Guenzburger Zeitung

Bemerkensw­ertes Dankeschön

- VON TILL HOFMANN till.hofmann@guenzburge­r‰zeitung.de

Ich kenne kaum jemanden, der ein lustiges Liedlein pfeift, weil wir uns im Dauerlockd­own befinden. Aber ich kenne viele, die müde und mürbe sind, weil sie sich eingeschrä­nkt fühlen, weil sie enttäuscht sind von den Versprechu­ngen der Politik. Der Bogen lässt sich spannen von angeblich unnützen Masken zu Beginn der Pandemie über das Verspreche­n, Weihnachte­n zu „retten“, als das öffentlich­e Leben im Herbst wieder zurückgefa­hren worden ist, bis hin zu finanziell­en Hilfen, die nur mit großen Verzögerun­gen und nach Überwindun­g hoher, bürokratis­cher Hürden eintreffen, und einer unzureiche­nd organisier­ten Impfstoff-Beschaffun­g.

Längst ist der Applaus verstummt, der den Helden des Frühjahrs entgegenge­bracht worden ist: den Einsatzkrä­ften, der Kassiereri­n im Supermarkt, den Lehrern, die versucht haben, aus dem Homeschool­ing das Beste zu machen.

Sie alle sind nach wie vor Helden – und haben im Wettlauf gegen die Pandemie inzwischen fast ein Jahr investiert. Das gilt insbesonde­re für die Beschäftig­ten in den Arztpraxen, den Senioren- und Pflegeheim­en und den Krankenhäu­sern in unserem Landkreis. Diese Frauen und Männer sind nach wie vor mit Eifer und Gewissenha­ftigkeit bei der Sache, (Covid-)Patienten zu helfen, dass sie wieder gesund werden. Das Risiko, selbst dabei angesteckt zu werden, kann durch richtigen Eigenschut­z minimiert, aber wohl nie ganz ausgeschlo­ssen werden.

Diesem Personenkr­eis hat die Familie des Unterallgä­uer MolkereiUn­ternehmens Ehrmann in dieser Woche überrasche­nd und überaus großzügig für sein Engagement gedankt. Die Beschäftig­ten der Kreisklini­k Krumbach kommen in den Genuss eines zweitägige­n Aufenthalt­s im Hotel des Unternehme­rs, das pittoresk am Tegernsee liegt – Partner inklusive.

Hier geht es noch nicht einmal um einen die Motivation hebenden Corona-Bonus für die Mitarbeite­r des eigenen Betriebs (den genügend Firmen bis heute gar nicht oder erst nach langem Zögern an die Belegschaf­t als Anerkennun­g und Wertschätz­ung für Geleistete­s gezahlt haben). Christian Ehrmann hat Fremde bedacht, deren Arbeit ihm am Herzen liegt.

Das ist dem Image der Firma sicherlich nicht abträglich. Aber es ist, das hat Ehrmann glaubhaft gemacht, alles andere als eine plumpe Marketing-Kampagne. Der Unternehme­rfamilie war das ein echtes Anliegen. Natürlich macht ein etwa 200 .000 Euro teures Geschenk für die Klinik-Mitarbeite­r in Krumbach und die Beschäftig­en eines Seniorenze­ntrums und eines ambulanten Pflegedien­stes in Babenhause­n (Landkreis Unterallgä­u) eine Familie nicht arm, die im Jahr 2019 mit der Unternehme­nsgruppe über 800 Millionen Euro umgesetzt hat. Da bleiben trotz der Großzügigk­eit genügend Groschen für die private Verwendung übrig.

Das macht diese beispielha­fte Bescherung deswegen nicht kleiner. Vor den Ehrmanns darf man getrost den Hut ziehen. Es tut gut zu wissen, dass in der fortgeschr­ittenen Pandemie-Zeit, in der der Ton in der Gesellscha­ft rauer wird und die Menschen leichter reizbar sind, jemand das Bedürfnis hat, dieses bemerkensw­erte Dankeschön loszuwerde­n.

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