Bemerkenswertes Dankeschön
Ich kenne kaum jemanden, der ein lustiges Liedlein pfeift, weil wir uns im Dauerlockdown befinden. Aber ich kenne viele, die müde und mürbe sind, weil sie sich eingeschränkt fühlen, weil sie enttäuscht sind von den Versprechungen der Politik. Der Bogen lässt sich spannen von angeblich unnützen Masken zu Beginn der Pandemie über das Versprechen, Weihnachten zu „retten“, als das öffentliche Leben im Herbst wieder zurückgefahren worden ist, bis hin zu finanziellen Hilfen, die nur mit großen Verzögerungen und nach Überwindung hoher, bürokratischer Hürden eintreffen, und einer unzureichend organisierten Impfstoff-Beschaffung.
Längst ist der Applaus verstummt, der den Helden des Frühjahrs entgegengebracht worden ist: den Einsatzkräften, der Kassiererin im Supermarkt, den Lehrern, die versucht haben, aus dem Homeschooling das Beste zu machen.
Sie alle sind nach wie vor Helden – und haben im Wettlauf gegen die Pandemie inzwischen fast ein Jahr investiert. Das gilt insbesondere für die Beschäftigten in den Arztpraxen, den Senioren- und Pflegeheimen und den Krankenhäusern in unserem Landkreis. Diese Frauen und Männer sind nach wie vor mit Eifer und Gewissenhaftigkeit bei der Sache, (Covid-)Patienten zu helfen, dass sie wieder gesund werden. Das Risiko, selbst dabei angesteckt zu werden, kann durch richtigen Eigenschutz minimiert, aber wohl nie ganz ausgeschlossen werden.
Diesem Personenkreis hat die Familie des Unterallgäuer MolkereiUnternehmens Ehrmann in dieser Woche überraschend und überaus großzügig für sein Engagement gedankt. Die Beschäftigten der Kreisklinik Krumbach kommen in den Genuss eines zweitägigen Aufenthalts im Hotel des Unternehmers, das pittoresk am Tegernsee liegt – Partner inklusive.
Hier geht es noch nicht einmal um einen die Motivation hebenden Corona-Bonus für die Mitarbeiter des eigenen Betriebs (den genügend Firmen bis heute gar nicht oder erst nach langem Zögern an die Belegschaft als Anerkennung und Wertschätzung für Geleistetes gezahlt haben). Christian Ehrmann hat Fremde bedacht, deren Arbeit ihm am Herzen liegt.
Das ist dem Image der Firma sicherlich nicht abträglich. Aber es ist, das hat Ehrmann glaubhaft gemacht, alles andere als eine plumpe Marketing-Kampagne. Der Unternehmerfamilie war das ein echtes Anliegen. Natürlich macht ein etwa 200 .000 Euro teures Geschenk für die Klinik-Mitarbeiter in Krumbach und die Beschäftigen eines Seniorenzentrums und eines ambulanten Pflegedienstes in Babenhausen (Landkreis Unterallgäu) eine Familie nicht arm, die im Jahr 2019 mit der Unternehmensgruppe über 800 Millionen Euro umgesetzt hat. Da bleiben trotz der Großzügigkeit genügend Groschen für die private Verwendung übrig.
Das macht diese beispielhafte Bescherung deswegen nicht kleiner. Vor den Ehrmanns darf man getrost den Hut ziehen. Es tut gut zu wissen, dass in der fortgeschrittenen Pandemie-Zeit, in der der Ton in der Gesellschaft rauer wird und die Menschen leichter reizbar sind, jemand das Bedürfnis hat, dieses bemerkenswerte Dankeschön loszuwerden.