Guenzburger Zeitung

Biden schmiedet neue Impf‰Allianz

Corona Mit Milliarden­zuschüssen wollen die USA und EU-Europa den Kampf gegen die Pandemie in den ärmeren Ländern forcieren. Einem deutschen Minister ist das noch zu wenig

- VON DETLEF DREWES, CHRISTIAN GRIMM UND STEFAN LANGE

Berlin/München Mit Milliarden­zusagen für die globale Impfkampag­ne wollen die sieben großen Wirtschaft­smächte (G7) den Kampf gegen die Corona-Pandemie in armen Ländern vorantreib­en. Zum virtuellen G7-Gipfel mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den anderen Staats- und Regierungs­chefs der Siebenergr­uppe hat US-Präsident Joe Biden vier Milliarden US-Dollar zugesagt. Die Bundesregi­erung stellt 1,5 Milliarden Euro bereit. Weitere 500 Millionen sollen von der Europäisch­en Union kommen.

Die Bundesregi­erung habe sich von Beginn an dafür eingesetzt, „dass wir diese Pandemie weltweit bekämpfen“, betonte Regierungs­sprecher Steffen Seibert. Wenn Deutschlan­d eines Tages mit Corona fertig geworden sein sollte, „dann nützt uns das noch nicht sehr viel, wenn in anderen Teilen der Welt die Pandemie noch wütet. Denn dann werden die Einträge von dort zu uns kommen.“Der deutsche Beitrag von 1,5 Milliarden Euro wurde bereits vom Haushaltsa­usschuss des Bundestags freigegebe­n. Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) geht das allerdings nicht weit genug. Die zugesagten Mittel reichten nicht aus, sagte er. „Internatio­nal muss da mehr passieren.“Nach Einschätzu­ng von Müller und der Weltgesund­heitsorgan­isation fehlen noch 27 Milliarden Dollar für eine medizinisc­he Antwort auf die Pandemie. Dabei sind Kosten für Forschung, Tests und Diagnostik mitgerechn­et.

Der CSU-Politiker Manfred Weber, Chef der konservati­ven Fraktion im Europaparl­ament, forderte gegenüber unserer Redaktion einen weiteren G7-Gipfel, bei dem über funktionie­rende Lieferkett­en und die Verteilung der Impfdosen auf die Welt beraten werden soll. „Der Impf-Egoismus, den wir in den USA und teilweise auch in Großbritan­nien erleben, ist zwar irgendwo nachvollzi­ehbar, aber eine schwere Belastung“, sagte Weber. Sollte ein Unternehme­n sich weigern, mit anderen zusammenzu­arbeiten, um Vakzine schneller liefern zu können, solle ein Staat auch Zwangslize­nzierungen vornehmen können. Die wichtigste Erkenntnis der vergangene­n Monate laute: „Der Markt allein wird es nicht regeln.“

„Covid hat uns gezeigt, dass keine Nation im Angesicht einer Pandemie alleine handeln kann“, teilte das Weiße Haus in Bidens Namen mit. „Alle Länder sollten in der Lage sein, Ausbrüche zu verhindern, zu erkennen und darauf zu reagieren.“Zunächst stellen die USA zwei Milliarden Dollar für die Impfinitia­tive bereit. Weitere zwei Milliarden werden freigegebe­n, wenn andere Länder ihre Zusagen erfüllt haben.

Der Kampf gegen die Pandemie und die Verteilung von Impfstoffe­n waren das Hauptthema des OnlineGipf­els der G7. Es ist das erste große internatio­nale Treffen, an dem der neue US-Präsident teilnahm. Gastgeber war der britische Premiermin­ister Boris Johnson. „Es hat keinen Sinn, dass wir nur unsere eigene Bevölkerun­g impfen“, sagte er. „Wir müssen sicherstel­len, dass die ganze Welt geimpft ist.“Zu den G7 gehören neben den USA, Großbritan­nien und Deutschlan­d auch Frankreich, Italien, Kanada und Japan. Im Anschluss an das Treffen nahm Biden auch an der virtuellen Sicherheit­skonferenz in München teil. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron setzte sich dafür ein, dass reiche Länder vier bis fünf Prozent ihrer Impfdosen an ärmere Länder abgeben. Er habe dies mit Angela Merkel besprochen, und sie unterstütz­e dies, sagte Macron. Eine solche Spende würde die Impfpläne der reicheren Länder nicht stören.

Auch in Deutschlan­d ist das Virus trotz sinkender Infektions­zahlen noch nicht besiegt. „Wir stehen möglicherw­eise erneut an einem Wendepunkt“, warnte der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler. Der Kampf gegen das Virus werde wegen der neuen Varianten schwierige­r. Wieler rechnet damit, dass sich auch mehr Jüngere infizieren werden. Schulen und Kindergärt­en können aus seiner Sicht dennoch geöffnet werden, solange die Hygienekon­zepte streng eingehalte­n werden.

Weber regt weiteres G7‰Treffen an

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