„Eigentlich hätten wir zwei Wochen Ferien verdient“
Das Capito-Team diskutiert mit Schülern, wie Fake News entstehen und wem sie nutzen
Augsburg Die Sechstklässler des Wertinger Gymnasiums sind noch ein bisschen zurückhaltend. Es ist Freitag, 7.50 Uhr, per Videokonferenz erzählt Lehrer Christian Aigner gerade etwas über die römischen Bäder in Pompeji. Eine normale Unterrichtsstunde in der CoronaZeit, könnte man meinen. Aber das ist nicht ganz richtig. Capito, die tägliche Kinderseite der Augsburger Allgemeinen, ist an diesem Tag zu Gast. Eine Stunde lang wird Redakteurin Lea Thies mit den Schülern über Fake News sprechen. Schnell wird klar: Die Buben und Mädchen haben selbst schon einige Berührungspunkte mit dem Thema gehabt.
Wegen der Pandemie ist an den Schulen gerade vieles anders. Um für ein bisschen Abwechslung zu all den Videokonferenzen zu sorgen, kam dem Capito-Team die Idee, einigen Klassen einen digitalen Schulbesuch abzustatten – mit einem spannenden, aktuellen Thema im Gepäck. Viele Lehrer haben sich nach einem Aufruf unserer Zeitung gemeldet. So auch die Latein-Klasse von Christian Aigner.
Zu Beginn müssen erst einmal die wichtigsten Fragen geklärt werden. Was sind Fake News überhaupt? Was macht sie aus und warum können sie gefährlich sein? Das Thema ist in der Corona-Zeit wohl aktueller denn je. Schüler bewegen sich derzeit – notgedrungen – viel im Internet, einem Ort, an dem besonders viele manipulierten Falschmeldungen verbreitet werden. Warum machen Menschen das überhaupt, will Capito-Redakteurin Thies wissen. Schülerin Sophie hat eine Idee. Sie sagt: „Weil man damit Geld verdienen kann, zum Beispiel mit Klicks und Werbung.“Außerdem könnten so politische Wahlen beeinflusst werden, fügt die Sechstklässlerin an.
Ein paar in der Klasse haben selbst schon Erfahrungen mit Fake News gemacht. Schüler Marius erzählt, dass er zusammen mit einem Freund einmal im Internet auf einen Onlineshop gestoßen sei, in dem viele Waren extrem billig angeboten worden seien. „Ich habe das dann meinem Papa erzählt. Er hat herausgefunden, dass es eine Fake-Website ist“, sagt er.
Capito will mit den digitalen Schulbesuchen nicht nur die Neugier der Schüler an aktuellen Themen wecken. Die Redakteure wollen auch herausfinden, was die Schüler im Distanzunterricht beschäftigt. Haben sie sich an das digitale Lernen gewöhnt? Um einen Eindruck davon zu bekommen, hat Redakteurin Thies zunächst sechs Schulklassen besucht, von der ersten Klasse einer Grundschule bis zur achten Klasse einer Mittelschule ist schon alles dabei gewesen. Um sich einen möglichst guten Eindruck der Bedingungen machen zu können, wird das Capito-Team in den kommenden Wochen noch viele weitere Klassen im Distanzunterricht besuchen.
Die Sechstklässler des Wertinger Gymnasiums jedenfalls sind sich einig: Das Lernen daheim funktioniert ganz gut – zumindest technisch. Trotzdem wollen die Schüler so schnell wie möglich zurück in die Schule. „Da kriegt man einfach viel mehr vom Stoff mit“, sagt Schülerin Franziska, und ihr Klassenkamerad Jakob fügt an: „Ich will einfach auch meine Freunde wiedersehen.“Dass die bayerische Regierung die Faschingsferien gestrichen hat, damit die Schüler zuvor versäumten Stoff nachholen können, findet man in der Lateinklasse nicht besonders gut. Das Homeschooling, sagen viele, sei oft anstrengend. Schüler Marius hat daher einen klaren Vorschlag: „Statt einer hätten wir eigentlich zwei Wochen Ferien verdient.“Das sehen offensichtlich auch seine Mitschüler so, prompt erfolgt ihre digitale Zustimmung.