Keine Spur von Aufschwung
Der Erholung geht die Puste aus
Berlin Die Verlängerung der Corona-Starre in Deutschland lastet schwer auf dem Wirtschaftsleben. In Branchen wie Handel, Gastronomie, Freizeit und Kultur blicken viele Unternehmer in den Abgrund, aber selbst beim Hoffnungsträger Industrie sind die Skeptischen in der Überzahl. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Deutschen Industrieund Handelskammertages (DIHK) unter mehr als 30000 Unternehmen. Über alle Wirtschaftszweige hinweg rechnen 31 Prozent der Firmen mit schlechteren Geschäften, 22 Prozent mit besseren.
Das hat Folgen für das Wirtschaftswachstum. Glaubten im Herbst noch viele Ökonomen, dass der tiefe Absturz der Konjunktur im neuen Jahr beinahe ausgeglichen werden könnte, ist von dieser Hoffnung nicht mehr viel übrig. Der DIHK erwartet nach dem 2020er Minus von 5 Prozent nur noch ein Wachstum von 2,8 Prozent. Ohne die neuerliche Verlängerung des Lockdowns hätte der DIHK eine Wachstumsprognose von 3,2 Prozent abgegeben.
Bei einem Teil der Unternehmer in Zwangspause, wie zum Beispiel Hoteliers, Fitnessstudiobetreibern, Kosmetikern und Fachhändlern, geht es aber nicht mehr um Wachstum, sondern um das nackte Überleben. Die Zahlen aus der DIHKUmfrage sind erschreckend: Ein Drittel der Unternehmer aus der Reisewirtschaft betrachtet sich selbst als pleitegefährdet, bei den Taxibetrieben ist es jeder fünfte. In letzterer Größenordnung liegen auch der Freizeit- und Kulturbereich und die Gastronomie. Eine von fünf Gastwirtschaften wird die Pandemie nicht überstehen. Selbst die Industrie kann die coronabedingte Schwäche anderer Sektoren nicht allein ausgleichen. Zwar erwartet ein Drittel der Industriefirmen höhere Umsätze, aber dem steht auch ein Viertel gegenüber, die mit weniger Geschäft rechnen.
Für großen Unmut im Unternehmerlager sorgte in den vergangenen Wochen die schleppende Auszahlung der staatlichen Hilfen. „Ich weiß, wie viele Menschen auf das Geld warten“, zeigte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag Verständnis. „Ich weiß, wie der Einzelhandel leidet und andere auch.“Die Unions-Fraktion hat ihrem Wirtschaftsminister Peter Altmaier deshalb mächtig Druck gemacht, damit die Auszahlungen Tempo aufnehmen und es beim neuen Zuschuss-Programm zu keinen Verzögerungen kommt. Die Unternehmen können nun weitere Hilfen für den Zeitraum von November vergangenen Jahres bis Juni dieses Jahres beantragen. Je nach Höhe des Umsatzeinbruches werden 40 Prozent, 60 Prozent oder 90 Prozent der Fixkosten erstattet. Erste Abschläge von maximal 100000 Euro soll die Staatskasse ab dem 15. Februar überweisen.