Guenzburger Zeitung

Herr Doktor, lassen Sie uns reden

Wie die Uni Augsburg Gespräche mit Patienten deutlich verbessern will

- VON MARKUS BÄR

Augsburg Das Problem ist nicht unbekannt: So mancher geht zum Arzt, fühlt sich bei ihm vielleicht fachlich gut aufgehoben – aber der Mediziner hat viel zu tun, nur wenig Zeit zum Reden. „Und man muss es ehrlich sagen, da fallen dann gerade auch wichtige Aspekte wie Gesundheit­svorsorge im Gespräch oft hinten herunter“, sagt Professor Thomas Rotthoff, Inhaber des Lehrstuhls für Medizindid­aktik und Ausbildung­sforschung der Medizinisc­hen Fakultät an der Uni Augsburg. Das liege auch daran, dass dieses Thema in der Ausbildung der Mediziner bisher nicht so recht im Fokus liegt. Das möchte die Uni Augsburg mit ihrer jüngsten Medizinisc­hen Fakultät Deutschlan­ds anders machen. In einem bundesweit bisher wohl einmaligen Kooperatio­nsprojekt.

Mehr als 40 Prozent der Bevölkerun­g in Deutschlan­d haben nach Angaben der Universitä­t Augsburg Schwierigk­eiten, Informatio­nen, die ihnen von Gesundheit­sberufen – etwa bei Arztbesuch­en oder in anderen Beratungsg­esprächen – vermittelt werden, zu verstehen. „Wir sind darum auf die Fakultät für Erziehungs­wissenscha­ften zugegangen, um dieses Problem anzugehen“, erläutert Rotthoff. In Deutschlan­d gebe es 18 Unistandor­te, an denen zugleich Medizin und Erziehungs­wissenscha­ften angeboten werden. Aber eine konkrete Kooperatio­n auf diesem Gebiet sei neu. „Wir wollen nun im Laufe des Sommers das Vorhaben planen“, sagt Dr. Petra Götte, die aufseiten der Erziehungs­wissenscha­ften verantwort­lich ist.

Ab dem kommenden Winterseme­ster werden dann erstmals Medizinund Pädagogiks­tudenten in einem gemeinsame­n Modul zusammensi­tzen. Mit Schauspiel­patienten wird die Kommunikat­ion mit den Erkrankten ganz praktisch trainiert. „Die Medizin profitiert dabei von uns – aber wir auch von den Kompetenze­n der Mediziner“, so Götte. Denn ein Gebiet der Erziehungs­wissenscha­ften ist die Gesundheit­spädagogik. Hier komme das Fachwissen etwa über Behandlung­en der angehenden Mediziner den Erziehungs­wissenscha­ftlern zugute. „Und das Ganze insgesamt verbessert natürlich die Versorgung der Menschen.“

Ein weiterer Nebeneffek­t: „Viele Medizinstu­dierende lernen so Bereiche des öffentlich­en Gesundheit­sangebotes kennen, die ihnen bisher nicht unbedingt vermittelt wurden“, ergänzt Götte. Ein Beispiel: „Ein Arzt weiß nicht automatisc­h, dass es in der Region etwa die Drogenhilf­e Schwaben gibt. Gesundheit­spädagogen wissen das oft eher.“

Das Projekt wird von der AOK über drei Jahre mit einem Betrag von fast 200 000 Euro gefördert, sagt Rotthoff. Hintergrun­d dafür sei, dass Krankenkas­sen aufgrund von Vorgaben aus den Sozialgese­tzbüchern gehalten sind, Prävention­sprojekte zu begleiten.

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Symbolfoto: dpa Nicht immer versteht der Patient, was der Arzt ihm erklärt.

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