König? Legende? Gott? Nein, Zlatan
Wenn Chuck Norris Kinoleinwände eroberte, erahnte der Cineast nach wenigen Szenen, wo die Qualitäten des amerikanischen Schauspielers liegen. Weniger in mephistophelischen Dialogen denn in Tatendrang und Schlagkraft. Der ehemalige Kampfsportler glich Sparsamkeit an Worten durch verschwenderisches Geballer aus. Kultstatus erlangte der Darsteller weniger wegen seiner Schauspielkunst, seine „Fakten“sorgen im Internet für reichlich Amüsement. Beispiele gefällig: „Chuck Norris hat kein Corona. Corona hat Chuck Norris.“Oder: „Chuck Norris isst keinen Honig. Er kaut Bienen.“Sie schmunzeln? Na dann, einen noch: „Wenn Chuck Norris Liegestütze macht, drückt er die Erde nach unten.“
Würde man sich im Sport auf die Suche nach einem Chuck Norris begeben, so liefe es auf Zlatan Ibrahimovic hinaus. Der Schwede ist die Idealbesetzung, ein Prototyp. Allein seines wuchtigen Körpers und seiner grimmigen Miene wegen. Dazu noch sein Hang zu asiatischer Kampfkunst, die ihn im gehobenen Fußballeralter von 39 Jahren weiterhin Spagatsprünge in die Luft schneiden lässt.
Große Klappe, muss natürlich auch sein. Wenn ein Ibrahimovic etwas sagt, sind das Sätze, die Pyramiden einstürzen lassen. Bescheidenheit ist eine Zier, nichts aber für einen Ibrahimovic. Nach seiner Zeit bei Paris St. Germain verkündete er: „Ich kam als König und gehe als Legende.“Wichtig auch: von sich selbst in der dritten Person sprechen. Als er beim AC Milan mit 38 seinen Vertrag verlängerte, tönte er. „Ich bin nicht wie ihr, ich bin Zlatan Ibrahimovic – und wärme mich gerade erst auf.“Auch schön, als ein Reporter einmal wissen wollte, wer denn das Spiel gewinne, antwortete Ibrahimovic: „Das weiß Gott. Und der steht direkt vor dir.“
Nun ließen sich diese Aussagen als Überheblichkeit, Selbstüberschätzung oder Arroganz interpretieren. Mitspieler, die ihm seit Jahren zuarbeiten und für die Dreistigkeit eines eigenen Torschusses von Ibrahimovic Kopfschütteln und Todesblicke ernten, werden das bejahen. Nur, die Taten des Hünen sprechen für sich. Jüngst erzielte Ibrahimovic seinen 500. Treffer in einem Vereinstrikot, in Italien, Frankreich und Italien feierte er Meisterschaften. Große Sprüche also – aber auch was dahinter.
Der Weg zu Zlatan-„Fakten“ist geebnet. „Tore entscheiden kein Spiel, sie entscheiden sich für Zlatan.“Oder: „Zlatan gewinnt keinen Pokal. Der Pokal gewinnt Zlatan.“