auch gar nicht eingeschaltet worden – entgegen anderslautenden Berichten. Jetzt gelte es zu klären, ob die Person oder die Personen, die bei der Wanderung schon mit dem Coronavirus infiziert gewesen seien, von ihrer Infektion gewusst hätten, sagte ein Sprecher der Polizei Konstanz. Das wäre Voraussetzung für ein Körperverletzungsdelikt.
In Baden-Württemberg liegen im Moment noch fünf Städte und Landkreise über dem Wert von 100 Neuinfektionen je 100000 Einwohner binnen sieben Tagen. Heilbronn stand am Mittwoch mit 155,6 an der Spitze.